Wir genießen die freien Tage, machen was wir lieben und freuen uns an der Schönheit der herrlichen Pfingstrosen. Aber was war da eigentlich an Pfingsten?
Wieso feiern Christen das Pfingstfest?
Fünfzig Tage nach dem Tod Jesus am Kreuz sitzen die Jünger in Jerusalem zusammen, als plötzlich ein gewaltiger Wind das Haus erschüttert: „Sie wurden alle erfüllt von dem Heiligen Geist und fingen an zu predigen in anderen Sprachen“, steht in der Bibel.
Von nun an hörten die Menschen die Jünger in ihrer jeweiligen Muttersprache sprechen. Darin besteht, laut der Bibel, das Pfingstwunder: Gott schenkt seinen Geist allen, die an ihn glauben. Pfingsten als Symbol für einen Neuanfang, für die göttliche Kraft der Veränderung und Kreativität.
Man mag nun Christ sein oder nicht, manchmal brauchen wir einen Neuanfang, weil es so wie es, ist nicht mehr ist. Dann brauchen wir die Kraft der Veränderung um aus dem Loch, in dem wir feststecken, herauszukommen, um einen Verlust zu überwinden, um uns neu zu erfinden, um weiter gehen zu können. Das ist nicht leicht.
Veränderung zulassen bedeutet - sich einzulassen - auf Neues.
Es bedeutet unbekanntes Terrain zu betreten, ohne das Wissen wie es dort aussieht, was uns erwartet und wie es ausgeht. Weil wir so voll sind mit Angst vor dem Ungewissen, fürchten sich viele von uns vor Veränderungen. Das ist absolut menschlich.
Aber was wollen wir tun, wenn wir uns verändern müssen?
Wenn das Leben einen radikalen Schnitt macht zwischen dem Gestern und dem Heute? Wenn es absolut nicht mehr so weitergeht wie es war? Wollen wir erstarren und gelähmt sitzen bleiben? Wie ein Kind unter die Bettdecke kriechen, und glauben, man sieht uns nicht, und weil man uns nicht sieht, sind wir in Sicherheit?
Es gibt keine Sicherheit, schon gar nicht unter der Bettdecke.
Die Veränderung holt uns ein, egal was wir machen, weil sie zum Leben gehört. Weil nichts bleibt, auch wir nicht, am Ende.
Alles geht vorüber, jedem Ende aber folgt ein neuer Anfang.
Und wie dieser wird, das können wir gestalten mit unserer Kreativität - das ist Schöpfertum.
Auch wenn wir Angst haben, es muss weiter gehen, es sei denn, wir entscheiden uns aufzugeben, und auch das ist Veränderung. Ich erinnere mich an den Vater meines Sohnes, der aufgegeben hat, weil seine Angst vor der Veränderung riesengroß war. Er hat sich das Leben genommen und damit hat er nicht nur seine Qual beendet, er hat mit seinem Freitod das Leben meines Sohnes und das meine radikal verändert. Wir mussten neu anfangen mit einer großen Last, die den Neuanfang schwer machte. Wir haben ohne ihn zu leben gelernt. Ich erinnere mich an einen Menschen, der, anstatt sich einem Neuanfang zu stellen, seine Angst und seine Verzweiflung mit Alkohol betäubt hat und jetzt, in der chronischen Phase der Sucht angelangt, fehlt ihm die Kraft noch irgendetwas kreativ zu verändern. Nun, auch das ist Veränderung, allerdings zum Unheilsamen hin.
Egal wie wir auf einen Veränderungsruf des Lebens antworten, es liegt an uns, wie es weitergeht.
Wir können ja dazu sagen und nach Lösungen suchen oder wir können uns dem verweigern, wozu uns das Leben herausfordert. Wenn wir aber nichts proaktiv ändern, ändert es sich für uns. Dann sind wir Spielball der Umstände und fühlen uns machtlos. Wir fühlen uns als Opfer und ergeben uns in das, was ist und wird. Manche Menschen haben die Kraft zu einem Neuanfang nicht.
Ihr Geist lässt es nicht zu, ihr Körper ist zu schwach oder ihre Seele ist todmüde. Das ist unendlich traurig. Dann sollten wir nicht urteilen, denn wir gehen nicht in ihren Schuhen.
Aber solange wir noch Kraft haben, solange wir hoffen und das Leben lieben, können wir immer wieder neu beginnen. Jeden Tag können wir das. So wie die Sonne jeden Morgen neu aufgeht, können wir unseren Geist jeden Morgen neu ausrichten und uns auf unsere Kreativität besinnen, um das zu verändern, was verändert werden will.
Und ja, manchmal dürfen wir auch müde sein, von den ewigen Veränderungen im Leben und uns sagen: Fuck it, tu nichts, ruh dich aus und versuch es Morgen wieder!
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