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Danke für das Foto, Lucas |
Die Liebe für uns selbst muss sich
darauf beziehen, was wir sind und nicht auf das, was wir tun. Erst dann gelingt
es uns, uns vorbehaltlos zu akzeptieren. Das Erkennen des Unterschieds zwischen
Tun und Sein ist eine der wichtigsten Erfahrungen, die wir im Leben machen
können.
Sich selbst lieben geht nicht auf
Knopfdruck. Es ist Arbeit. Der Psychiater und Bestsellerautor M. Scott Pecks sagte
einmal, dass Liebe besagt, dass Liebe eine harte Arbeit ist, zu der eine
Erweiterung der Persönlichkeit gehört. Und so ist es. Die Selbstliebe kommt uns
nicht einfach so angeflogen, wenn wir sie nicht fühlen können. Sie muss in der
Tat erarbeitet werden. Es braucht den Willen und es braucht Übung die
Selbstabwertung oder die Selbstverachtung aufzugeben und uns selbst vorbehaltlos
zu akzeptieren mit allem was uns ausmacht, auch mit dem, was wir an uns selbst
nicht leiden können. Sich selbst nicht leiden können bringt Leid, innerseelisch
und im Kontakt mit anderen Menschen, in all unseren Beziehungen.
Die Arbeit an der Selbstliebe beginnt
damit, dass wir uns selbst zuhören.
Wie hört man sich selbst zu? Indem man
auf seine Gefühle, seine Wünsche und seine Bedürfnisse achtet. Die meisten von
uns haben das nicht gelernt. Wir haben gelernt unseren Focus auf das zu
richten was andere fühlen, wünschen oder brauchen. Wir haben gelernt
Erwartungen zu erfüllen, die andere an uns haben, aber wir haben nicht gelernt
unsere Erwartungen an uns selbst zu achten und zu erfüllen und wenn, dann sind es jene, die
man uns beigebracht hat. Was wir tun müssen, damit wir anderen gefallen, ist
eine davon. Auch wenn wir glauben wir tun all das
was wir tun für uns, so ist das in Wahrheit nicht selten ein Irrglaube, wir tun es damit man
uns achtet, uns Aufmerksamkeit schenkt, uns wertschätzt und liebt. Wir tun es
um durch unser Tun etwas zu bekommen, von dem wir meinen, dass wir es brauchen. Und
meistens bekommen wir ja auch etwas für unser Tun, aber wann bekommen wir etwas
für unser Sein?
Leistung bringen ist Tun.
Sein ist einfach da sein, ohne etwas
tun zu müssen.
Wann nehmen wir uns die Zeit einfach
nur zu sein?
Erlauben wir es uns? Oder denken wir
gar nicht darüber nach, so wie die meisten Menschen, die ständig irgendetwas tun müssen, weil sie gar nicht wissen was nichts tun sein kann, und
weil sie sich schlecht fühlen im Nichtstun. So funktioniert unsere
Leistungsgesellschaft. So funktioniert Leben, wie man es uns beigebracht hat. Tu was, dann bist du wer. Wer nichts tut, ist nichts wert.
Und wem schenken wir damit
Aufmerksamkeit? Nicht uns selbst jedenfalls.
Man muss sich selbst Aufmerksamkeit
schenken um sich selbst wahrzunehmen.
Das beginnt damit in Kontakt mit den
eigenen Gefühlen zu kommen. Und jedes Gefühl, das wir haben sagt uns etwas über
unsere Bedürfnisse. Gefühle sind immer auf Bedürfnisse ausgerichtet. Wenn ich
zum Beispiel traurig bin habe ich das Bedürfnis nach Fürsorge, Geborgenheit und
Trost. Wenn ich mich hilflos fühle, habe ich das Bedürfnis nach
Selbstbestimmung, nach Sicherheit und Halt. Jedes Gefühl verweist auf ein tiefes Bedürfnis. Die meisten Menschen erkennen das nicht. Sie übergehen ihre Gefühle
und weil sie das tun, wissen sie nichts über ihre wahren Bedürfnisse.
Ein Mensch, der sich selbst liebt weiß
um seine Bedürfnisse.
Das ist die Vorrausetzung für Selbst - Bewusstsein.
Nur wer sich seiner selbst bewusst ist wird sein Leben so gestalten, dass es
seinen Bedürfnissen nahe kommt.
Die Arbeit an der Selbstliebe erfordert
Aufmerksamkeit für uns selbst und sie geht nicht ohne Selbstdisziplin
vonstatten. Selbstdisziplin bedeutet sich selbst gegenüber absolut ehrlich zu
sein, seine Triebe aufschieben zu können und
Verantwortung für sich selbst zu übernehmen. Wer sich so verhält besitzt
Selbstbewusstsein, Selbstsicherheit und Selbstwertgefühl. Ohne das ist Selbstliebe
nicht möglich. Sie bedeutet nämlich auch Verzicht. Verzicht
auf Dinge, die uns nicht gut tun. Dazu muss man eben wissen was einem nicht gut
tut und damit sind wir wieder bei der Aufmerksamkeit, die wir uns selbst schenken müssen um bei uns selbst anzukommen.
Erst wenn wir das gelernt haben und es
dauert, wie alles was wir neu lernen müssen, werden wir irgendwann bei uns selbst
ankommen und dem Gefühl ein einzigartiger liebenswerter Mensch zu sein, der sich vorbehaltlos akzeptiert und
sich verzeihen kann wenn er Fehler macht. Selbstliebe versetzt uns in die Lage
nichts mehr von anderen einzufordern, was sie uns nicht zu geben vermögen, können oder
geben wollen, sie macht aus emotional Abhängigen selbstsichere Menschen, die
wissen wie sie selbst gut für sich sorgen und sich ihre Bedürfnisse erfüllen können.
Selbstliebe hilft uns dabei nein zu sagen, sie hilft uns dabei uns abzugrenzen. Sie hilft uns
auch um etwas zu bitten, wenn wir uns etwas wünschen und sie hilft uns damit umzugehen wenn wir Zurückweisung erfahren. Wenn wir die Arbeit der Selbstliebe
nicht scheuen erhalten wir ein wertvolles Geschenk – wir wissen um den wahren
Wert unseres Seins. Und dafür müssen wir nichts tun und uns selbst und anderen nichts beweisen.
Namaste
Angelika