Sonntag, 22. November 2020

Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf.

 


Wenn ich am Morgen so durch Facebook scrolle, fällt mir mehr und mehr auf, wie viele Menschen ihre Wut und ihren Hass auf ihre Mitmenschen auskotzen. Sie posten böse Worte, attackieren Andersdenkende und glauben sich im Recht. Sie fühlen sich als gute Menschen, die darauf aufmerksam machen müssen, wie schlecht die sind, die anders denken als sie selbst.
Die ganz Bösen sind die, die auf die Straße gehen und demonstrieren und die werden auch alle in einen Topf geworfen, mit Totschlagargumenten wie: Wer mit Nazis auf die Straße geht ist ein Nazi. Über Letztere rede ich gar nicht, weil alles, dem an Aufmerksmerksamkeit schenkt wächst. Ich rede von den selbsternannten Guten.
Wer auch nur die leiseste Kritik an solchen Hasstiraden auf diesen Seiten äußert, wird attackiert und bekommt einen vernichtenden Shitstorm. Ihm werden Dinge unterstellt, die er nicht einmal denken würde und er wird auf das Übelste von diesen "guten" Menschen mit verbalem Schmutz beworfen oder gar bedroht. Eine Meinung, die dem Mainstream nicht passt, macht verdächtig.
Wut, Hass, üble Rede und Denunziantentum machen sich breit in der Welt, die schon längst so unheilsam für ihre Bewohner geworden ist, dass es schwer ist darin heil zu bleiben. Es ist ein schleichendes Gift, das sich ausbreitet und es ist genauso gefährlich wie das Virus, das da draußen grassiert. 
 
Woher kommt all dieser Hass?
Er ist nicht neu. Er war schon immer da. Er zeigt sich nur jetzt mit seinen hässlichen Fratzen ungeniert und öffentlich. Er fließt aus den Hassenden heraus, weil er jetzt einen Feind gefunden hat und dieser Feind ist der Andersdenkende. All der innere Unfrieden in den Herzen zeigt sich im Außen.
Menschen, die hassen, tragen keine Liebe in sich.
Sie lieben sich selbst nicht. Von diesen Menschen gibt es viele. Nicht umsonst ist seit Jahren das Thema Selbstliebe ein großes Thema. Wer sich selbst nicht liebt oder zumindest achtet, dem fällt auch die Nächstenliebe und die Achtung anderen Menschen gegenüber schwer. Und so gibt es eben auch wenig Nächstenliebe auf dieser Welt und auch das ist nichts Neues.
Manchmal ist es sehr verführerisch, sich über andere aufzuregen. Auf einer bestimmten Ebene gehen wir davon aus, dass es uns hilft, aber es hilft uns nicht. Es bereitet uns lediglich selbst Leid. Wir fühlen uns nicht besser wenn wir wüten und darum muss immer weiter gewütet werden, weil der Druck eben nicht nachlässt, indem wir wüten. 
 
Buddha sagt, dass man, wenn man wütend auf eine wütende Person wird, schlimmer als der andere wird, weil man den „schwer zu gewinnenden Kampf nicht gewonnen“ hat. Damit meint er den Kampf mit sich selbst, in der eigenen Mitte und unversehrt zu bleiben. Im Grunde geht es darum, dass ein Sieg nicht daraus entsteht, dass man sich über eine wütende Person aufregt. Das wäre eine Niederlage. Ein Sieg wäre, ruhig und gelassen zu bleiben um die eigene Seele zu schützen. 
 
Wenn uns andere attackieren und verletzen, warum sollten wir uns zusätzlich selbst verletzen? 
Wir müssen im Leben schon genug Verletzungen einstecken. Weshalb sollte man dann mit Wut auf Wut reagieren, mit Hass auf Hass, wenn es nur dazu führt, dass es uns selbst damit schlecht geht? Wenn jemand etwas tut, was wir nicht gut heißen, weshalb sollten wir dann selbst auch etwas tun, was wir nicht gut heißen? Warum sollten wir mit genau denselben Gefühlen und bösen Worten auf den anderen losgehen, die wir nicht gut heißen? Warum sollten wir uns auf die gleiche Stufe mit Menschen begeben, die mit übler Rede Unheilsames in die Welt setzen? Wenn jemand anderes möchte, dass man sich aufregt, weshalb sollte man ihm diese Genugtuung geben?
Ja, es ist möglich, dass der andere sich getroffen fühlt, wenn man auf ihn wütend wird. Es ist aber genauso gut möglich, dass es nicht so ist. Was aber garantiert sein wird, ist, dass man sich durch Wut selbst Leid zufügt.
Warum sich also einlassen auf die Wut anderer, warum sich aufregen? Was haben wir damit gewonnen?
Man ändert die anderen nicht, man nimmt ihnen damit nicht ihre Wut, man befeuert ihre Wut nur weiter und es ändert sich nichts, außer, dass es am Ende eskaliert. Man vergeudet Energie anstatt bei sich zu bleiben und dem was man in die Welt geben will – im besten Falle gute Energie, Mitgefühl und liebende Güte.
 
„Niemals in der Welt hört Hass durch Hass auf. Hass hört durch Liebe auf“, sagt Buddha. 
Aber die Liebe ist nicht nur ein Sprachwort. Sie wir lebendig durch liebevolles Fühlen, Denken und Handeln. Uns selbst und anderen gegenüber. Wenn wir die Dinge auf diese Weise betrachten, können wir unser eigenes Leben von all dem Unheilsamen was gerade passiert, schützen. Das unheilsame Handeln der anderen – ob nun tatsächlich oder nur in unserer Vorstellung – ist für uns kein Grund, selbst unheilsam zu handeln. Das heißt nicht, dass ich andere, die Böses denken und tun, andere, die Hass säen, andere die mich attackieren, lieben muss. Aber ich muss kein Öl in ihr Feuer gießen und es damit noch höher lodern lassen, denn am Ende verbrennen wir im Zweifel mit in diesem Feuer.
Wir können es besser.

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