Wenn ich auf dieses Jahre zurückblicke, was ich immer tue am Morgen des Heiligen Abends, so blicke ich nicht nur auf mein eigenes Lebensjahr, das sich dem Ende zuneigt, ich blicke auch auf ein Jahr mit all den Menschen, die zu mir kamen und mir ihr Vertrauen schenkten. Menschen, denen es nicht gut ging und denen es besser geht durch unsere gemeinsame Zeit und die gemeinsame Arbeit, die uns verbunden hat. Manche von ihnen werden weiter zu mir kommen, weil es noch Einiges zu tun gibt und manche haben sich verabschiedet, weil es ihnen besser geht. Das ist gut. Das ist wunderbar. Das ist ein Geschenk, wenn ich sehe, dass das was getan wurde, wirkt.
"Die Menschen wollen eigentlich nicht geheilt werden. Sie wollen nur Linderung und Trost, denn Heilung ist schmerzhaft", sagte der Psychoanalytiker Anthony de Mello, Gott hab ihn selig, einmal. Ich kenne einige Kollegen, die ob diesen Satzes, mit verhaltener Resignation zustimmend nicken würden. De Mello hat Recht, es soll nicht mehr ganz so weh tun, es soll sich leichter anfühlen im Schweren und es soll Trost sein, damit man sich einrichten kann im Jammertal des eigenen Dasein. Dann lässt es sich wieder eine Weile aushalten, der ganze Irrsinn, der Frust, die unerfüllten Bedürfnisse, der Kummer, der Streit, der Schmerz, diese bodenlose Leere, die mit allem gefüllt wird, nur nicht mit sich selbst und dem, was wirklich von Bedeutung ist. Bis zum nächsten Mal, wenn die Seele wieder schreit: Ich halte das nicht mehr aus, machen Sie was, damit es mir besser geht!
Es soll gut werden der zumindest besser, wenn es schon nicht gut wird von alleine oder es soll mit Hilfe eines anderen, sozusagen gut "gemacht" werden, damit man selber nichts machen muss, schon gar nicht hingucken, denn dann müsste man vielleicht etwas machen und das ist anstrengend. Schmerzhaft könnte das auch werden und Arbeit würde das bedeuten und zwar Arbeit an sich selbst und man hat ja schon genug Arbeit mit allem anderen, nein das tut man sich doch nicht auch noch an.
Und dann sitzen sie da vor ihrem Therapeuten, diese Menschen von denen de Mello spricht. Sie klagen und lügen sich die Tasche voll, bis es oben herausquillt und fühlen sich nicht wirklich gut dabei, aber etwas verändern hieße etwas schaffen, es hieße - die Komfortzone verlassen und losgehen und unbekanntes Gebiet betreten, das keine Garantie verspricht, dass es besser oder gut wird. Das wird es dann auch nicht. Denn, wo der Wille fehlt, da ist kein Weg.
Aber es gibt auch jene, die den Willen haben etwas zu tun, die so mutig sind sich selbst ehrlich anzuschauen, die es wagen sich ins Reich ihrer Schatten zu begeben, die sich in die dunkle Nacht der Seele trauen und sich ihrer Angst, Ihrem Schmerz und ihren Neurosen stellen und ihnen ins Gesicht schauen und daran arbeiten. Das sind die, die meine ganze Liebe und meinen Respekt haben und das sind die, die es schaffen, dass es besser wird oder gar gut in ihrem Leben. Das sind die Menschen, für die ich da bin.
Diesen Menschen möchte ich heute an diesem 24. Dezember 2017 danken.
Ich danke Euch für Euer Vertrauen, das Ihr mir schenkt und ich danke Euch dafür, dass Ihr, indem Ihr den schweren Weg geht Euch selbst zum Besseren hin zu verändern, ein kleines Bisschen in dieser Welt verändert. Ich danke Euch, dass ich Euch dabei begleiten darf.
Jeder von uns, der sich sich selbst zuwendet um das zu heilen, was in ihm unheil ist, heilt ein bisschen etwas in dieser Welt, die so viele Wunden hat, dass sie mir manchmal, in diesen Momenten, wo ich kurz davor bin den Glauben zu verlieren, unheilbar erscheint.
Aber das sind nur Momente. Den Rest der Zeit halte ich fest am Glauben, dass es solange wir das Gleichgewicht halten indem wir die Liebe behalten, noch nichts verloren ist.
Namaste Ihr Lieben und schöne Weihnachten.
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