Wenn ein
Paar sich trennt besteht besteht nicht selten die Gefahr, dass die Kinder auf
den Kampfplatz elterlicher Machtkämpfe geraten.
Sicher,
nach einer Trennung bleiben Verletzung, Wut und Ohnmacht zurück, manchmal aber
auch blanker Hass eines Partners auf den anderen. Meist ist es der Verlassene, der sich mit dem Tod der Liebe nicht abfinden kann. Das ist natürlich
und diese Gefühle sind verständlich und sie dürfen sein.
Eine
gespaltene Familie hinterlässt immer Opfer. Die Kinder aber sind es, die das
größte Leid tragen, denn sie lieben beide Elternteile und sind vom Tag der
Trennung an zerrissene Seelen. Was
bleibt ist ein Scherbenhaufen voller zersplitterter Wünsche und Lebensträume. Da
wo die Geborgenheit in der Familie war ist ein Niemandsland - besonders für die Kinder.
Gelingt
in dieser Situation kein "Loslassen" für Kinder und Eltern wird das
Niemandsland zur Hölle auf Erden für alle Beteiligten. Nun sind Erwachsene aber
für sich selbst verantwortlich – Kinder sind es nicht. Sie obliegen der elterlichen
Verantwortung, egal ob diese noch ein Paar sind oder nicht.
Das
sehen viele Getrennte allerdings nicht, oder der Hass und die Rachegefühle sind
so groß, dass sie die Sicht auf das Wesentliche – das ihnen überantwortete Kind
– vollkommen verlieren.
Ein über
viele Jahre derart sich erhaltender Zustand der Nichtakzeptanz eines
gescheiterten Familienprojektes führt zur inneren Erstarrung und
wechselseitigen emotionalen Verstrickungen. Dieser Zustand verhindert, sich
aktiv auf eine neue Lebensphase einzustellen. Je früher beide Elternteile sich
dessen bewusst werden, umso mehr erleichtern sie auch ihren gemeinsamen Kindern
die Neuorientierung.
Die Art
und Weise wie Eltern sich trennen, beeinflusst die emotionale Erfahrungswelt
der Kinder maßgeblich. Sie stellt die Weichen für das Scheitern sozialer
Integrationsversuche und das Scheitern eigener zukünftiger Beziehungen. Eltern,
die sich nach der Trennung und der Trauer über die gescheitere Beziehung nicht
achten lernen, verachten das Leben ihrer Kinder.
Die
Kinder spüren den Groll und die Missachtung. Sie versuchen nach Kräften, es
beiden Elternteilen recht zu machen und sie emotional zu entlasten. Sie sind gefangen in der Liebe zu beiden und
sie versuchen, wenn sich die Eltern gar anfeinden, den Schlichter auf dem
Schlachtfeld des Nachtragens und der Machtkämpfe zu spielen. Sie sind damit
heillos überfordert und in ihrer kindlichen und nachfolgenden adoleszenten Entwicklung
stark gefährdet. Diese Kindheit hat ein frühes Ende. Nachzuholen ist sie nie
mehr.
Besonders
dramatisch und zerstörerisch für Kinderseelen ist es, wenn ein Elternteil
beginnt das Kind zu funktionalisieren, es mit seinem eigenen Leid überschüttet
und es wie eine Waffe benutzt um den anderen, der für das Leid verantwortlich
gemacht wird, zu manipulieren oder versucht ihn durch Machtspiele und Druck in
emotionaler Abhängigkeit zu halten – nach dem Motto: „Wenn du mich nicht
liebst, dann sollst du mich gefälligst hassen.“
Nicht selten werden Kinder als
"Spione" für das "feindliche Lager" eingesetzt und ausgehorcht,
sie werden mit Geld geködert oder mit indirekten Schuldzuweisungen
instrumentalisiert. Wie: "Wenn du bei deinem Vater bist, dann ist Mama
traurig!" oder „Deine Mutter sagt mir nie, was los ist.“ Kinder, die mit
solchen Spielen und Erwartungen konfrontiert werden, erleiden gravierende
seelische Schäden.
Bei all diesen Machtkämpfen und Manipulationsspielen
geht es niemals um das Wohl der Kinder, sondern einzig um die eigene
Bedürftigkeit und um die Weigerung, sich dem Verlust und dem Alleinsein zu
stellen. Das eigene Leid und der Rachedurst narzisstisch gekränkter Eltern steht
so über dem seelischen Wohl des Kindes und zerstört im Zweifel, über die
zerbrochene Familie hinaus, das Leben des eigenen Kindes.
Elterliche Machtkämpfe nehmen den Kindern
nicht nur die sichere Orientierung und Vertrautheit, sie werden benutzt und
sind eine „Waffe“ um den anderen zu verletzen und zu bestrafen. So kann es
passieren, dass ein Kind im Chaos der
elterlichen Schlammschlachten vollkommen den Halt verliert und psychisch
auffällig wird.
Der Verlust des Partners und der mangelnde
Ersatz durch einen neuen Partner, führt nicht selten dazu, dass das gemeinsame
Kind, das ebenso traurig und verwirrt ist, als Ersatzpartner benutzt wird.
Damit ist es elterlicher Manipulation schutzlos ausgeliefert und übernimmt eine
Rolle, der es weder gewachsen ist, noch ihm zusteht.
Viele Kinder werden nach der Trennung hin – und her geschoben, sie müssen sich ständig auf den jeweiligen Haushalt der Elternteile einstellen und das, ob sie wollen oder nicht. Sie werden wochenweise aus ihrem Rhythmus herausgerissen und sind gezwungen sich jeweils auf den Einen und den Anderen einzustellen.
Manche Eltern nehmen ihr Kind sogar
nachts zu sich ins Bett. Wenn allerdings ein acht- oder zwölfjähriges Kind den Platz im Elternbett einnimmt ist das für
seine Entwicklung schädlich. Besonders Jungen, die die Nächte im Bett der
Mutter verbringen, neigen dann dazu sich
mit der schwachen, klagenden Mutter zu solidarisieren und den Vater als „bösen“
Verursacher des mütterlichen Leides wahrzunehmen und in Folge abzuspalten, zu
entwerten oder gar zu verachten. Das führt dazu, dass der Junge seine eigenen männlichen
Anteile als schlecht wahrnimmt. Es kommt zur Bildung eines „bösen“ Vaterintrojekts
und in diesem Zusammenhang zur Dissoziation der eigenen männlichen Anteile als
etwas Schlechtes, eine Abspaltung, die
ihn ein Leben lang beherrschen kann. Kein Kind möchte sich auch noch von der
Mutter abgrenzen, wenn es schon den Verlust des Vaters zu verarbeiten hat.
In all diesen Fällen geraten Kinder in
eine emotionale Notlage von existenziellem Ausmaß. Egal wie sie sich auch
verhalten, aus kindlicher Sicht wird der andere Elternteil immer enttäuscht
sein. Die Folge: die Kinder fühlen sich schuldig. Eine Schuld, die sie das
ganze Leben verfolgen kann.
Die Liebe, die das Paar einst verband, würde das für das Kind, dem sie das Leben geschenkt haben, nicht wollen.
Die Liebe, die das Paar einst verband, würde das für das Kind, dem sie das Leben geschenkt haben, nicht wollen.
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