Dienstag, 23. September 2014

Aus der Praxis – Trauma





Ein Trauma findet in einer Situation der Hilflosigkeit, des Ausgeliefertsein und der Unfähigkeit noch irgendwie handeln zu können, statt. Das Gehirn sucht nach einer Lösung, nach irgendetwas, das es möglich macht, der Situation zu entkommen. Gleichzeitig will es sofort reagieren, weil es den Reiz bekommt: Dein Leben ist in Gefahr. Diese beiden Reize sind nicht miteinander kompatibel. Das Gehirn ist komplett überfordert. Daher schaltet es alle wichtige Funktionen ab, etwa die bewusste Wahrnehmung, dessen was geschieht, oder es dissoziiert, was heißt - es spaltet ab. Doch die lebensbedrohliche Situation, die Ohnmacht, die Angst, das Ausgeliefertsein wird im Gehirn gespeichert. Wird der Traumatisierte später mit einem Reiz, der nur irgendeinem Reiz aus der traumatischen Situation ähnelt, konfrontiert, löst dieser sofort die in der Erinnerung gespeicherten Gefühle aus. Es kommt zu verschiedenen körperlichen Symptomen wie Atemnot, Schweißausbruch, Übelkeit oder Herzrasen, im schlimmsten Fall zu Panikattacken. 

Hier kann die bewusste Wahrnehmung oft keinen Zusammenhang herstellen, der Traumatisierte versteht sich selbst nicht mehr, er ist allein mit seiner Angst und seiner Ohnmacht, die er immer wieder erlebt, ohne zu wissen wann und wo sie ihn treffen werden.

Die meisten Traumatisierten leiden, weil ihnen das Vertrauen in das Leben verlorengegangen ist. Es ist als würde ein Teil von ihnen noch immer in der erlebten Situation feststecken. Ein Trauma zu heilen ist manchmal möglich und manchmal nicht. Es gibt keine Methode, die bei allen Menschen gleich funktioniert. Aber das Ziel jeder Traumaüberwindung ist immer: Vertrauen aufzubauen in das Jetzt.

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