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Etwas, was gewohnt und vertraut war ist zu Ende. Etwas was dir sehr wichtig war, etwas von dem du geglaubt hast, es ist eine tragende Säule deines Lebens, etwas, wovon du meintest, es gehört unabdingbar zu dir und zu deinem Leben ist unwiederbringlich vorbei, etwas in das du deine ganze Hoffnung gelegt hast, in das du Zeit, Liebe und Energie investiert hast – ein Projekt ein Traum, eine Beziehung, deine Arbeit. Und manchmal bricht sogar alles auf einmal oder kurz nacheinander weg, was vertraut war.
In diesem Moment fühlt es sich an, als würde dir der Boden unter den Füßen weggezogen. Deine Welt bricht zusammen. Du hast das Gefühl versagt zu haben. Du fragst dich, wie du jetzt weiter machen sollst und weit und breit ist keine Lösung in Sicht. In diesem Moment siehst du nur, was du verloren hast und bist nicht fähig zu sehen was du noch hast und unfähig zu ermessen, was du gewinnen wirst. Aber du wirst etwas gewinnen, auch wenn du es jetzt nicht glauben kannst.
Wenn das Alte zusammenbricht heißt das, etwas hat sich überlebt.
Eine Beziehung, die schon lange nicht mehr funktioniert hat, ein Job, den du schon lange nicht mehr machen wolltest, ein Ort, an dem du dich nicht wohl gefühlt hast und den du schon lange verlassen wolltest, eine Weltanschauung, die schon lange nicht mehr zu dem Menschen passte, der du in diesem Moment in der Zeit bist. Du hast es verleugnet, du hast dich selbst getäuscht um das, was ungut war, nicht verändern zu müssen. Du hast in deiner Komfortzone gelebt um etwas vor dir selbst zu leugnen, und dieses Etwas war: So wie es ist, ist es nicht richtig für mich. Ich bin nicht zufrieden und schon gar nicht glücklich.
Jetzt hast du keine Wahl: Du musst du dich der Veränderung stellen. Das bedeutet: Neu anzufangen. Dich neu (er)finden. Wieder mal. Und du hast keine Ahnung wie das gehen soll.
Du wirst vielleicht viele Abende alleine dasitzen. Du wirst lernen mit dir allein zu sein. Du wirst lernen die Zeit mit dir allein zu schätzen. Du wirst lernen dir Zeit zu geben um zu genesen und geduldig deine Wunden zu versorgen, die durch den Verlust entstanden sind.
Du wirst dich vielleicht einsam fühlen, elend und von aller Welt verlassen. Du wirst Angst bekommen, denn du allein bist es, die jetzt dafür sorgen muss, dass es weiter geht. Niemand wird dich retten, egal wie viel Unterstützung du hast, das ist jetzt dein Job.
Du wirst praktische Dinge regeln müssen, du wirst dir eine neue Struktur schaffen müssen, ein Zuhause, indem du dich wohl und geborgen fühlst, einen Ort des Friedens, von wo aus du deine neue Lebensrichtung finden und planen kannst. Du wirst Tage und Nächte der Verzweiflung, des Schmerzes, der Trauer, der Ohnmacht und des scheinbar nicht enden wollenden Kummers erleben. Du wirst Angst haben, es nicht zu schaffen, dein Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und neu zu beginnen. Du hast keine Ahnung wohin die Reise geht und akzeptierst, dass du keine Ahnung hast. Du bist dir in nichts sicher, die Zukunft ist eine unbekannte Größe und weil du das weißt, konzentrierst du dich auf das Jetzt.
Als Erstes wirst du aussortieren.
Was dir dient, wirst du behalten und pflegen, was dir nicht mehr dient, wirst du sein lassen.
