Wir ziehen Menschen aufgrund unserer psychischen Wunden an, man nennt das auch „Schlüssel-Schloss Prinzip“ - die jeweiligen Wunden passen perfekt ineinander. Daher entsteht in dieser Art Beziehungen am Anfang auch bei vielen das trügerische Gefühl: „Das ist mein(e)Seelenpartner(In)", eben weil es scheinbar so perfekt passt. Diese Anziehung geschieht bei den Meisten von uns unbewusst.
Je unbewusster wir uns dessen sind, je weniger wir uns unserer eigenen psychischen Wunden bewusst sind, desto mehr arbeiten wir uns am anderen emotional ab.
Nach dem ersten Verliebtsein, kommt es schleichend zu dem, was wir toxische Beziehungen nennen, eine unheilsame Kollusion, in der Kampf und Schmerz die Beziehung dominieren.
Meist scheitern diese Beziehungen, wenn einer der Beiden den Kampf beendet und aus der Kollusion aussteigt.
Hat man dann plötzlich niemanden mehr, auf den man sich konzentrieren kann, ist man mit sich selbst konfrontiert. Das wird als extrem schmerzhaft empfunden, denn dann klafft neben dem Trennungsschmerz die Wunde auf, die man in der Beziehung auf den anderen projizieren konnte. Man ist plötzlich mit sich selbst konfrontiert, abseits von der Vorstellung der Person, die man für einen anderen sein möchte.
Für viele Menschen ist es daher sehr viel einfacher, sich direkt wieder in eine neue Beziehung zu stürzen, anstatt zu lernen, den Schmerz, die Stille und die Leere, die durch die Trennung entstehen, auszuhalten und anzufangen an sich selbst zu arbeiten, was bedeutet, mit der Leere umgehen zu lernen und sich seiner Wunde zu stellen um sie zu heilen.
Alleinsein ist kein Zwischenzustand, es ist ein vollwertiger Lebensabschnitt, in dem wir lernen können mit uns selbst eine gesunde Beziehung zu führen, anstatt uns weiter in ungesunden Beziehungen am anderen abzuarbeiten.
Angelika Wende
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