Freitag, 29. März 2024

Von sinnlosen Kämpfen

 



Heute ist Karfreitag. Der Tag an dem Jesus am Kreuz starb. Jesus war unschuldig. Er hat Liebe gelebt, er hat Menschen geheilt und sie zu Gott geführt. Er wurde verraten, für ein paar Silberlinge. Er wusste, er muss sterben, um die Menschen von ihrer Sünde und ihrer Schuld zu befreien, um ihnen abzunehmen, was sie von Gott und der Liebe trennt. Er war bereit dazu, er hat den Tod besiegt und er ist auferstanden.
Einer, der kam und zeigte, was ein Mensch sein könnte, wurde getötet, um uns Menschen zu retten.
Das ist grausam, das ist ungerecht, das ist traurig. Und was hat es geholfen? Die Menschen haben sich nicht geändert. Sie leben nicht in der Liebe, sie leben viel mehr im Kampf, innen wie außen, im Krieg, innen wie außen.
Jeder Tag ist ein Kampf, las ich neulich unter einem meiner Texte. Ja, es ist wahr, viele von uns kämpfen ihren persönlichen Kampf, jeden Tag.
Wogegen kämpfen wir?
Womit kämpfen wir?
Wofür kämpfen wir?
 
Ich habe selbst lange für ein Wofür gekämpft und den Kampf verloren. Dieser Kampf hat mich aufgerieben, er hat mich so beherrscht, dass ich das Gefühl hatte, mein ganzes Leben ist nur noch ein einziger Kampf. Ich habe den Kampf verloren. Als ich erwachte und das begriff, kamen Enttäuschung, Ohnmacht, Wut, Verzweiflung, Schmerz und am Ende eine tiefe Erschöpfung und Trauer.
So geht es vielen von uns. Wir kämpfen und verlieren. Ganz gleich wie sehr wir uns bemühen, uns anstrengen, unser Bestes geben – es gibt Kämpfe, die wir nicht gewinnen können, weil es Dinge gibt, die nicht in unserer Macht und nicht in unserem Einflussbereich liegen. Diese Dinge haben oft mit anderen Menschen zu tun, oder mit dem Schicksal, das uns trifft.
 
Manche von uns kämpfen mit dem Zustand der Welt. Wir sehen wie sich mehr und mehr zum Unguten wendet. Wir sehen wie das Dunkle an Macht gewinnt. Wir kämpfen gegeneinander und jeder meint, er hätte die Wahrheit gepachtet und die Fronten verhärten sich. Erschöpfung wohin man sieht und grenzenlose Enttäuschung, dass das, was wir alle gemeinsam erleben und tragen müssen, nicht gemeinsam bewältigt werden kann - weil wir gegeneinander anstatt füreinander kämpfen. 
Und wo ist die Liebe?
Je länger das Kämpfen andauert, desto größer wird das Schlachtfeld, innen und außen, desto größer werden die Verluste auf beiden Seiten. In jedem Kampf gibt es am Ende Sieger und Verlierer. Manchmal gibt es nur Verlierer. Diese Kämpfe sind unheilsam, weil sie etwas radikal Zerstörerisches haben.
 
Nun ist Kämpfen aber per se nichts Schlechtes. Es gehört zum Menschsein. Kämpfen heißt auch gestalten. Gestalten heißt schöpferisch sein, etwas Neues kreieren und sich nicht an Etwas anpassen, dem ich mich nicht anpassen will, weil ich es, so wie sie ist, nicht gut heißen kann und es meinen Werten nicht entspricht. Dann macht das Kämpfen Sinn, weil es nicht zerstören will, sondern verbessern und heilen, was unheilsam ist.
Es lohnt sich FÜR eine gute Sache, einen Menschen, der uns um Hilfe bittet, eine Vision oder ein Ziel zu kämpfen, das uns am Herzen liegt. Diese Kämpfe schenken uns und anderen Kraft. Wir haben nicht das zersetzende Gefühl sinnlos gegen Mauern anzurennen. Daran erkennen wir, dass unser Kampf Sinn macht, zu etwas führt, was Sinn macht.
Es bringt nichts gegen Mauern anzukämpfen, die gegen uns errichtet sind. So wie es nichts bringt, um einen Menschen zu kämpfen, der sich gegen uns richtet. Unser Kämpfen wird nichts ändern.
Nur weil ich mir jemanden ausgewählt habe und mich entschieden habe, für ihn oder um ihn zu kämpfen, heißt das nicht, dass dieser Mensch bereit ist, das Gleiche für sich oder für mich zu tun. Nur weil ich für Heilung, Respekt, Liebe und Frieden kämpfe, heißt das nicht, dass andere das Gleiche tun.
Wir haben keine Macht über andere Menschen.
Auch Jesus hatte sie nicht. Er hat sich in Demut ergeben. Er hat nicht gekämpft. Er hat sein Kreuz in Würde getragen.
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Und dann seine letzten Worte: Und Jesus rief mit lauter Stimme: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Mit diesen Worten hauchte er den Geist aus. (Lukas Evangelium 23, 46)
Er hat sich Gott überlassen. 
 
Manchmal müssen auch wir die Dinge sein lassen, loslassen, den Kampf aufgeben, wenn wir begreifen – es ist vergeblich. Wenn wir trotzdem weiter kämpfen verletzen wir uns damit nur selbst. Dann ist es Zeit loszulassen, egal wie viel Energie wir schon hineingegeben haben. Weil es besser für uns ist. Weil wir nirgendwohin kommen, außer an den Rand unserer Kräfte und in einen Cocktail destruktiver Gefühle. 
 
Wir haben verloren.
Wir erkennen das an, auch wenn wir es bedauern, auch wenn es weh tut.
Wir geben zu, dass wir machtlos sind.
Wir erkennen unsere Machtlosigkeit in Demut an.
Wir erkennen, es gibt etwas, das Größer ist als wir und geben vertrauensvoll nach Oben ab, was wir nicht ändern können.
Wir lassen nicht zu, dass wir verbittern.
Damit schaden wir uns nur selbst.
Wir beginnen keinen neuen, zerstörerischen Kampf – in uns selbst.
Wir wählen Frieden - in uns selbst. 
 
 
"Continue to be humble,
loving and patient.
Seek Truth above all things
and God, the Self,
will be attracted to you
and reveal Himself
as awareness inside your heart."
~ Mooji

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