"Aber es könnte doch sein, dass er/sie sich ändert", wie oft höre ich das in der Praxis, wenn Menschen an Beziehungen festhalten, in denen sie unglücklich sind.
Es könnte doch sein, wenn ich mir noch ein bisschen mehr Mühe gebe. Ich muss nur noch weiter Geduld haben und die Hoffnung nicht aufgeben, dann wird er/sie sich ändern.
Ja, vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Eher nicht, weil Veränderung schwer ist, das kennen wir selbst. Weil altes Verhalten so leicht nicht abgelegt wird, auch das kennen wir selbst. Wir wissen, wie groß die Herausforderung ist, unsere eigenen Verhaltensmuster langfristig zu ändern.
Wir können uns nicht so einfach aus der eigenen Haut herausschälen und unser Verhalten ändern, selbst wenn wir die Entscheidung getroffen haben, dass wir es tun wollen.
Warum also sollte der andere tun können, was uns nicht gelingt? Wir können andere nicht ändern. Diese Macht haben wir nicht und Geduld und Hoffnung ändern schon gar nichts.
Menschen ändern ihr Verhalten nur sehr schwer.
Und es ist umso schwerer je tiefer Veränderungen in unsere Persönlichkeit eingreifen, weil sie bereits in der Kindheit fixiert wird. Auch wenn ein Mensch die Bereitschaft hat, sein Verhalten zu ändern, ist es schwer. Verhaltensänderung ist ein Lernprozess und der ist komplex und anstrengend.
Schon wenn wir versuchen nur eine kleine Verhaltensveränderung zu etablieren, entfernen wir uns aus unserer Komfortzone, das, was wir als Normalität erleben, der Bereich, der uns vertraut ist und in dem wir uns sicher fühlen, auch wenn er nicht das ist, was wir uns eigentlich wünschen. Je weiter wir uns aus der Komfortzone rausbewegen desto stärker wird das Bedürfnis wieder dorthin zurückzukehren. Da sind wir heimisch, da kennen wir uns aus, da fühlen wir uns sicher, da sind Gewohnheit und Routine, das ist berechenbar, das ist gewohnt und vertraut. Und alles Vertraute hat eine große Macht: Es mindert die Angst vor einer unbekannten, unberechenbaren Zukunft.
In unserer Komfortzone bewegen wir uns selbstverständlich und ohne große Anstrengung, sogar wenn es in dieser Zone emotional anstrengend ist, ja sogar, wenn wir leiden. Hier wissen wir, was wir haben. Wir sind vor Überraschungen gefeit, denken wir, nein fühlen wir. Emotionen sind stärker als Gedanken und Absichten. Zudem ist unser Gehirn ziemlich faul. Es mag das Gewohnte, weil es nicht anstrengend ist.
Veränderung ist auch deshalb so schwer, weil dazu eine Veränderung unseres Gehirns notwendig ist. Das bedeutet nicht nur, dass wir Unbewusstes ins Bewusstsein holen müssen, es kostet viel Energie, Disziplin, Durchhaltevermögen und ständige Wiederholung neuer Verhaltensmuster um die alten zu „überschreiben“ und die neuen zu verfestigen.
Veränderung braucht entweder einen extrem hohen Leidensdruck oder eine fette Belohnung.
Das Unbewusste fragt nämlich, sobald wir etwas verändern wollen unvermeidlich, wo denn der Benefit ist. Gibt es keinen klar erkennbaren lohnenswerten Benefit, also keine überzeugende Belohnungsaussicht, die stärker ist als das Festhalten am Gewohnten ist, gibt es auch keine Motivation und wir ändern unser Verhalten nicht.
Heißt das jetzt, na dann kann ich es ja gleich lassen.
Nein, heißt es nicht. Nur was andere Menschen angeht können wir unser Bemühen lassen.
Wir können nur uns selbst verändern und damit sollten wir anfangen, ansttatt zu meinen, der andere muss sich ändern – bei uns selbst.
Im ersten Schritt müssen wir uns klar darüber werden:
Was ist meine Motivation und welche Belohnung verspricht mir meine Veränderung?
Und weiter: Was bin ich bereit dafür zu tun?
Das bedeutet auch, uns zu fragen: Bin ich bereit die Konsequenzen meines Veränderungsprozesses zu tragen?
Wenn all das klar ist, beginnen wir uns in kleinen Schritten aus der Komfortzone herauszubewegen.
"I do my thing and you do your thing. I am not in this world to live up to your expectations, and you are not in this world to live up to mine. You are you, and I am I, and if by chance we find each other, it’s beautiful. If not, it can’t be helped."
Fritz Perls
Wenn Du Dir in Deinem Veränderungsprozess Unterstützung wünscht, bin ich gerne für Dich da. Schreib mir eine Mail unter aw@wende-praxis.de und wir vereinbaren ein kostenfreies Kennenlerngespräch.
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