Dienstag, 14. April 2020

Schreiben




Foto: A.W.


Wieder ein Morgen. Lock down Morgen Nummer ... ich weiß es nicht, ich zähle die Tage nicht. Ich wache auf und wie jeden Morgen bin ich dankbar, dass ich gesund bin.
Draußen scheint die Sonne nach einem verregneten Ostermontag.
Ich gehe zum Fenster, lege die Kissen zum Lüften raus. Ich gehe in die Küche und schaue in den Garten. Der Fliederbaum blüht dunkellila. Ich denke an den Frühling im letzten Jahr. Ich erinnere mich an Liebe.

Ich mache mir meinen Morgenkaffee. Der erste Kaffee am Morgen ist der Beste. Ich öffne die Fenster und atme frische Morgenluft. Ich liebe den Morgen. Egal was draußen ist, es ist gut drinnen, weil Morgen ist. Am Morgen schreibe ich. Auch heute schreibe ich. Schreibe mir aus der Seele was mich beschäftigt. Ich trinke meinen Kaffee und sehe die Worte vor mir, fühle den Stift in der Hand. Alles ist gut, wenn ich schreibe. Das Schreiben ist meine Welt. Meine eigene kleine Welt, die nur mir gehört, egal was da draußen ist. Wenn ich schreibe bin ich mir nah, ganz nah an meinem Herzen. Mir selbst verbunden.
Das ist gut. Dafür bin ich dankbar.
Ich begreife mich schreibend, immer auch wenn ich mich nicht begreife, begreife ich was das Nichtbegreifen ist, woher es kommt, was es auslöst.
Ich erkenne mich schreibend. Verstehe mich, berühre mich dort, wo mich nichts anderes so tief berührt wie ich mich selbst.
Mit dem Schreiben verlässt mich die Einsamkeit, die ich in diesen Tagen fühle.
Schreibend nehme ich Distanz zu diesem Gefühl ein. Schreibend fülle ich die Leere in meinem Zimmer, das so lange schon nur noch mich beheimatet. Ich frage mich, wie lange noch?
Ich weiß, es wird dauern.
Ich weiß, ich brauche Geduld, Langmut, Zuversicht.
Ich schreibe ...




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