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Ob wir uns wütend, verletzt, traurig, gekränkt, verloren, ungeliebt fühlen oder ob wir am verzweifeln sind, weil das Leben uns gerade haufenweise Zitronen schenkt und kein Licht am Ende des Tunnel sichtbar ist, wir Menschen suchen immer einen Ausweg um mit diesen Zuständen klar zu kommen. Wir suchen Wege um Unliebsames, Belastendes und Überforderndes in den Griff zu bekommen, um Schmerz zu vermeiden und nicht zu leiden. Trotz aller Unterschiede im Wesen, kann man beobachten, dass alle Menschen auf bestimmte Formen auf Probleme zu antworten, zurückgreifen.
Das sind Folgende:
1. Flucht in Arbeit, Leistung, Beschäftigung,Tätigsein
2. Flucht in Krankheit
3. Flucht in Süchte
4. Flucht in die Fantasiewelt
5. Flucht in Geselligkeit
6. Flucht aus der Gemeinschaft, Rückzug, Isolation, Einsamkeit
Rationalisierung, Somatisierung, Betäubung, Idealisierung, Verleugnung, Ablenkung, Rückzug sind Fluchtwege, die Menschen ergreifen, wenn sie einem Problem oder einem Konflikt ausweichen, weil sie ihn nicht sehen wollen oder weil sie glauben ihn nicht lösen zu können.
Diese Fluchtwege sind allerdings nicht der rettende Ausgang in eine bessere Welt, es sind leider nur kleine Fluchten, die kurzzeitig als Entlastung empfunden werden, langfristig aber den Konflikt, bzw. das Problem aufrechterhalten, es verstärken und/oder neue Probleme dazukommen lassen.
Jeder von uns entwickelt seine eigenen Fluchtmuster. Dabei wird in der Regel Eins überbetont. Welches das ist hängt vor allem von den Lernerfahrungen ab, die wir als Kind gemacht haben.
Was damals hilfreich war, muss es aber heute nicht mehr sein und ist es meist auch nicht mehr. Die alten Reaktionsmuster sind jedoch beharrlich und lassen sich nur schwer auflösen, weil sie eben einst hinreichend gut funktioniert haben. Das hat unser Denkapparat abgespeichert und ins Unterbewusste versenkt, welches dann bei Alarm automatisch nach Oben ploppt und das alte Muster unreflektiert abspult.
Die Meisten von uns sind sich nicht bewusst wie wir auf Probleme antworten.
Macht Sinn sich das einmal anzuschauen.
Ich zum Beispiel reagiere auf Überforderung mit Flucht aus der Gemeinschaft. Wenn es mir schlecht geht, ziehe ich mich in mich selbst zurück. Ich breche den Kontakt mit dem Außen weitgehend ab und verkrieche mich in meine Höhle bis es mir besser geht. Das funktioniert einerseits für mich selbst gut, andererseits ist das für Menschen, die mir nahe stehen nicht gut, denn sie fühlen sich im wahrsten Sinne des Wortes stehen gelassen, auch wenn ich ihnen erkläre, warum ich das so mache. Und das ist ungut.
Ich mache das so, weil ich es als Kind so gemacht habe. Es war mein Fluchtweg aus einer unheilsamen Situation. War ich in meinem Zimmer, hatte ich meinen Schutzraum. Damals hat mich der Rückzug gerettet, heute rettet er mich zwar immer noch, aber ich gehe das Risiko ein, Menschen zurückzuweisen, die mir viel bedeuten. Im worst case könnte mein Fluchtweg dazu führen, dass das, was ich als hilfreich empfinde, dazu führt, dass am Ende ein noch größeres Problem auf mich wartet – ein einsames Leben nämlich. „Wobei das durchaus auch seine Vorteile hat“, grinst gerade ein Introjekt in mir. Spaß beiseite.
An meinem Beispiel ist gut zu erkennen, dass es sinnvoll es ist, sich mit den eigenen Fluchtwegen zu befassen, sich die Falle, die sie bergen, bewusst zu machen und zu überlegen, wie wir unser Muster dahingehend korrigieren oder so verändern, dass es uns nicht mehr schadet, als es uns nützlich ist.
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