Dienstag, 28. Juni 2011

Schönheit ist vergänglich

Was wir allgemein als schön empfinden, ist die erfahrene Resonanz uralter positiver Aspekte, die wir über Generationen im kollektiven Unbewussten verinnerlicht haben. Schönheit, als genormter Begriff, ist von Kultur, Regionen und Epochen abhängig. Schönheit unterliegt zu allen Zeiten und in allen Kulturen einem Trend, wie die Mode. War es z.B. früher blasse weiße Haut, die als schön empfunden wurde, so ist es heute gebräunte Haut, die uns attraktiv erscheint.


Schönheit ist also rein subjektives Empfinden?

Dem gegenüber stehen die heutigen Forschungsergebnisse, die beweisen, dass Schönheitsideale selbst bei starken Unterschieden Gemeinsamkeiten aufweisen, wie z.b. die Symmetrie eines Gesichts, um nur eine messbare Größe zu nennen, oder der Goldene Schnitt in der Kunst. Schönheit hat immer mit Harmonie zu tun.

Und doch, ganz gleich, wie man es dreht und wendet: Schönheit liegt im "Auge des Betrachters". Sie kann zwar in Teilen bewertet werden, allgemein und für die gesamte Menschheit ist sie nicht messbar und damit also keine verbindliche gemessene allgemeingültige Wahrheit.


„Schönheit ist eine private, subjektive Empfindung des Gefallens oder der Abneigung“, postulierte Immanuel Kant. Und meinte sinngemäß weiter: über das Angenehme lässt sich nicht streiten, denn jeder empfindet etwas anderes als angenehm. Schönheit dagegen sei zwar subjektiven Ursprungs, sie habe jedoch Anspruch auf Allgemeingültigkeit.


Anders als über das Angenehme lässt sich über Schönheit und Geschmack, folgt man Kant, durchaus streiten, da jedes individuelle Geschmacksurteil sich anmaßt, über die Empfindungen anderer zu urteilen.

Die Grundlage der Kantschen Argumentation bezüglich Schöheit ist die Abgrenzung zwischen dem Guten, dem Angenehmen und dem Schönen. Das Gute ist etwas, an dem wir ein motiviertes Interesse haben, heißt: es macht für uns einen Unterschied, ob etwas Gutes vorhanden ist oder nicht. Und auch am Angenehmen haben wir Interesse, da die Empfindung des Angenehmen begehrenswert ist und der Mensch das Unangenehme ebenso meidet woe den Schmerz. Das Gute, das Schöne und das Angenehme beruhen also auf der subjektiven Empfindung von Wohlgefallen, der Lust im Gegensatz zu Missfallen und Unlust. Das Urteil über das Schöne allerdings ist nach Kant, das einzige, welches das persönliche Interesse an dem Gegenstand nicht berücksichtigt. So definiert er Schönheit als „interesseloses Wohlgefallen“.


Was die Vergänglichkeit von Schönheit angeht, so ist es allgemein so, dass der Mensch das Vergehende, das Verdorrte, das Vertrocknete, das von seiner Lebenskraft Verlassene als wenig schön empfindet. Die Mehrzahl der Menschen beispielsweise wirft vertrocknete Blumen in den Müll. Zum einen weil sie den Verfall visuell, zum anderen auch weil sie ihn olfaktorisch demonstrieren. Verfaulte Blumen stinken schlicht und einfach. Auch alte, faltige oder schlaffe Haut wird von der Mehrzahl der Menschen als unschön, bzw. unästhetisch empfunden. Zarte, glatte Flächen werden lieber berührt als raue.


So hängt das Empfinden der Vergänglichkeit von Schönheit mit vielen Sinnempfindungen zusammen – dem Sehen, dem Riechen und dem Fühlen, ja sogar mit dem Schmecken(ein fauler Apfel schmeckt nicht mehr gut) - im Gegensatz zur Schönheit, zu deren Wahrnehmung und Beurteilung primär ein Sinn bebraucht und benutzt wird: das Sehen.


Erklärt das nun die These: Schönheit ist vergänglich. Das ist Fakt, denn alles vergeht und damit geht eine Veränderung zur Welke einher. Lediglich das Empfinden von Vergänglichkeit an sich ist wieder ein subjektives. Es soll Menschen geben, die Trockenblumen als schön empfinden. Ich für meinen Teil mag sie überhaupt nicht.

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