Mittwoch, 26. November 2025

Das Glück in der Einsamkeit

 



Heute morgen lese ich in Facebook: Immer mehr Menschen sind alleine glücklich. Sie wollen keine Beziehung mehr. Sie feiern ihr Alleinsein, manche romantisieren sogar die Einsamkeit, wobei die Meisten das eine mit dem anderen verwechseln.
Was ich in der Praxis täglich erlebe spricht andere Worte. Immer mehr Menschen, unabhängig vom Alter, vereinzeln und immer mehr Menschen leiden unter schmerzhafter Einsamkeit.
Die Zahl der Singlehaushalte hingegen steigt. Dies untermauert oben genannte Behauptung. Aber nur insofern, dass immer mehr Menschen allein leben. Ob sie das feiern, wage ich zu bezweifeln. Fakt ist: Viele Menschen werden immer beziehungsunfähiger. Die einen weil sie zu viele Enttäuschungen erlebt haben und sich vor neuen Verletzungen schützen, die anderen weil ihnen Freiheit, Selbstverwirklichung und Erfolg im Leben wichtiger sind als eine Beziehung.
Wenn ich beides genauer betrachte und beide Abwehrformen in ihrer Entstehung zurückverfolge, stelle ich fest, dass sie letztlich einem Bedürfnis nach Liebe entspringen, das sich gebrochen hat an den Erfahrungen von Enttäuschung, Zurückweisung, Schmerz, Trennung, Verlust. Angesichts dessen flüchten die einen in unbrauchbare Lebensphilosophien - was bleibt noch anderes übrig als die Einsamkeit in den Himmel zu loben? Während die anderen die Flucht nach vorne in die grandiose Besonderheit und Vereinzelung auf Kosten liebevoller Beziehung antreten. Phantasien der eigenen Großartigkeit sollen die Einsamkeit kompensieren. Ob diese Strategien auf Dauer erfüllend sind ist zu bezweifeln. Möglicherweise könnte das Glück in der Einsamkeit immer mickriger ausfallen.

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