Die Falle der Co-Abhängigkeit lockt Menschen in destruktive Beziehungen und/oder lässt sie in ungesunden Beziehungen verharren, die sie auf Dauer zerstören. In der Welt des Co-Abhängigen werden nahezu alle Bereiche von Abhängigkeit durchzogen. Der Co-Abhängige lebt fremdbestimmt, er bezieht seine Daseinsberechtigung daraus für andere da zu sein und das bis hin zur Selbstaufgabe.
Co-Abhängigkeit ist eine Sucht, genauer gesagt ist sie Beziehungssucht, es ist die Sucht, von anderen, meist Süchtigen oder psychisch kranken Menschen, gebraucht zu werden. Die Ursache dieser Sucht ist Angst. Die Angst vor dem Alleinsein, die Angst vor den eigenen Gefühlen, die Angst nicht gut genug zu sein, die Angst nicht liebenswert zu sein, die Angst vor Unabhängigkeit, die Angst das Leben, ohne für andere da sein zu müssen, nicht bestehen zu können.
All diesen Ängsten liegen Erfahrungen und Überzeugungen aus der Kindheit zugrunde. Alle Co-Abhängigen verbindet das Erleben tiefen Verlassenseins, das sie als Kind, aus welchen Gründen auch immer, gemacht haben. Diese Erfahrung prägt sich ein und durchzieht ihr ganzes Leben. Diese Menschen haben niemals eine klar umrissene Identität entwickeln können, weil sie bereits in der Kindheit nicht gelebt werden durfte oder zerstört wurde. Als Kinder wurden sie dazu missbraucht die Bedürfnisse der Erwachsenen zu erfüllen, sie durften nie Kind sein, sondern hatten eine Funktion. Sie erlebten Kontrolle, Misshandlung durch Worte und Taten, sie erfuhren Übergriffe, emotionaler und/oder sexueller Art, Demütigung und Vernächlässigung von den Menschen, denen sie vertrauten, den eigenen Eltern. Sie haben Ohnmacht, Scham und Schuldgefühle erlebt und nie gelernt eigene Bedürfnisse anzumelden. Was sie gelernt haben ist, dass sie keine Wert besitzen und ihre Gefühle keine Rolle spielen, bzw. nicht sein dürfen. Sie wissen nicht wo sie selbst enden und wo das Du beginnt.
Als Erwachsene haben diese Menschen oft ein verschwommenes Identitätsgefühl. Sie können ihre Bedürfnisse nicht von denen anderer unterscheiden. Sie fühlen sich machtlos und streben nach Verschmelzung. Sie verschmelzen ihr Leben mit dem anderer. Die Anderen werden zu einer Ausweitung ihrer selbst, als sei ihr Leben ihr eigenes. Sind sie allein und werden nicht gebraucht stürzen sie in ein Gefühl innerer Leere. Die Erfahrung innerer Leere ist schmerzhaft. Um den Schmerz nicht spüren zu müssen begeben sich Co-Abhängige im Bemühen den emotionalen Mangel aus der Kindheit zu kompensieren, immer wieder in Abhängigkeit zu anderen. Sie tun das unbewusst und reinzenieren so lebenslang ihr Kindheitstrauma.
Betrachtet man die Lebenspur dieser Menschen, so lässt sich erkennen, dass sie immer wieder in die gleichen destruktiven Beziehungsmuster geraten, die sie emotional, körperlich und seelisch ausbluten. Co-Abhängige geraten immer wieder in stark abhängige Beziehungen, in denen sie gebraucht und missbraucht werden. Bedürftige Partner, Freunde oder die eigenen Kinder werden zur Quelle eines Selbst, das sich ohne Bindung für nicht lebensfähig hält und dabei in Wahrheit ebenso bedürftig ist, wie die Bedürftigen um die sich der Co-Abhängige kümmert. Sie haben gelernt durch andere zu überleben, wie man selbstbestimmt lebt haben sie nicht gelernt.
Das ist die Aufgabe eines Co-Abhängigen - seine eigene Bedürftigkeit zu erkennen, sie anzunehmen und mit ihr leben zu lernen. Er muss seine Verleugnungsmuster aufgeben, sein geringes Selbstwertgefühl zulassen, seine Anpassungsmuster durchschauen und seine Kontrollmuster erkennen und aufgeben. Er muss seine Gefühle und Grenzen spüren lernen, sie vor sich selbst und anderen zugeben, er muss aufhören andere zu benutzen um sich nicht leer zu fühlen und begreifen, dass er selbst Hilfe braucht. Heilung kann nur dann eintreten, wenn der Co-Abhängige Veränderungen vornimmt, die ihn befähigen, die Herrschaft über sein eigenes Leben anzutreten.
Die Erfahrung zeigt: Der Co-Abhängige wird meist erst dann seine destruktive Lebensweise verlassen, wenn er spürt, dass die Co-Abhängigkeit wie jede andere Sucht, in die Selbstvernichtung führt. Das Kindheitstrauma, welches das wahre Selbst dieser Menschen dazu brachte sich zu verleugnen um zu überleben, muss auf der seelischen Ebene geheilt werden. Wird es das nicht, geht dieser Mensch an sich selbst zugrunde.
Vielen Dank für den Artikel. Welche Therapien würden Sie empfehlen? Kann eine Traumatherapie helfen?
AntwortenLöschengern.
AntwortenLöschenich denke da kann eine psychotherapie helfen.
LG
Ich habe gerade den Spiegel vorgehalten bekommen. Bin 46 und stehe vor einem Scherbenhaufen. Ehe ein Chaos Studium unabgeschlossen, bipolare Störung und Hashimoto. Wo fange ich an? Scheidung? Danke
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