Ich will gelassener werden. Mich weniger über Handlungsweisen von Menschen wundern, die mir missfallen, mich ärgern oder gar verletzen. Ich nehme mir immer wieder vor bei mir selbst zu bleiben, bei meiner Wahrheit, bei meinen Gedanken über die Dinge wie sie sind oder das Leben, wie es ist, in meinen Augen, in meinem Fühlen, ohne meine Kreise von jenen stören zu lassen, die meine Integrität nicht achten.
Allzu
oft führt uns das Außen, all die Impulse, die es sendet und die wir
aufnehmen, von uns selbst weg. Das ist einerseits gut, denn ohne die
Interaktion mit anderen bleiben wir stehen, verfestigen wir Standpunkte,
Ansichten und Meinungen, die vielleicht nicht vorteilhaft für uns sind
und uns nicht weiter bringen. "Man kann nicht nicht kommunizieren",
sagte der kluge Paul Watzlawick und er hat, wie bei so vielem, was er
sagte, Recht. Zumindest sehe ich das so. Kommunikation ist wichtig, denn
sie bedeutet Austausch und Reflexion über das Eigene hinaus und sie ist
der Klebstoff, der Menschen verbindet.
Das Andere mit seinen Meinungen, seinen Sichtweisen und seiner Empfindung dem Leben gegenüber, wirft
uns auf uns selbst zurück. Das Andere ist eine Form des Abgleichens
mit dem, was wir denken und fühlen. Und der Abgleich mit dem anderen ist
am Schönsten, wenn er dem, was wir denken und fühlen ähnlich ist, wenn
wir die Sprache des Anderen verstehen, ohne Worte, weil sie der unseren
gleicht.
Der Mensch sucht Bestätigung seines individuellen
In-der-Welt-seins. Menschen brauchen Anerkennung. Ohne Anerkennung, ohne die
Achtung, ohne die Sympathie, ohne die Liebe anderer fehlt uns etwas
Wesentliches. Kinder, die keine Anerkennung von ihren Eltern bekommen
suchen sie ein Leben lang, weil ihnen fehlt, was ihnen das Gefühl gibt
gewollt, geachtet und geliebt zu sein, dafür, dass sie sind und dafür, was sie denken, fühlen und tun.
Ein
Mensch ohne Anerkennung ist ein einsamer Mensch: Er ist ein Mensch mit einem
fragilen Selbstkonzept, ein Mensch, der sich selbst als wertlos
empfindet, ein verzweifelter Mensch.
Aber
worauf ich eigentlich hinaus will: Anerkennung hat mit Achtung zu tun -
vor dem anderen und seinem Sein, vor dem anderen und seinem Wirken in
der Welt.
Achtung
ist ein Wort, das wir in unserer Zeit wenig achten. Wir haben es nicht
so mit der Achtung. Wir sind eine Wegwerfgesellschaft, eine
Konsumgesellschaft, eine Internetgesellschaft
und der Konsumgeist trägt die Tendenz zum Wegwerfen in sich. Mir scheint,
dass auch die Achtung der Menschen voreinander dieser Wegwerftendenz mehr und mehr
zum Opfer fällt.
Wer die Dinge nicht achtet, achtet auch die Menschen nicht, denn die Dinge sind von Menschen gemacht. Zu diesen von Menschen geschaffenen Dingen gehören auch Worte von Menschen, die sie gedacht und aufgeschrieben haben. Geistiges Gut, das Achtung verdient.
Wer die Dinge nicht achtet, achtet auch die Menschen nicht, denn die Dinge sind von Menschen gemacht. Zu diesen von Menschen geschaffenen Dingen gehören auch Worte von Menschen, die sie gedacht und aufgeschrieben haben. Geistiges Gut, das Achtung verdient.
