Montag, 12. April 2021

Raus aus dem Jammertal des Selbstmitleides

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Wir kommen nie aus den Traurigkeiten heraus, wenn wir uns ständig den Puls fühlen.

Martin Luther

 
Selbstmitleid ist ein Hilfsmittel um Aufmerksamkeit und Mitgefühl zu erreichen und manchmal ist es ein Schwelgen in den eigenen Empfindungen. Das ist okay. Eine Phase, in der wir uns selbst Leid tun, kann sogar positive Auswirkungen auf unser seelisches Befinden haben und positive Gefühle erzeugen. Es gibt Studien, die zeigen, dass Menschen mit starkem Selbstmitleid mehr Verantwortung für eigene Fehler übernehmen als diejenigen mit einem ausgeprägten Ego. 
 
Eine heilsame Wirkung entfaltet Selbstmitleid aber nur dann, wenn es kurzfristig auftritt.
Dauert es an und wird zur Gewohnheit, kann es schwere psychische Probleme nach sich ziehen. Selbstmitleid ist immer begleitet von Frust, Wut oder Trauer. Wie eine fortschreitende Krankheit ziehen diese unheilsamen Gefühle Energie ab und untergraben jegliche Motivation und Kreativität. Selbstmitleid hindert uns daran, das zu tun, was wir tun könnten oder tun sollten. Es führt dazu Hilfsangeboten zu trotzen und Problemen Lösungen entgegenzusetzen. Es kann zu tiefer Hoffnungslosigkeit, Resignation, Verbitterung, Lebensüberdruss, Selbstdestruktivität, Depressionen und Suchterkrankungen führen.
 
Der chronisch Selbstmitleidige weint viel, er bedauert sich selbst und das Leben, das ihm so übel mitspielt. Er verliert dabei die klare Sicht auf die Dinge und übersieht seinen eigenen Anteil an dem, was er bedauert.  
Sein Denken ist: "Alles ist gegen mich." Er fragt sich ständig: "Warum Ich?" „Was habe ich verbrochen, dass es mir so schlecht geht?" "Mir kann keiner helfen."
Selbstmitleid wirkt wie ein Betäubungsmittel. Es blickt nur auf sich selbst und seine eigene Not. Es beschert kurzfristig ein Wohlgefühl und isoliert sein Opfer nachhaltig von der Realität. Wer im Selbstmitleid versinkt fühlt sich hilflos. Er verschließt sich innerlich und landet über kurz oder lang in der Opferrolle – inklusive Ohnmachtsgefühlen und Schuldzuweisungen. Ein Mensch in der Opferrolle delegiert letztlich Schuld und Verantwortung immer an andere und bleibt passiv. 
 
In Selbstmitleid zu versinken ist leicht, schwer ist es, da wieder herauszukommen. Aber gibt es hilfreiche Strategien um dem tiefen Jammertal des Selbstmitleides zu entkommen.
1. Über das eigene Leid sprechen und die Gefühle, die es auslöst genau beschreiben. In einem Tagebuch festhalten und aus der Beobachterposition draufschauen um Distanz einzunehmen.
2. Sich die Dinge, die noch gut funktionieren, bewusst machen.
3. Aufhören nach Gründen zu suchen, die das Selbstmitleid verstärken und Lösungen suchen, die weiter führen.
4. Sich fragen, was würde ein anderer, den ich bewundere, in meiner Lage jetzt tun?
Und vor allem:
5. Anstatt Selbstmitleid ein gesundes Selbstmitgefühl entwickeln.
Beim Selbstmitleid liegt der Fokus darauf, sich selbst zu bemitleiden. Selbstmitgefühl ist der verständnisvolle, liebevolle, gütige Umgang mit uns selbst. Statt uns also zu fragen, warum es uns so mies geht und warum das Leben so ungerecht ist, ist es heilsamer Verständnis für die eigene Situation aufzubringen. 
 
Während Selbstmitleid sich selbst bedauert, destruktiv und passiv ist, tröstet Selbstmitgefühl sich selbst. Es konstruktiv und pro-aktiv.

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