Sonntag, 29. März 2015

Die Haltung zum Trauma





Wer eine traumatische Erfahrung machen musste weiß, dass das Leben gefährlich ist. Er hat erfahren, dass nichts von Dauer ist, er weiß, alles kann von einem Moment zum anderen zerstört werden. Ein solcher Mensch spürt eine andauernde Trauer und eine tiefe Melancholie gegenüber allem, was vergeht. Es verliert das Gefühl, das Leben einfach zu genießen, denn er hat das instinktive Bewusstsein, dass alles vergänglich ist, dass alles Leben sterblich ist, verinnerlicht. Dieser Mensch weiß, dass Veränderung unausweichlich ist und alles Sein in einem einzigen Augenblick erschüttert werden kann. 

Dieses Bewusstsein ständiger Gefahr kann zu tiefen Depressionen und anderen seelischen Störungen führen, aber es kann auch zu einer außergewöhnlich lebensbejahenden Haltung werden, die darin liegt, die Absurdität des Lebens zu akzeptieren und zu verinnerlichen, dass es nichts gibt als den Moment und ihn bewusst zu (er)leben.

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