Geistiges
Gut, das sind Bücher, Bilder, Gemälde, Fotografien, Musik, Ideen und
Konzepte, von Menschen geschaffen, die ihren Geist eingesetzt haben, die
gerungen haben mit sich selbst und dem Werk, mit dem Willen es zu
perfektionieren bis zu dem Moment, wo es stimmig für sie war. Das ist ein Prozess, der neben aller Freude Mühe macht, das ist Arbeit, achtenswürdige Arbeit. So sehe ich das. Manche, eben diejenigen über die ich mich nicht mehr wundern oder ärgern will, sehen das anders.
Nun,
jeder hat das Recht auf seine Sichtweise, ich weiß das, so wie ich
weiß, dass jeder seine eigene Wahrheit hat und jeder in seiner eigenen
Realität lebt und ich versuche das zu achten, auch wenn es mir bisweilen
auch nicht ganz leicht fällt.
Besonders
schwer fällt mir das, wenn ich sehe, dass Menschen es mit der Achtung
vor dem geistigen Gut von anderen nicht so genau nehmen, oder es
schlicht ignorieren. Wenn sie, beispielsweise Zitate benutzen - was ich
schön finde, denn viele Zitate sagen mit wenigen oder mehr Worten viel
Wahres und viel über das eigene Innere, was eigene Worte so vielleicht
nicht sagen können - und dann dem, dem diese Worte entsprangen, nicht
die Achtung erweisen ihn zu nennen, ganz gleich ob der Urheber tot oder
lebendig ist.
Zitieren
bedeutet etwas übernehmen, bedeutet, dass ich etwas (be)nutze, was
nicht meins ist, es "für" mich sprechen lasse und es sage, oder
kenntlich mache, dass ich es "für" mich sprechen lasse. Zitate mache ich
kenntlich, in dem ich den Urheber nenne, den geistigen Urheber nämlich.
Das macht man doch so, oder?
Ich
habe viel gelesen, ich lese, weil ich über mein eigenes Denken und
meinen eigenen Erfahrungshorizont hinaus wissen will, ich will wissen und ich will verstehen - das Leben, die Menschen und damit auch mich selbst, denn ich bin ein Teil dieses Lebens und ein Teil der Menschheit. Und weil ich recht viel Wissen habe, erkenne
ich, auch wenn ein Zitat nicht gekennzeichnet ist, in dem meisten
Fällen, ob die Worte des Zitierenden seinen eigenen Gedanken
entspringen, oder "geklaut" sind. Und vor allem erkenne ich, was ich selbst geschreiben habe, egal wie lange es her ist.
Geklaut, genau das hat man, wenn man zitiert ohne den Urheber zu nennen - man stiehlt. Ja, das ist Diebstahl geistigen Gutes. Und das hat mit Missachtung zu tun. Und das missfällt mir sehr. Und es hat mit Grenzverletzung zu tun, und diese habe ich schon als Kind erfahren müssen. Das war schmerzhaft und ich weiß, wie es sich einfühlt, wenn ein Mensch die Grenze des anderen überschreitet und sich etwas von ihm nimmt, ohne sein Einverständnis - genau das ist Diebstahl geistigen Gutes auch - eine Grenzverletzung.
Geklaut, genau das hat man, wenn man zitiert ohne den Urheber zu nennen - man stiehlt. Ja, das ist Diebstahl geistigen Gutes. Und das hat mit Missachtung zu tun. Und das missfällt mir sehr. Und es hat mit Grenzverletzung zu tun, und diese habe ich schon als Kind erfahren müssen. Das war schmerzhaft und ich weiß, wie es sich einfühlt, wenn ein Mensch die Grenze des anderen überschreitet und sich etwas von ihm nimmt, ohne sein Einverständnis - genau das ist Diebstahl geistigen Gutes auch - eine Grenzverletzung.
(c) Angelika Wende
Alle Texte, Fotos und Bilder sind mein geistiges Eigentum. Veröffentlichung für eigene Zwecke nur mit meinem Einverständnis. Und bitte auch keine Texte oder Textteile herauskopieren. Zuwiderhandlungen werde ich, aufgrund eines entsprechenden Vorfalls, rechtlich verfolgen lassen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen