lieben
ohne die vergangenheit des anderen
und des einen ...
das hab ich gesagt, nein, ich habs gepostet in facebook. wie antworte ich jetzt am besten darauf? nun, ich kann eine nette kleine kurzgeschichte schreiben oder ich kann es irgendwie anders auseinanderdröseln, anders in form von einer form für die ich immer noch eine bezeichnung finden will, aber sie nicht finde. egal, was schert mich die form, ich bin blogger, da darf ich schreiben wie mir der schnabel gewachsen ist, sprich, wie es mir in die finger fließt, raus aus dem hirn direkt rein in das kleine feld wo "neuer post" drüber steht.
hm, vielleicht ist das ja die bezeichnung für die form - post. nicht zu verwechseln mit Post, obwohl die posts könnten quasi auch briefe sein, die man per Post absendet, so wie man das früher tat, als die leute sich noch briefe geschickt haben, anstatt zu posten. das dauerte länger, hatte aber den vorteil, dass man sich ziemlich genau überlegte was man schreiben will. der nachteil war allerdings, es dauerte mitunter so lang bis der beim empfänger ankam, dass der andere mitunter vergessen hatte worauf er endlich eine antwort bekam, oder schon längst mit den gedanken gar nicht mehr beim sender war, im worst case jenen verlassen hatte, weil das mit der kommunikation doch nicht so recht klappte.
na egal, ich wollte hier etwas beantworten.
mach ich jetzt mal, scheiss auf die form.
jetzt aber zu sache!
meine protagonisten sind anna und tom. anna muss oft herhalten bei mir, der name hat zwar etwas knappes aber doch auch etwas intensives, ich mag das. mit tom ist es das gleiche.
also anna und tom lernen sich kennen. am besten in freier wildbahn. naja, meinetwegen auch im internet, aber freie wildbahn ist mir lieber, ich finde das romantischer. ja, ich steh auf romantik, habe ich das schon mal erwähnt?
anna ist um die vierzig. tom ist um die vierzig. damit es nicht noch komplizierter wird haben die jetzt mal die gleiche zeitspur auf der sie sich grade bewegen, obwohl ich nichts gegen beziehungen habe wo der altersunterschied eklatant ist, die haben es in sich, heißt - meist sind die noch komplizierter als die, die in der gleichen zeitspur laufen, aber das ist ein anderes thema.
anna und tom treffen sich in einer kneipe. anna sitzt da und sinniert über ihr leben nach. sie ist single seit ihre große liebe sie vor zwei jahren verlassen hat, wegen einer anderen. dass die jünger war ist klar, ich bin schließlich beim klischee. ich arbeite ab und an gern mit klischees, weil die sich immer recht gut eignen um etwas zu erklären, ohne es noch komplizierter zu machen als es meistens ist.
tom sitzt beim vierten bierchen und sinniert über seine kaputte ehe nach, die er, aus welchen gründen auch immer, nicht verlassen kann. meistens werden die kinder vorgeschoben, aber meistens sind es nicht die kinder, sondern es ist die angst allein zu sein.
da sitzen sie nun, allein, jeder für sich und trinken, damit sie in nicht in ihrem elend ertrinken. manchmal geht das. ich weiß es. ist aber keine langzeitlösung sonst kommt zu dem einen elend noch eins und zwar der suff und der macht das gehirn und die leber matschig.
anna guckt tom an, weil er der einzige attraktive typ in der kneipe ist. tom guckt anna an, weil sie die einzige frau in der kneipe ist. und bäng! es macht was mit ihnen, das angucken.
tom, muttrunken von den bierchen nimmt sein glas, steht auf und bewegt sich in richtung anna. anna lächelt, weil sie innerhalb von zehn sekunden entschieden hat, ihn nicht abzuweisen, was sie sonst immer macht, wenn sich ihr einer nähert, aber heute ist ihr klarer als sonst, dass sie mit der abweisenden tour nie auf einen grünen zweig, sprich - einen mann, kommt.
die beiden verstehen sich wunderbar, die beiden gehen nach drei weiteren drinks zu ihr, weil zu ihm geht ja nicht. obwohl, das wär doch mal was, die neue mit nach hause bringen und sagen: schatz, ich hab keine lust mehr auf unsere kaputte ehe, darf ich dir meinen neuen versuch von liebe vorstellen?
gut, machen anna und tom nicht, wäre auch die harte nummer, aber es wäre ehrlich, finde ich. sie gehen natürlich zu anna und verbringen eine ekstatische nacht miteinander, was dazu führt, dass sie meinen es sei liebe.
und weil sie meinen es sei liebe, sehen sich anna und tom von da an öfter.
es flügelschlagen die schmetterlinge in ihren nicht mehr ganz schlanken bäuchen. die beiden genießen sich gegenseitig und das, was sie vom anderen noch nicht wissen.
der sex ist erfüllend wie schon lange nicht mehr und zum reden hat man ja vorher und hinterher zeit. sie plaudern über träume und zukunftsvisionen, die sehnsucht breitet sich aus und legt warme weiche schwingen der zuversicht über das frische liebesglück. ach ist das schön! kenn ich und finds immer wieder wunderbar. bis ... und jetzt kommts. ich muss hier ja schließlich erklären, wie ich das meine, mit dem, was ich meinte in meinem post.
das frische liebesglück verwandelt sich mit dem vergehen der zeit, wie sich alles mit dem vergehen der zeit verwandelt.
der sex ist immer noch gut, aber es wird mehr geredet. viel mehr. tom, ein konsequenter typ, chapeau!, hat inzwischen seine familie verlassen. anna denkt nur noch einmal täglich an ihre verlorene große liebe. der alltag hält einzug in die junge liebe. es wird geredet und geredet und die rede kommt irgendwann auf die vergangenheit.
davon haben beide eine menge. die mischt sich ein, die wird in bunt und in schwarz gemalt, die geht von klein anna und klein toms kinderzeit, von klein annas und klein toms mama und papa über die diversen geschwister, bis hin zu den diversen beziehungen von anna und tom über verlorene und gelebte träume über krisen und krisenbewältigung über gewinnen und verlieren über was man mag und was man nicht mag, bis hin zur erkenntnis warum alle beziehungen die vorher waren, inklusive annas großer liebe und toms ehe, nix geworden sind.
ja, und da ist sie dann die vergangenheit im jetzt der neuen liebe und zwar mittendrin.
und in so manchen fällen auch unüberhörbar...
mitten in der nacht bei anna und tom
toms handy klingelt. er nimmt ab: du, der kleine ist aus dem hochbett gefallen und hat eine platzwunde am kopf. bitte komm sofort her und pass auf seine schwester auf, ich muss jetzt mit ihm ins krankenhaus.
nachtrag:
so ist das mit der liebe und der vergangenheit des einen und des anderen. es gibt sie nicht ohne. macht aber nix. oder doch?
Liebe Angelika, du hast es wieder so genau getroffen!!! ;-)
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