Du wirst allen Ballast abwerfen, der dich am Weitergehen hindert. Alte schädliche Glaubenssätze und blockierende innere Überzeugungen, Gewohnheiten und Menschen, die dir nicht guttun, Vorstellungen, die dich blockieren, Bedürfnisse, die sich nicht erfüllen lassen, auf die Art und Weise wie du es zuvor versucht hast. Alles was in deinem Leben längst abgestorben ist, alles, was nicht funktioniert hat, wirst du sein lassen. Wenn all das aussortiert ist, kann sich das verdammt leer anfühlen. Das musst du erst einmal aushalten. Ich weiß, das ist eine schwere Übung, aber sie wird dich stark machen, denn du wirst aushalten, mehr als du dir zugetraut hast.
Du wirst dir Zeit geben müssen um zu trauern.
Zeit um zu genesen und Zeit um den Schaden, der entstanden ist, zu reparieren. Und dann beginnst du mit dem, was du noch hast. Von da aus, wo du jetzt bist. Im Jetzt.
Das bedeutet dich zunächst dem anzupassen wie es ist.
Den Ist-Zustand anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Tag für Tag. Nur für heute. Es bedeutet dir eine Vision zu erschaffen von dem Leben, das dich zufrieden macht, und nicht von einem Leben, von dem man dir beigebracht hat, wie es zu sein hat, damit es ein Leben ist oder von dem du glaubtest, es sei das einzig Richtige. Du wirst erkennen was deine Stärken und Ressourcen sind und sie dir bewusst machen um sie zu nutzen. Du wirst Dinge (wieder)finden und tun, die dich nähren und dir Energie geben. Und mehr davon machen. Du wirst lernen dich selbst an erste Stelle zu setzen, denn nur wenn du stabil und klar bist, kannst du für andere da sein. Du wirst Frieden mit der Vergangenheit schließen.
Jeden Tag auf Neue wirst du etwas tun, um zu genesen, so gut du es kannst, ohne dir Druck zu machen, ohne zu denken, das muss schnell gehen. Und wenn du einen Tag gar nichts schaffst, ist das auch okay. Ruh dich aus. Morgen ist auch noch ein Tag.
Wir beginnen zu genesen, wenn wir den Widerstand aufgeben, gegen das, was unveränderbar ist und wenn wir bereit sind die Fragen zu beantworten, die das Leben uns in diesem Moment unserer Reise stellt. Mit Widerstand meine ich auch all die Widerstände in dir selbst, die gegen dich selbst sind. Die hohen Erwartungen, die du an dich selbst stellst, die Gedanken, die du über dich selbst hast: Dieses Ewige: Ich bin nicht gut genug.
Du bist gut genug und du warst es schon immer!
Wenn dir das Leben etwas nimmt, heißt es nicht, dass es dich strafen will, es nimmt dir das, was du nicht mehr brauchst und gibt dir, was du brauchst, um aus deinem abgestorben Ich herauszukommen und dich zu dem Menschen werden zu lassen, der du sein willst.
Wenn du das erkannt hast, wirst du neu beginnen und das, was dir wirklich entspricht, leben, erfüllen und Wirklichkeit werden lassen.
All dies erfordert Zeit, Geduld mit dir selbst, Mitgefühl mit dir selbst, Fürsorge für dich selbst, radikale Selbsterkenntnis, Bewusstheit, Klarheit und eine große Portion Mut.
Es bedeutet auch: Mit der Angst und trotz der Angst weiter zu gehen. Neugierig. Immer weiter gehen. In Bewegung bleiben und nicht aufgeben. Wer jetzt denkt: "Die hat gut reden, wenn das mal so einfach wäre." Ich stehe wie vielleicht du jetzt, genau an diesem Punkt. Ich muss mich neu erfinden und ich bin bereit dazu.
"Often, when we say it is “too late” for us to begin something, what we are really saying is that we aren’t willing to be a beginner. But when we are willing to dip our toe in, even just a little, we are rewarded with a sense of youthful wonder. Never give in, never give in, never, never, never, never.
~Julia Cameron, It's Never Too Late to Begin Again
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