Mittwoch, 25. August 2021

Den inneren Kampf aufgeben

 

                                                            Malerei: A. Wende


Der innere Kampf ist alles, was wir unternehmen um schmerzhaftes Erleben, Gefühle, Gedanken oder Erinnerungen zu vermeiden. Wir laufen weg, wir leugnen, wir unterdrücken, wir kompensieren, wir stürzen uns in die Arbeit, wir lenken uns ab, wir ziehen uns von der Welt zurück, wir betäuben uns mit Essen, Vergnügen, Drogen und Alkohol.
All das ist im Kampf gegen das innere Erleben sinnlos. 
 
Der Versuch unser Innerstes zu unterdrücken gelingt nie.
Es ist nicht nur ein illusorisches Unterfangen, es trägt auch die Gefahr in sich, dass das, was wir nicht sehen und fühlen wollen, noch mehr Raum einnimmt und sich verstärkt. Der innere Kampf wird zur Falle, der Versuch ihn zu vermeiden wird zur Sucht, die eine immer höhere Dosis verlangt.
Wer verändern will, was er empfindet, verändert nichts zum Guten. Wie jede Sucht macht es uns unfrei. Wir sind abhängig von dem Kampf, das eigene innere Erleben zu ändern. Wir sind Gefangene unserer Selbst wie alle Süchtigen, die sich im Kampf gegen sich selbst, selbst zerstören.
Wie der Süchtige, der sich betäuben muss, weil er sich selbst nicht aushält, weil er nicht fühlen will, was er fühlt, hindern wir uns daran, uns voll und ganz auf uns einzulassen. Uns fehlt die Kompetenz eine ehrliche tiefe Beziehung mit uns selbst einzugehen, sie zu pflegen und aufrechtzuerhalten.
Die Vermeidungstrategien, die kurzfristig für emotionale Erleichterung sorgen und unangenehme Gefühle besiegen sollen, hindern uns daran uns selbst ernst zu nehmen und unsere wahren Bedürfnisse und Wünsche zu erkennen. 
 
Mit jedem Vermeiden, mit jeder kleinen Flucht, entfernen wir uns weiter von uns selbst. So werden wir uns nicht finden.
Im Gegenteil - wir verlieren uns, je öfter wir vor uns weglaufen, immer mehr. Wir isolieren uns von uns selbst und je mehr wir uns von uns selbst isolieren, desto mehr isolieren wir uns von anderen und von der Welt. Wie der Süchtige werden wir uns selbst fremd und am Ende sind wir nur noch ein Schatten unserer selbst. Wie jede Form des inneren Kampfes blockiert die innere Flucht Selbsterkenntnis, Selbstbewusstsein, Kreativität, Wachstum, Entwicklung und Lebensenergie. Und es gibt keine Form dieses Kampfes, die sich langfristig aus hilfreich entwickelt. Es wird nicht besser, was wir fühlen holt uns ein. Irgendwann, irgendwie, mächtiger und größer und dann haben wir ein richtig fettes Problem.
 
Strecken also wir die Waffen, schauen wir hin, hören wir auf zu kämpfen, befreien wir uns, indem wir uns erlauben zu fühlen, was wir fühlen. Lassen wir zu, was ist - dann lassen wir uns selbst zu. Und dann lernen wir mit unseren ungeliebten Gefühlen auf gesunde Weise umzugehen.
Tun wir das nicht und führen den sinnlosen Kampf weiter, werden wir wie der Süchtige, unsere emotionale Entwicklung abtöten.
Und wer sind wir dann? 
Gefühllose Marionetten, abgestumpft und unerreichbar für all das, was Leben ist.

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