Warum ist das so?
Ein Trauma ist eine lebensbedrohende Situation, in der das Gehirn alle unnötigen Wahrnehmungen und Handlungen stilllegt und die wichtigen Handlungen, wie Fluchtreflex oder Erstarren auslöst. Es schaltet automatisch von gezieltem Verhalten auf instinktives Verhalten.
Bei diesem Vorgang werden Adrenalin und Noradrenalin, Kortisol sowie Endorphin, die sogenannten Stresshormone ausgeschüttet. Umgebungsreize wie Gerüche, Umgebung oder Geräusche werden nicht mehr bewusst wahrgenommen, aber dennoch gespeichert. Alle Sinne konzentrieren sich auf die Bedrohung.
Ein Trauma verändert das Gehirn.
Beim Traumatischen Erleben ist unser Gehirn komplett überfordert. Die Erlebnisse können nicht normal verarbeitet werden, sondern werden ungeordnet im Gehirn gespeichert.
Drei Gehirnregionen sind besonders betroffen:
1. Der Hippocampus: Hier wird entschieden was im Langzeitgedächtnis aufgenommen wird.
2. Der Präfrontale Cortex: Er schätzt Gefahren ein.
3. Die Amygdala: Sie fungiert als emotionale Alarmanlage.
Beim Traumaerleben gelangen die erlebten Eindrücke ungefiltert in die Amygdala, der Schutzwall aus Hippocampus und Präfrontalem Cortex wird quasi übergangen. Bei großem Stress wird die Hippokampus Aktivität durch eine längere Kortisolausschüttung unterdrückt, während die Amygdala jedoch unbeeinflusst bleibt.
Die Folge: Die Erinnerung an das Erlebte wird dort gespeichert. Dazu gehören alle Gefühle, Bilder und körperliche Reaktionen. Das vollständige Zuordnen des Erlebten im Zusammenhang mit der äußeren Realität kann im Hippocampus jedoch nicht stattfinden. Es entsteht eine sogenannte „hippocampale Amnesie“, d.h. es bestehen keine konkrten Erinnerungen an die reale Situation.
Die Amygdala wird durch das Trauma in seiner Funktion beeinträchtigt und verliert seine Dämpfungsfunktion bei Stress. Das Gehirn ist auf Dauerbereitschaft gestellt um vor einem vermeintlichen, erneuten Trauma zu schützen.
Wird das Trauma nicht verarbeitet, überwiegt das emotionale Gedächtnis der Amygdala im Vergleich zum autobiografischen Gedächtnis des Hippocampus. Es besteht ein Nebeneinander von intensiven Erinnerungen einerseits und Erinnerungslücken andererseits. Die unvollständigen, weil noch nicht zuordenbaren Erinnerungen entwickeln ein Eigenleben, das sich dem Bewusstsein entzieht. Dadurch können Zahlreiche Reize, die an das Trauma erinnern, als Trigger fungieren und bei Betroffenen intensive emotionale Reaktionen hervorrufen.
Die Folge: Alles was den Betroffenen an das Trauma erinnern oder zu einer erneuten Traumatisierung führen können, wird vermieden. Das Vermeiden ist der Versuch sich selbst zu schützen und die Angst zu kontrollieren.
Wenn das Trauma, in Form von Bildern, Gerüchen und Gefühlen, getriggert wird.
Während des Traumas hat das Gehirn wie gesagt auf Notbetrieb umgeschaltet, um das physische und psychische Überleben sicher zu stellen. Dennoch hat es alle Sinneseindrücke abgespeichert. Diese Abspaltung war während des Traumas notwendig um emotional zu überleben. Durch die fehlende Verarbeitung dieser Erinnerungen kommt es dazu, dass Gefühle, Bilder, Gerüche und Geräusche aus der traumatischen Situation in das jetzige Erleben zurückkommen. Sie versetzen den Betroffenen in eine Art Trance nach hinten in die traumatische Situation: Gefühlt befindet er sich im Jetzt wieder im Traumaerleben. Diese Erinnerungen nennt man Intrusionen. Der Betroffene ist sich zwar bewusst, dass er sich nicht in der Trauma-Situation befindet, dennoch nimmt er die Erinnerungen wahr, als ob er sie erneut erlebt. Bei schweren Traumata geht die Selbstregulationsfähigkeit
Einem traumatiserten Menschen zu sagen: „Stell dich nicht so an. Das ist doch alles längst vorbei!“ nützt nichts. Er weiß das selbst, das Gehirn aber kommt diesem Wissen nicht nach.
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