Montag, 20. März 2023

Aus der Praxis: Emotionale Reifung

 

                                                                   Foto: A.Wende

 
Der Schmerz, den wir fühlen, lässt sich nicht durch einen besseren Job, einen besseren Partner oder mehr Erfolg beheben. Gefühle der Verlassenheit, der Trauer der Wut, der Wertlosigkeit, der inneren Einsamkeit, der Unzufriedenheit und der inneren Leere werden nicht durch das Verändern äußerer Umstände geheilt, auch wenn manche das meinen.
Die Erfahrung zeigt: Egal wo wir hingehen, wir nehmen uns mit.
Wir können die Probleme nicht auf der Ebene lösen, auf der sie entstanden sind.
Solange die verletzten jüngeren Anteile in uns unsere Sicht der Wirklichkeit prägen, bleiben wir der Mensch, der wir sind. Darum ist es so wichtig unsere Vergangenheit zu verstehen, zu verarbeiten und zu integrieren, um das verlorene Vertrauen in uns selbst wiederzuerlangen. Damit beginnt der Weg der Genesung.
 
Genesung ist ein bewusster Prozess, der Tag für Tag gelebt werden muss, indem wir uns unsere Denkweise über uns selbst bewusst machen und verändern.  
Dazu gehört, dass wir unser Bewusstsein auf die unbewussten Anteile in uns selbst richten, indem wir uns selbst von einer höheren Ebene aus mit Abstand beobachten. Damit ändert sich mit der Zeit unsere Selbstwahrnehmung und unser Bewusstsein über uns selbst.
Wir nehmen mehr und mehr wahr, wann wir aus den verletzen Anteilen heraus denken, empfinden und reagieren. Erst wenn wir diese Wahrnehmung geschult haben, können wir entscheiden, ob diese Anteile es gut mit uns meinen oder nicht, ob sie hilfreich sind oder nicht. Sind sie es nicht, nehmen wir Abstand und entscheiden uns für das, was jetzt in diesem Moment hilfreich ist. Damit beginnt der Prozess der emotionalen Reifung.
Emotionale Reife heißt kurz: Wir handeln nicht mehr aus den alten Konditionierungen und Überzeugungen der Kindheit heraus. Wir lernen die alten Muster zu identifizieren und sie nicht mehr auszuagieren, im Wissen, dass sie uns schaden, auch wenn wir dafür aus unserer Komfortzone heraustreten müssen. Dieser Prozess ist schwierig und er braucht neben der Bereitschaft ihn zu leben, viel Zeit, Arbeit und Disziplin. Wir müssen dranbleiben. 
 
Genesung ist keine Spontanheilung und kein Wunderwerk.
Was über Jahrzehnte unbewusst in uns wirkt, ändert sich nicht in kurzer Zeit, nur weil wir uns dessen jetzt bewusst sind. Wissen ist wichtig, aber es bedeutet noch lange nicht, damit wird gleich alles anders.
Es braucht Umsetzung. Gelebtes Wissen. Wissende Handlung.
Genesung braucht vor allem eins: Aktive, kontinuierliche Arbeit an uns selbst. Es gibt keine Abkürzung, der Weg ist das Ziel.
Ob wir diesen Weg gehen wollen, entscheiden wir selbst.
Denn jetzt sind wir kein Kind mehr - wir sind erwachsen und treffen unsere eigenen Entscheidungen. Wir übernehmen Eigenverantwortung. Wir haben eine Wahl.
Wir stellen uns dem alten Schmerz. Anstatt uns von ihm beherrschen zu lassen, lernen wir von ihm, sonst bleiben wir ewig darin stecken. 
 
Namasté

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen