Samstag, 17. Oktober 2020

Corona Herbst 2020

 

                                                                        Foto: www

 
Ja, diese Regeln sind absolut richtig, meint sie, die Maske unterm Kinn hängend. Also ich halte mich dran.
Ich weiß, sie tut es nicht.
Sie geht ins Fitnessstudio, ins volle Restaurant, ins Café, lädt Menschen zu sich nach Hause ein, fährt in Urlaub, geht auf öffentliche Veranstaltungen, ins Theater und besucht jedes zweite Wochenende Freunde in anderen Städten. Sie ist aktiv auf Tinder und erzählt mir von ihren One night stands, die ihr die Zeit des Singledaseins versüßen.
Alles nachvollziehbar, auch das ist normales Leben.
Nur – das war normales Leben, denn die alte Normalität existiert seit März 2020 nicht mehr. Schon gecheckt?, würde ich sie gerne fragen, spare mir aber die Worte, weil ich keine Worte mehr verschwende von denen ich weiß, dass sie bei meinem Gegenüber nicht ankommen.
Sie findet die Regeln absolut richtig und die, die sich fragen ob diese Regeln alle so sinnvoll sind und wo da eine erkennbare Logik ist, wie zum Beispiel das Maskentagen im Freien, im Restaurant aber nicht, nennt sie Covidioten. 
 
Ich frage mich ernsthaft, was im Kopf dieses Menschen vorgeht. Ich frage mich, wer der Idiot ist.
Vor allem aber bin ich befremdet über die Scheinheiligkeit und das Maß an Ignoranz, das dazu führt sich die Dinge so hinzudenken, dass sie in die eigene Komfortzone passen.
Passt aber. Machen viele. Und was nicht passt, wird passend gemacht. Und oft sind es genau jene die das machen, die laut tönen: Super, die Regeln. Gut für unser aller Schutz!
Es sind genau die, die sich einen Dreck darum scheren, was sie mit ihrem scheinheiligen Verhalten im Hinblick auf das Ganze bewirken. Nämlich das Dilemma vor dem wir jetzt im Oktober 2020 stehen.
Die Zahlen steigen und sie werden weiter steigen. Und das nicht nur wegen der fragwürdigen PCR Testungen. Sie steigen, weil Menschen sich über alles hinwegsetzen, was ihnen nicht in den Kram passt und was temporären Verzicht bedeuten würde.
Sie werden weiter steigen, so lange diese Menschen nicht anfangen ihr Verhalten zu reflektieren und so zu verändern, dass es der Situation angemessen ist.
 
Was erwarten wir denn? Oder besser, was haben wir erwartet?
Nach all den Lockerungen im Sommer, der Reiselust als ob nichts wäre, den Parties draußen, dem Aufeinanderhocken zu vielen ohne Abstand, dem Maskentragen unterm Kind oder nur unter der Nase, wo sie nichts nützt, nach dem Motto – Hauptsache sie sitzt irgendwo im Gesicht.
Was erwarten wir denn, wenn wir uns jetzt wieder in größeren Gruppen in Innenräumen aufhalten, ohne Abstand, ohne Maske, um auf den netten Abend beim Italiener oder den leckeren Kuchen im Lieblingscafé nicht verzichten zu müssen?
Ja, ist eine Katastrophe, dass Menschen ihre Existenz verlieren, auch Gastronomen und auch all jene, deren Einkommen von Veranstaltungen abhängt. Es ist unfassbar und schlimmer, dass jetzt unsere Kinder in der Schule über Stunden Masken tragen müssen. Man sollte einmal jedes einzelne Kind fragen, wie es ihm damit geht.
Nein, das sollte es gar nicht geben, das ein Kind sechs bis acht Stunden eine Maske vor Mund und Nase hat, unter der Atmen auf Dauer schwer fällt und der Kopf zu brummen beginnt, weil dem Gehirn langsam der Sauerstoff fehlt. Wem das egal ist oder wer das verharmlost, nach dem Motto Chirurgen tragen auch über Stunden eine Maske, der denkt einfach nicht komplex und er hat vor allem keine Empathie. Das ist kein Vergleich, der Chirurg ist erwachsen und er hat seinen Job gewählt. Unsere Kinder können nicht wählen. Sie werden zwangsbemasket. Ihr Kindeswohl liegt in unseren Händen. Bis jetzt. Bis uns klar werden sollte, unsere Kinder gehören dem Staat und der entscheidet jetzt über ihr Unwohl. 
 
