Mittwoch, 6. September 2017
Aus der Praxis – Wie wir quälende Gedanken stoppen können
Wir alle kennen es, wir möchten nicht an etwas Bestimmtes denken, aber wir können nicht damit aufhören. Quälende Gedanken können uns beherrschen. Mehr noch, sie werden zu Gefühlen, die uns besetzen, die unseren Tag beherrschen und uns in den Nächten den Schlaf rauben. Jedes Gefühl, das wir haben, kann internalisiert werden. Geschieht das, hört das Gefühl auf wie ein Gefühl zu wirken, es wird zu einem Teil unserer Persönlichkeit mit dem wir uns identifizieren. Wenn wir uns bewusst machen, dass die Dynamik unseres Seins aus Gefühlen, Bedürfnissen und Trieben zusammensetzt ist, können wir uns leicht vorstellen, dass wir mir diesen Identifikationen eine Störung in diese Dynamik bringen. Das ganze System ist im Ungleichgewicht und wir reagieren und handeln aus dem internalisierten Gefühl heraus. Es hat uns im Griff. Was wir nun brauchen ist ein Weg um uns von diesen Gefühlen zu lösen, oder wie man in der Psychologie sagt: Wir disidentifizieren uns von belastenden Gefühlen.
Wie ist das möglich?
In der Psychoanalyse wird zwischen verschiedenen Ich-Zuständen unterschieden. Wir haben ein sogenanntes Ego das uns mit Gedanken und Gefühlen überfluten kann. Aber all die ganzen Stimmen die wir so im Kopf haben - das SIND wir nicht. Wir sind weder unsere Gefühle, noch unsere Gedanken. Wir erschaffen sie und nicht sie erschaffen und beherrschen uns, auch wenn wir das irrtümlicherweise glauben. Diese einfache Wahrheit wird oft übersehen und viele Menschen können sich auch nicht vorstellen, dass es so ist. Können wir uns aber auf diese Wahrheit einlassen, haben wir eine gute Chance nicht weiter das Opfer unserer Gedanken und Gefühle zu sein. Wir können uns unsere Eigenmacht zurückholen, wenn wir wissen: Alles was wir denken und fühlen, können wir beeinflussen, denn WIR sind es, die denken und fühlen. Es gibt niemanden, der uns sagen kann: Du musst dich jetzt so oder so fühlen. Es gibt niemanden, der uns verletzen kann, wenn wir es nicht zulassen. Es ist einzig und allein unsere Interpretation der Dinge, die unsere Gedanken und Gefühle erschafft. Diese Interpretation läuft allerdings in Sekundenbruchteilen ab. Und manchmal merken wir es erst, wenn wir mitten drin stecken im Dilemma.
Viktor Frankl sagte einmal: „Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum“. Was er damit meinte ist, dass wir genau diesen Raum für uns nutzen können um nicht wie ein Pawlowscher Hund auf einen von außen kommenden Reiz zu reagieren. Wir haben diesen Raum, der eine Distanz zwischen Ursache und Wirkung, zwischen Reiz und Reaktion, schaffen kann und dieser Raum ist ein hilfreiches Geschenk, wenn uns wieder einmal ein quälender Gedanke massiv zusetzt.
Hierzu gibt es eine einfache und sehr wirksame Methode aus der Psychologie: den Gedankenstopp.
Der Gedankenstopp hilft, nicht noch tiefer in die quälenden Gedanken, die depressive Stimmung oder in die Angst zu fallen, sondern nach einer Lösung zu suchen und diese auch zu finden. Der Sinn der des Gedankenstopps liegt darin, uns selbst aufzuwecken, bevor wir von destruktiven Gedanken überflutet werden.
Zugegeben das zu verinnerlichen ist schwer und es braucht Übung. Es braucht den Willen es zu üben.
Wie das funktioniert?
Sobald quälende Gedanken auftauchen: Setz dich in aufrechter Körperhaltung an einen stillen Ort und lass diese Gedanken zu. Dann haue kräftig auf den Tisch und sage laut „Stopp“ zu dir selbst. Du wirst überrascht sein, wie du plötzlich wieder im Hier und jetzt bist und die quälenden Gedanken weg sind.
Eine weitere Übung, die mir persönlich hilft, ist diese kleine aber sehr effektive Übung im Selbstmitgefühl:
Sag mitfühlend zu dir selbst: „Ja, so ist das“. Wenn du magst, lege dabei deine Hände auf dein Herz und atme dabei ruhig ein uns aus. Tu das solange du magst oder solange bis zu fühlst, dass es in dir ruhiger wird. Bei manchen Menschen nützt schon diese kleine Übung um innerlich wieder zu sich selbst zu kommen.
Und zum Schluss ein Zitat von Roberto Assagioli
„Ich habe einen Körper, aber ich bin nicht mein Körper.
Ich habe Gefühle, aber ich bin nicht meine Gefühle.
Ich habe Wünsche, aber ich bin nicht meine Wünsche.
Ich habe einen Geist, aber ich bin nicht mein Geist.
Ich bin ein Zentrum aus reinem Bewusstsein.“
Namaste Ihr Lieben
www.wende_praxis.de
Danke !
AntwortenLöschenIch werde versuchen, die Ratschläge zu verinnerlichen.
Deine Worte haben mich tief beeindruckt und ich werde sie mir ausdrucken und immer wieder lesen.
Liebe Grüße
Fein :-)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Angelika