Dienstag, 23. Juni 2020

Herzenswärme

Foto: A. Wende

Den Schmerz und die Angst anderer zu verleugnen ist eine beliebte und wirksame Methode, Schmerz und Angst zu verleugnen. Uns den Schmerz anderer einzugestehen, kann uns Angst machen. Unbewusst fühlen wir dass der Schmerz, der den anderen betrifft, das Unglück, das ihn ereilt hat, auch uns treffen kann. Das Anerkennen des Schmerzes des anderen bedeutet sich mit etwas zu konfrontieren, was wir vermeiden wollen – die eigene Verletzbarkeit und Zerbrechlichkeit. Wir wollen da nicht hineingezogen werden. Das ist eine Bedrohung unserer Komfortzone und das wollen die meisten vermeiden.
Also wenden sie sich ab.

Mitgefühl wendet sich nicht ab.
Mitgefühl zeigt Mut.
Es gehört Mut dazu sich dem zuzuwenden, der Schmerz erleidet oder Angst hat. Und es gehört noch mehr Mut dazu ihn in seinem Schmerz und in seiner Angst anzunehmen und ihn zu tröten, zu unterstützen und Hilfe zu leisten.
Indem wir das tun begegnen, wir vielleicht auch unserem eigenen Schmerz und unserer eigenen Angst.
Aber die Angst wird kleiner, der Schmerz wird kleiner, wenn wir uns dem anderen unterstützend zuwenden und mitfühlend handeln.

Mitgefühl heißt nicht, Leid zu teilen oder gar das Leid eines anderen Menschen zu übernehmen.
Beim Mitgefühl handelt es sich um den Wunsch, dass andere Menschen frei sein mögen von Leid. Es basiert darauf, die Gefühle anderer nicht nur zu verstehen und sie begreifen zu wollen, sondern sie auch wertzuschätzen und den Impuls zu verspüren helfen zu wollen.

Dem Nächsten helfen bedeutet immer auch sich selbst helfen. Wer Mitgefühl praktiziert wächst – über ich selbst hinaus und zum anderen hin.

In den alten asiatischen Sprachen gibt es nur einen Ausdruck für Mitgefühl und Selbstmitgefühl und das ist das Wort "karuna". Daran erkennen wir, dass beides untrennbar miteinander verbunden ist. Das ist der Weg, den Buddha gelebt hat und den er gegangen ist. Das ist es, was Jesus meinte als er sagte: Liebe deinen Nächsten wie dich selbst.

Genau wie wir Achtsamkeit praktizieren können, können wir auch Herzenswärme entwickeln und dieser Wärme Raum in unserem Leben geben – Raum für ein herzliches, beherztes Miteinander und ein herzliches mit-uns-selbst-sein.
Das ist es, was unsere Welt braucht, dringend.

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