Und die Erwachsenen? Die sitzen weiter ohne Maske in den Restaurants und Cafés. Und sie schweigen, sitzen da und halten fest an ihrer Komfortzone und haben das eigene Denken längst eingestellt.
Freiheit wird in der Regel verstanden als die Möglichkeit, ohne Zwang zwischen verschiedenen Möglichkeiten auszuwählen. Diese Freiheit ist futsch. Unsere Kinder haben keine Wahl. Aber wir haben sie, wir können den Mund aufmachen. Der Mundschutz ist nicht festgetackert. Oder ist es schon so weit? Es geht doch um Gesundheit, seit März ist die Gesundheit zum Maß aller Dinge erhoben. Im Namen der Gesundheit leiden jetzt unsere Kinder.
Noch immer gibt es große Unklarheiten über die Rolle von Kindern bei der Übertragung des neuartigen Coronavirus, heißt es in den Richtlinien der WHO. Und der Ärzteverband betont:
"Wenn alle auf ihren Plätzen sitzen und Abstand sichergestellt ist, macht das Tragen von Masken während der Unterrichtsstunden überhaupt keinen Sinn und wäre eine überflüssige Behinderung"
 
Also, worum geht es? Um welche Interessen, die Vorrang haben?
Es ist erschütternd. Es macht mich fassungslos, wütend und traurig. Und ich hoffe, dass es mehr Menschen gibt die endlich begreifen: Die gesundheitlichen, sozialen und psychischen Folgen dieser undurchdachten, willkürlichen, drastischen Pandemie-Bekämpfungspolitik werden um ein Vielfaches höher sein als die direkten Folgen des Virus. Und wir alle nehmen diese Folgen billigend in Kauf. Das wird so nicht gut aus gehen.
Ja, das Virus ist da. Es ist keine Erfindung und es ist gefährlich für manche von uns.
 
Was in Gottes Namen glauben wir denn?
Dass der Kelch an uns vorrübergeht, wenn wir uns vormachen, dass wir so weiter machen können wie vorher. Die Zahlen steigen, die Einsicht der Scheinheiligen und Ignoranten nicht.
Wir wissen längst, dass sich das Virus von Kontakten ernährt.
Also wäre es doch sinnvoll zumindest für eine Weile auf gewisse, nicht lebensnotwendige Kontakte, die allein dem Vergnügen dienen, zu verzichten, um die lebensnotwendigen Kontakte weiter leben zu können. 
 
Maskenfreie Schulstunden, den Arztbesuch vor dem sich viele Menschen fürchten, und der Krankheiten verschlimmert oder gar unerkannt bleiben lässt. Der Besuch bei der Oma oder dem Opa im Altenheim, die vor Einsamkeit zugrunde gehen, der Krankenhausbesuch eines geliebten Menschen, der uns braucht. Das fällt aus, da gibt es strikte Regeln. Da gibt es Besuchsverbote, zum Leid vieler Menschen, während die Scheinheiligen uneingeschränkt weiter ihr dolce vita leben, ohne sich auch nur einen Moment gewahr zu sein, was ihr Verhalten nach sich zieht für das Ganze – nämlich für uns alle, inklusive und besonders der Kinder, der Alten und der Schwachen.
Ich habe es satt, dass Menschen wegen diesen Scheinheiligen unter verschärften und unsinnigen Maßnahmen leiden müssen. Ich habe sie satt, die Ignoranz manche Mitmenschen, die der Drastik der Maßnahmen den Boden bereitet,. Ich habe sie satt, die Angst die geschürt wird, weil bei so vielen keine Einsicht da ist und die daher längst zum politischen Instrument geworden ist um die Ignoranten gefügig zu machen. Ich habe sie satt, diese unseligen Drohungen, die viele von uns paralysieren wie das Kaninchen, dass auf die Schlange starrt.
 Angst, die die Vernunft und das Mitgefühl ausschaltet.
Diese Angst treibt unheilsame Blüten.
 
Das ist eine Pandemie und die geht nicht weg indem wir drüber leben als gäbe es sie nicht und Maßnahmen ertragen, die völlig daneben sind.
Ich habe es satt, dass Menschen nur noch eine Todesursache wahrnehmen - Corona und der Tod, der zur Katastrophe stilisiert wird. Der Tod, den wir so lange in unserer Gesellschaft verdrängt haben ist allgegenwärtig, das sollten wir spätestens jetzt verinnerlicht haben. Er trifft uns am Ende alle, mit oder ohne Corona. Das können wir nicht verhindern.
Was wir aber verhindern können ist unser Umgang mit der potenziellen tödlichen Bedrohung durch das Virus – und zwar indem alle wach werden und sich so verhalten, dass das Problem nicht weiter aufrecht erhalten oder verstärkt wird, sondern ein angemessener Umgang damit stattfindet. Das Problem wird sicher nicht durch die Impfung gelöst, auf die können wir im Zweifel lange warten. Die wird sich auch nicht jeder antun. Aber wir können achtsam sein, jeder Einzelne von uns, achtsam mit dem Leben wie wir es sinnvoll leben in einem Ausnahmezustand, der uns langsam an die Grenzen bringt. Achtsam sein, indem wir für uns selbst überprüfen, was wir als Einzelner dazu beitragen können, damit es besser wird als es ist und uns fragen, was jetzt wirklich wichtig ist und was nicht.
Das Virus bleibt. Wir müssen wohl oder übel lernen damit zu leben. Es bleibt so lange unter uns bis wir kapiert haben was das Wesentliche im Leben ist.
Und das ist sicher nicht das Vida Loca. Jetzt nicht.
Was wenn der zweite Lockdown kommt? Was dann?
Und er könnte kommen, schon sehr bald, weil wir die Kontrolle verloren haben.
Und dann? Dann war es das, für viele von uns.
Aber auch dann geht es weiter ... irgendwie.
Und im besten Falle haben wir gelernt was wirklich wichtig ist.

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