Montag, 20. Februar 2023

Glaub deinen Gedanken einfach nicht! Warum das so einfach nicht ist.

 



 

Das Kind hat Angst. Die Mutter sagt: "Sag dir einfach das ist nur Angst und beobachte die Angst ohne sie zu bewerten.“ 

Der Rat ist der Mutter ist nicht hilfreich. Und wer es einmal versucht hat, weiß: es funktioniert nicht.

Das Kind nimmt wahr, es hat Angst, es fühlt die Angst. Es denkt sie nicht.

Auf die Wahrnehmung folgt das Nach-Denken.

Unsere Wahrnehmung und unsere Gedanken hängen untrennbar zusammen.

Noch extremer ist es bei Menschen mit Zwangsgedanken. Die Gedanken sind wie Tyrannen im Kopf. Sie können sie nicht wegdenken, auch wenn sie in der Lage sind ihre Gedanken zu beobachten, sogar wissen -  es sind nur Gedanken - und auch wenn es ihnen gelingt sich von ihnen zu disidentifizieren, also sie nicht zu bewerten nach dem Motto: Das sind nur Gedanken, es gelingt nicht. Diese Gedanken  sind so mächtig, dass sie geglaubt werden, auch gegen den Willen des Denkenden.

 

Es ist nicht so, dass wir einem Gedanken einfach nicht glauben können oder ihn einfach wegmachen können.  

Auch wenn wir einen Gedanken nur beobachten geht er davon nicht weg. Er ist da, sonst könnten wir ihn ja nicht beobachten.

Was aber möglich ist, ist einen Gedanken durch einen anderen Gedanken zu ersetzen und ihm so die Macht nehmen.

 

Wir können wählen.

Wir sind entweder in einen Gedanken eingetaucht und identifizieren uns mit ihm, was heißt: Wir haben kein beobachtendes Bewusstsein darüber, dass gerade Denken geschieht. Oder: Wir sind bewusst Beobachter, nehmen Distanz ein und sind nicht weiter mit dem Gedanken identifiziert. Aber auch dann können wir uns dieses Gedankens nur als vergangenes Denken bewusst werden. Es ist quasi die Erinnerung an den Gedanken, aber nicht der Gedanke selbst von dem wir uns dann disidentifizieren.

 

Beides gleichzeitig zu tun , also Denken und den Gedanken nicht denken, ist unserem Gehirn schlicht und einfach nicht möglich. Und darum ist das mit dem „nicht identifizieren“ auch so schwer.

 Keiner von uns kann sich während der Identifikation mit einem Gedanken sagen, dass das nur ein Gedanke ist und gleichzeitig den Gedanken einfach beobachten und unbeteiligt da sein lassen. Wir können nicht zwei Dinge gleichzeitig denken.

Beobachtung und nicht identifizieren geht nur dann, wenn der Gedanke schon gedacht ist. Während der Gedanke im Gehirn noch aktiv ist, funktioniert es nicht.

 

Es ist dennoch möglich, sich von negativen Gedanken zu lösen.

Zunächst einmal sind Gedanken Gedanken.

Wenn ich selbst einen Gedanken als belastend erlebe, dann heißt das noch lange nicht, dass ein anderer diesen Gedanken auch so erlebt.

Entscheidend ist welche Bedeutung wir dem Gedanken geben und wie sehr wir uns absolut mit ihm identifizieren. 

Identifizieren wir uns damit, dann SIND wir sind quasi unser Gedanke. Wir reagieren reflexhaft und automatisch mit Gefühlen und daraus wird eine Handlung, bzw. eine Zwangshandlung.

Auf der anderen Seite sind wir in der Lage, uns selbst zu beobachten: Was wir wahrnehmen, was wir denken und fühlen. In diesem Fall sind wir wie eine fremde Person, die uns beobachtet. 

Wenn wir in der Lage sind, uns selbst mit unseren Gedanken und Gefühlen zu beobachten, also uns auf die sogenannten Meta-Ebene zu begeben, sind wir in der Lage zu erkennen, welche Bedeutung wir unseren Gedanken und Gefühlen geben. Diese Bedeutung können wir hinterfragen. Was nichts anderes heißt, als dass wir entscheiden können, wie wir diesen Gedanken bewerten wollen. Damit ist der ursprüngliche vergangene Gedanke in der Erinnerung zwar noch da, aber er ist veränderbar im Jetzt.

Es geht also nicht ums vergebliche Wegdenken, sondern um eine achtsame Beobachtung und damit zur Bewusstwerdung unserer wenig hilfreichen Gedanken und Gefühle, um sie in hilfreiche zu verwandeln. Und das braucht Bereitschaft und kontinuierliche Übung.

 

 

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