Montag, 3. Juni 2013
Aus der Praxis ... Under Pressure
Schon als Kinder hat man uns beigebracht, die Zähne zusammenzubeißen.
"Da musst du jetzt durch, das schaffst Du schon, Du darfst jetzt nicht schwächeln." Worte wie diese diese klingen vielen von uns heute noch in den Ohren, wenn wir unter Druck stehen, es eigentlich nicht mehr aushalten und nur noch die Reißleine ziehen möchten. Wenn wir ehrlich zu uns selbst sind, fühlen, dass wir längst am Ende unserer Kraft angelangt sind, aber was da aus uns heraus spricht, ist lauter und mächtiger als das Gefühl, das uns mahnt - hör auf, du kannst nicht mehr. Ruh Dich mal aus!
Das Gefühl sagt ganz klar - mach dir keinen Druck. Die kindliche Prägung tönt - da musst du durch. Die Folge: Wir sind in Konfliktspannung. Das Gefühl und der programmierte Verstand kämpfen miteinander. Die Erfahrung zeigt - letzterer gewinnt fast immer. Also beißen wir die Zähne zusammen und gehen weiter, geradewegs in unser Verderben.
Egal was passiert ist, egal ob wir gerade einen Menschen verloren haben und eigentlich Zeit zum Trauern brauchen, egal, ob wir gerade Stress mit dem Partner haben und unsere Beziehung bedrohlich auf der Kippe steht, egal ob wir gerade einen Schicksalschlag erlitten haben oder wir längst wissen, dieser Job, den wir da machen, ist rein gar nichts für uns - wir machen weiter, gnadenlos dem wichtigsten Menschen in unserem Leben gegenüber - uns selbst.
Pflicht, so hat man uns gelehrt, ist die erste Pflicht im Leben, und wir haben die Pflicht, die unsere zu erfüllen. Das heißt dann Verantwortung übernehmen.
Wem gegenüber eigentlich? Den anderen, die das von uns erwarten, oder uns selbst gegenüber, die wir uns Schwäche nicht zugestehen dürfen, damit wir gut da stehen - vor den anderen und/oder vor uns selbst? Das ist zweifacher Druck, den wir uns machen. In Wahrheit ist es sogar dreifacher Druck, denn wir machen unseren Gefühlen Druck. Wir unterdrücken sie und damit unterdrücken wir das, was die vertrauenswürdigste Instanz in uns ist - unsere Gefühle. Aber wir haben gelernt sie zu missachten und alle machen mit, weil sie es auch gelernt haben.
Aber was haben wir da gelernt? Wir haben gelernt uns selbst zu missachten und uns in Folge selbst zu missbrauchen. Zu welchem Zweck?
Frage: Macht uns das glücklicher, zufriedener, reicher?
Nächste Frage: Woran macht uns die Missachtung der eigenen Gefühle reicher? An Erfolg, an Geld, an Zeit, an Anerkennung, an Liebe?
.... dies ist die Stelle zum Nachdenken.
Wir machen weiter und der Druck steigt weiter, da drinnen. Aber - wie´s da drinnen aussieht geht niemand was an, nicht mal uns selbst?
Am Ende fühlen wir uns vom eigenen Inneren erdrückt. Und dieses Gefühl macht noch mehr Druck. Druck erzeugt Angst und Angst macht eng. So eng, dass der Druck keine andere Wahl hat als innerlich zu implodieren. Es zerreisst uns, wir symptomatisieren auf körperlicher und/oder auf seelischer Ebene.
Bevor es soweit ist, sollten wir uns Folgendes vor Augen halten: Die Intensität des Drucks, den wir spüren, ist der Gradmesser für die Intensität des Dranges, der sich aus uns befreien will. Druck, der nicht in Drang verwandelt wird, sich nicht in Lebensenergie ausdrückt, drückt sich ein und zerbricht unser Innerstes.
Das, was uns Druck macht, ist nichts anderes als die Lebendigkeit in uns, die endlich leben will.
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