Montag, 13. Februar 2017

Das SOK-Modell

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Entwicklung vollzieht sich stets auf unterschiedlichen Ebenen und häufig mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. Der Focus meines heutigen Artikels liegt auf der Gestaltbarkeit von Entwicklung. Hierzu gibt es ein schönes Modell, das sich zwar mit der Bewältigung von altersbedingten Veränderungen auseinander setzt, aber auch in Lebenskrisen hilfreich sein kann. Ich spreche vom SOK-Modell von Baltes.

Das von den Gerontologen  Margarete und Paul Baltes, Mitte der 80er Jahre entwickelte Modell der selektiven Optimierung und Kompensation beschreibt die Kompetenz im Alter. Es zeigt Möglichkeiten, wie ältere Menschen trotz zunehmender Funktionseinbußen und Verluste durch die bestmögliche Erschließung der verbleibenden Ressourcen und Fähigkeiten ihre Lebensqualität verbessern können. Das Modell besagt, dass jeder menschliche Entwicklungsprozess eine Kombination von drei adaptiven Verhaltensweisen umfasst -  Selektion, Optimierung und Kompensation. Konkret bedeutet das, die eigenen Ressourcen vorwiegend auf ausgewählte Ziele zu konzentrieren, die auf eigenen Wünschen und Motiven beruhen = Selektion. Um diese zu erreichen, müssen unsere Ressourcen bestmöglich eingesetzt werden = Optimierung. Sind entsprechende Handlungsstrategien nicht mehr nutzbar, sollten alternative Optionen gefunden werden, um dennoch das angestrebte Ziel zu erreichen = Kompensation.

Nun zum Modell unabhängig vom Alter ...
SOK: Selektion, Optimierung und Kompensation sind im SOK-Modell Anpassungsprozesse , die wir selbst gestalten können.

Selektion
Mit Selektion ist, wie das Wort schon sagt, die Auswahl eines bestimmten Lebensbereiches gemeint. Das bedeutet: Wir wählen aus den vorhandenen Lebensmöglichkeiten diejenigen aus, die wir verwirklichen wollen.

Kann oder will man nicht mehr alles schaffen, macht es Sinn sich auf einen Bereich, der einem besonders am Herzen liegt oder der für das eigene Leben von großer Bedeutung ist zu beschränken. Hier stellt sich die Frage: Was ist für mein derzeitiges Leben, oder diese Lebensphase von Bedeutung? Was kann ich noch verwirklichen? 
 Hat man die Antwort gefunden, gilt es das Gewählte  im nächsten Schritt zu optimieren.

Optimierung bedeutet - die Mittel zu suchen, um das Gewählte möglichst gut tun zu können. Durch Auseinandersetzung und Übung mit dem Thema findet so nach dem SOK-Modell eine Optimierung des ausgewählten Bereiches statt.

Hier zwei Beispiele: Ein Mann wird Frührentner. Er hat schon immer gerne gezeichnet. Er könnte in Zeichenkursen diese Fähigkeit optimieren und sich mit dem Thema Zeichnen sowohl praktisch als auch theoretisch -  Kunstbücher, Museumsbesuche, Ausstellungen - auseinandersetzen und seine Fähigkeiten verbessern. Damit hat er nicht nur eine sinnvolle Beschäftigung, sondern er gewinnt an Lebensfreude und erfährt eine Sinnhaftigkeit seines Tuns.

Eine Frau verliert ihren Arbeitsplatz. Sie ist nun finanziell von ihrem Man abhängig und fühlt sich damit wertlos. Sie könnte eine Fähigkeit oder eine Leidenschaft wählen, die sie für eine Sache aufbringen kann.  Ist sie zum Beispiel ein Mensch, der gerne schreibt, könnte sie beginnen ihre Biografie zu schreiben, sie könnte Schreibkurse besuchen und so einen völlig neuen kreativen Weg beschreiten.
Mag sie es mit Menschen zu arbeiten könnte sie ehrenamtlich nach einem entsprechenden Training in der Seelsorge arbeiten. Ist sie sprachgewandt, könnte sie ehrenamtlich Deutschkurse für Flüchtlinge geben. Auf diese Weise wird das wahre Thema: Das Gefühl von Wertlosigkeit, durch Optimierung und Ausüben der eigenen Potenziale, erlöst.

Kompensation bedeutet: Flexibel zu reagieren, wenn Mittel, Dinge, Umstände oder auch Menschen wegfallen, die unser Leben ausmachten und neue Wege zu suchen, um den eigenen Bedürfnissen und Zielen wieder näherzukommen. Im Bereich der Kompensation werden dazu Strategien und Fähigkeiten eingesetzt um Defizite oder Verluste auszugleichen.
Hier lautet die Frage: Was kann ich tun um die Lücke zu füllen die ... hinterlassen hat?
Nach Baltes kann dieser Prozess bewusst oder unbewusst stattfinden.

Menschen handeln meist instinktiv, wenn sie etwas verlieren. Sie suchen sich unbewusst einen Ersatz für das Verlorene. Je unbewusster ein Mensch ist, desto unreflektierter wird er sich aber auch nach einem Ersatz umschauen. Wir können das beobachten, wenn z.B. psychisch und emotional schwache Menschen verlassen werden. Sie suchen schnell und wenig wählerisch die nächste Beziehung um die Lücke des Verlustes zu füllen, weil sie instinktiv spüren, dass sie alleine nicht lebensfähig sind. Das wäre ein Beispiel für einen unbewussten Kompensationsprozess. Manch Einer beginnt auch zu saufen um die Leere zu kompensieren, auch nicht wirklich hilfreich.

Bewusste Kompensation fragt: Was löst die Lücke in mir aus?
Welches Bedürfnis wird nicht mehr befriedigt?
Was kann ich selbst tun, um diese Lücke zu füllen?
Was ist meiner Entwicklung und meinem Wachstum als Mensch zuträglich?
Welcher innere oder äußere Raum öffnet sich durch den Verlust?
Wozu ist er gut?
Welche Energie wird jetzt frei?

Haben wir alle diese Fragen beantwortet, können wir uns weiter fragen: 
Was kann ich jetzt Sinnvolles tun um den Verlust konstruktiv zu nutzen und um die Lücke zu füllen? Im Falle des Verlustes eines Partners könnte das bedeuten, dass wir lernen uns selbst der beste Freund oder die beste Freundin zu werden.
Geht es um den Verlust eines Wertes oder gar der Gesundheit ist das SOK Modell ebenso hilfreich.
Hier stellt sich die Frage: Was kann ich noch?
Was bleibt an Möglichkeiten?
Und nicht – was ist nicht mehr möglich.

Dieses Modell bringt uns auf jeden Fall weiter, wenn wir meinen nicht mehr weiter zu können. 








1 Kommentar:

  1. Das ist alles richtig!

    Nur darf der jeweilige Mensch gerade nicht depressiv sein. :-I
    Gerhard

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