Es
kommt der Tag, da müssen wir liebgewonnene Gewohnheiten, Dinge, Orte
oder Menschen hinter uns lassen, die uns vertraut waren und uns lange
Zeit das Gefühl von Sicherheit, Geborgenheit und Verbundenheit gaben.
Wir müssen uns verabschieden.
Abschied
nehmen von dem, was zu unserem bisherigen Leben gehörte, besonders
wenn es wichtig und wertvoll für uns war, ist schwer. Sich von einem
vertrauten oder einem geliebten Menschen verabschieden zu müssen ist
sehr schwer. Es ist ein Gefühl als zerreiße man innerlich, als breche
etwas ab, ein Teil des Ganzen geht verloren und damit auch ein Teil von
uns.
Wenn
Wege sich trennen hat das einen Grund, nichts geschieht ohne Grund.
Aber der Gedanke hilft uns nicht in unserem Schmerz. Verlust tut weh,
sagt das Herz und es weint.
Aber
verlieren wir, wenn wir uns von einen Menschen verabschieden müssen,
wirklich einen Teil unserer Selbst oder verlieren wir nur eine
Vorstellung, die wir von uns selbst und diesem Menschen hatten und in
der wir uns über eine lange Zeit eingerichtet haben?
Der
Verstand sagt, du kannst und wirst vieles verlieren, aber dich selbst
nicht. Du kannst nicht verlieren, was dich von innen hält. Dazu gehören
deine Träume, dein Glaube, die eigene Wahrheit, deine tiefsten Werte und
Überzeugungen und deine Erfahrungen - und dazu gehört auch was du mit
diesem Menschen erfahren durftest. Das bleibt, das verlierst du nicht.
Das ist ein Geschenk, das du für immer bewahren wirst. All das, was du
mit diesem Menschen gefühlt, getan, erlebt, geteilt hast, all das bleibt
in der Schatzkammer deiner Erinnerung.
Ja, das ist wahr, sagt das Herz, aber das Herz weint noch immer.
Das ist mehr als ein Bruch, das fühlt sich an wie ein Knacks, das ist für manche von uns sogar ein persönlicher Weltuntergang.
Wie
weiter leben, ohne den anderen, wie alleine weitermachen ohne seine
Nähe, sein Verstehen, seinen Beistand, seine Berührung, seine LIebe,
sein Dasein, das mir das Gefühl gab, ich bin nicht allein in der Welt?
Wie geht das? Wie stehe ich das durch? Was hält mich denn jetzt, wenn
sich seine Hand sich nicht mehr um die meine schließt und ich alle Wege
alleine gehen muss? Er fehlt, dieser Mensch, da kann der Verstand noch
so viel argumentieren.
Es tut nicht nur weh, was fehlt, es tut auch weh, dass alles zerstört ist, was hätte sein können.
Das macht es nicht leichter. Das stürzt uns in noch tiefere Trauer. Da kommt Angst und da kommt Verzweiflung.
Dieses „was hätte sein können ...“
Aber es wird nicht mehr sein. Aus. Vorbei. Ende.
Aber: Hätte es sein sollen, wäre es noch.
Hilft dieser Gedanke um das Herz zu beruhigen, es zu trösten?
Mir hilft er schon.
Ich
glaube, wir verlieren nichts zufällig. Hinter jedem Verlust steht eine
Entwicklung, die lange Zeit vor dem tatsächlichen Verlust ihren Anfang
hatte und ihren Lauf nahm.
Wenn
sich Wege trennen, weißt es darauf hin, das da etwas nicht mehr stimmig
war, dass wir uns auseinanderbewegt und entwickelt haben, dass der
gemeinsame Weg kein Weg mehr war, dass der andere irgendwann stehen
geblieben ist oder innerlich eine andere Richtung eingeschlagen hat,
oder dass wir ihn innerlich längst verlassen haben oder er uns.
Lange
vor dem Abschied gab es Zeichen. Vielleicht haben wir sie gesehen,
vielleicht haben wir gespürt, wie sich Verbundenes auflöst, leise, aber
aber mehr und mehr. Vielleicht haben wir sogar versucht diese
Entwicklung aufzuhalten, dem anderen gesagt, was wir spüren und ihn
hingewiesen auf das Band, das sich lockert. Aber er hat es nicht hören
wollen oder er konnte es nicht hören.
Er
muss seinen Weg gehen. So wie wir den unseren gehen müssen. Das Band
löst sich auf, wenn es an der Zeit ist, und wir können es nicht ändern,
wenn es so ist.
Es ist wie es ist.
Wir
können nichts festhalten. Im Akt des Festhaltenwollens, liegt die
Wahrheit: Es will, es muss sich lösen. Und ja, das tut weh.
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