Sonntag, 17. November 2013

wer kennt schon wen?

das kennen wir alle, wir glauben einen menschen annähernd zu kennen und irgendwann müssen erkennen, was wir vom anderen zu kennen glaubten, war nur ein etwas, das er uns zu erkennen gab, aus seinem repertoire an eigenschaften, rollen und verhaltensweisen. so kann es geschehen, dass uns plötzlich, an irgendeinem tag, an dem wir mit diesem uns bekannten menschen wieder zusammentreffen, die erkenntnis überfällt: das ist ja ein völlig anderer, als der, den wir zu kennen glaubten.

wir fragen uns: war der schon immer so und haben wir das nur nicht bemerkt oder hat der sich völlig verändert? dies oder das sind wir geneigt zu denken. bei beidem denken wir falsch. verständlich, dass wir, ob diesem falschen denken, enttäuscht sind vom anderen, der plötzlich so anders ist, als wir dachten. wir stehen fassungslos da, sind irritiert und meist enttäuscht.

die lektionen die wir in so einem fall lernen dürfen sind von unschätzbarem wert ...

lektion eins: was wir schon immer wussten, aber uns nur ungern zugestehen: keiner kennt den anderen.

lektion zwei: du sollst dir kein bild vom anderen machen.
jedes bild, das wir uns machen ist ein produkt unserer subjektiven interpretation, vermischt mit den eigenen unbewussten projektionen.

lektion drei: menschen geben nur das von sich zu erkennen, was ihnen in einem bestimmten kontext nützlich für sich selbst erscheint. das ist sogar im zustand des verliebtseins der fall. ich erinnere an die schokoladenseite, die wir, gekitzelt durch flatternde schmetterlinge im bauch und gedopet von glückshormonen, zum süßen leben erwecken.

lektion vier: der mensch ist vielschichtig wie eine zwiebel. unter der erkennbaren obersten haut liegen viele andere, die alle zusammen sein wesen ausmachen.

lektion fünf: nichts neues, aber immer gut als reminder: enttäuschung ist lediglich das ende der täuschung und damit eine wunderbare erkenntnis für uns selbst.

lektion fünf: vertrauen einem menschen gegenüber braucht zeit, dauer und erfahrungswerte, also  mehr als unser bauchgefühl. auch das lässt sich bisweilen täuschen, vornehmlich durch unser eigenes wunschdenken.

lektion sechs: der glaube, andere zu kennen ist eine form des hochmutes, wenn auch eine verständliche und unter uns menschen übliche.
die demut sagt: wir kennen niemanden, nicht einmal uns selbst wirklich.

lektion sieben: wenn wir erkannt haben, dass der andere anders ist als wir ihn zu kennen glaubten, macht es durchaus sinn uns selbst zu fragen, was wir nicht sehen wollten und wo wir uns selbst auf den leim gegangen sind. dies widerum führt dazu, dass wir uns selbst ein bisschen besser kennen lernen.

lektion acht: irren ist menschlich.

lektion neun: alles ändert sich. nur menschen ändern sich selten, sie durchspielen lediglich die klaviatur erworbener und konditionierter eigenschaften, sie handeln aus verinnerlichten erfahrungwerten und ihrer biografie heraus und wir können nicht erwarten, dass wir verstehen können, was sie selbst nicht verstehen.

lektion zehn: das zwischenmenschliche bleibt spannend.

lektion elf: erfahrungen mit menschen sind immer bereichernd, auch die, die wir nicht machen möchten.

... weitere lektionen fallen mir gerade nicht ein.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen