Sonntag, 15. Mai 2022

Vom Wert des Selbstmitgefühls

 


 
Etwas, was mich in meiner Arbeit immer wieder berührt, ist der Mangel an Selbstmitgefühl vieler meiner Klienten. Den Meisten ist das gar nicht bewusst. Sie geben viel für andere, umsorgen andere, haben viel Verständnis für andere, sogar wenn die sie nicht gut behandeln, sie lassen Dinge zu, die sie verletzen und finden Entschuldigungsgründe für die, die sie verletzen.
Sie halten viel aus, was ihnen nicht gut tut und sie tun viel, was ihnen nicht gut tut. 
 
Wenn wir kein Mitgefühl mit uns selbst haben, ist das schmerzhaft, denn dann fügen wir uns leicht Schmerz zu, indem wir anderen ein Verhalten erlauben, das unheilsam für uns ist.
Wer kein Mitgefühl mit sich selbst hat, wird nicht selten krank. Seelisch, geistig und körperlich. Menschen zum Beispiel, die einer Sucht anheim fallen, haben kein Selbstmitgefühl, denn hätten sie es, würden sie sich selbst nicht zerstören. Menschen, die in toxischen Beziehungen bleiben, Menschen, die sich in Co-abhängigkeit aufopfern, Menschen, die sich selbst ausbeuten, Menschen, die zu viel arbeiten, ohne sich Ruhezeiten zu gönnen, Menschen, die zu viel oder zu ungesund essen, Menschen, die sich stets antreiben um noch besser zu werden, Menschen, die bei Schmerzen sofort Tabletten schlucken, ohne auf das Signal ihres Körpers zu hören, haben kaum Selbstmitgefühl. Fehlendes Selbstmitgefühl kann im schlimmsten Falle zu Selbsthass führen. 
 
Für viele Menschen aber ist anderes wichtiger, als das Mitgefühl mit sich selbst.
Dazu gehören: Die Bedürftigkeit nach Anerkennung, Erfolg und Bestätigung. Die Gier immer mehr zu erleben, zu konsumieren und zu besitzen. Kontrolle, Bequemlichkeit und (scheinbare) Sicherheit. Diese Bedürfnisse gehen meist mit Sorge und Angst einher: Angst vor Verlust, Angst vor Verlassenheit, Angst nicht genug zu bekommen, Angst etwas zu verlieren, Angst nicht genug zu erleben oder zu haben, Angst bedeutungslos oder wertlos zu sein, Angst etwas loszulassen.
Wenn du magst kannst du ja einmal schauen, was dich selbst davon abhält, dein Selbstmitgefühl zu spüren. 
 
Wo beginnt Selbstmitgefühl?
Selbstmitgefühl beginnt da, wo du beginnst Verständnis für dich selbst zu empfinden und einen liebevollen Blick auf dich legst. Es beginnt da, wo du ein Herz für dich selbst hast.
Mit unserem Selbstmitgefühl schützen wir unsere Gesundheit. Wir achten uns selbst und sorgen gut für uns selbst. 
 
 

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