Montag, 9. Juli 2012

Spielen




es war der erste laue sommerabend ohne regen. wir saßen auf dem kleinen platz in der innenstadt beim spanier. der hund lag neben uns auf dem von der sonne gewärmten pflaster und schlief. 

ich hatte das kleine mädchen längst bemerkt. es lief mit einem stück weißbrot in der hand von tisch zu tisch, betrachtete die leute, um dann wieder zum tisch des vaters zurückzugehen, der sich angeregt mit einem mann unterhielt. 

sie tat das ein paar mal. sie zog ihre kleinen kreise um die tische, lief zurück zum vater, wartete einen moment und zog los um neue kreise zu ziehen. ich dachte, eigentlich zieht sie sie um sich selbst. plötzlich entdeckte sie den hund. ich fragte mich, warum er ihr nicht schon früher aufgefallen war. ihr blick war wohl zu sehr auf die gesichter der menschen gerichtet gewesen oder irgendwohin. 

sie sah irgendwie verloren aus in ihrem rosa kleid mit dem stück brot in der hand, in das sie kein einziges mal gebissen hatte, als halte sie es fest um irgendetwas fest zu halten.

schüchtern kam sie an unseren tisch. eine weile sah sie mich schweigend an. dann fasste sie sichtbar mut und fragte, sag, darf ich ihm ein stück brot geben? besser nicht, antwortete ich, davon bekommt er bauchweh. brot ist nicht gut für den hund. ungläubig schüttelte sie den kopf, aber der hat doch hunger! ich sagte, er hat keinen hunger, er hat sein fresschen schon bekommen, aber du kannst gern mit ihm spielen, er spielt gern. 

unentschlossen drehte sie sich ein mal nach rechts, dann nach links, bis sie wieder direkt vor mir stand. ach bitte, darf ich? ich nickte, gut ein kleines stückchen, ausnahmsweise, aber nicht mehr. ein kleines stückchen wird ihm nicht schaden. ich war inkonsequent und ich wusste es, aber ihr bedürfnis dem hund etwas zu geben, rührte mich.

sie rief den hund, der sofort aufstand und zu ihr hin lief. hastig zupfte sie mit ihren kleinen fingern einen krumen aus dem brotund hielt es dem hund vor die schnauze. er machte männchen und schnappte sich den krumen. das mädchen lächelte. der hund wedelte mit dem schwanz. sofort zupfte das mädchen ein zweites stückchen brot ab und hielt es ihm hin. bitte, sagte ich, nur eins, wir haben uns auf ein stückchen geeinigt. 

aber warum denn, er mag es doch. weil es nicht gut für ihn ist, antwortete ich. das mädchen verzog enttäuscht den mund, hm, aber ... 

nein, wiederholte ich, lass es bitte, aber du kannst mit ihm spielen, wenn du magst. 
das mädchen sah mich erstaunt an, aber ich weiß nicht wie das geht, mit ihm spielen.