Montag, 21. Januar 2013

Aus der Praxis - Das erschöpfte Selbst






Depressionen, sind neben Alkoholsucht in Deutschland der Hauptgrund für eine stationäre Aufnahme in Kliniken. Das bestätigt der von der Barmer GEK vorgelegte Krankenhausreport 2010. Der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge erlebt jede fünfte Frau und jeder zehnte Mann im Leben mindestens einen depressiven Schub.

Überforderung, Stress, Existenzängste, Verlust, Trennungen, Vereinsamung und der Zwang zum permanenten Funktionieren sind unter anderem die Ursachen der neuen Volkskrankheit. Wird eine Depression diagnostiziert werden meist entsprechende Medikamente verschrieben. Die neuen Psychopharmaka aus der SSRI Gruppe, zu der auch die Lifestyle Droge Fluctin gehört, unterdrücken und maskieren die Symptome der Krankheit - der Mensch funktioniert wieder. 

Eine scheinbar gute Lösung um aus der schwarzen Nacht der Seele schnell wieder aufzutauchen und weiter zu machen wie zuvor. Die große Gefahr dieser Medikamente jedoch besteht, abgesehen von den vielen Nebenwirkungen die sie haben, darin, dass sie dazu tendieren den Antrieb schneller zu heben, als die depressive Stimmung zu vertreiben. Das ist im Zweifel genau der Weg, wie man einen Depressiven, der zu Suizidabsichten neigt, dazu bringt, diese in die Tat umzusetzen. Zudem lösen sie die Angst auf, unter Umständen auch die Angst vor der Selbsttötung.

Viele Betroffene wissen das nicht und schlucken vertrauensvoll das potentielle Gift, das ihnen schnelle Genesung verspricht. Ohne Frage, in schweren Fällen ist eine medikamentöse Unterstützung unumgänglich, jedoch ersetzt sie niemals eine psychologische Therapie. Psychopharmaka heilen nicht, sie unterdrücken das Symptom. Für eine Heilung aber ist es wichtig die Ursache der Depression zu ergründen.

Bei der Depression ist das Selbst erschöpft. Die Seele macht dicht, sie begibt sich in eine Art Winterschlaf, das System will nicht mehr, es will runterkommen. Lateinisch: Deprimiere, was heißt, es drückt nach unten. Dieses nach Unten gedrückt sein hat einen Sinn. Jede Depression hat dem Betroffenen etwas zu sagen. Sie führt ihn dort hin wo das Verdrängte haust, ins Schattenreich des Unterbewussten. Depressionen sind eine Reaktion auf ein Leben, in dem etwas nicht stimmt und sie sind ein Aufruf der Seele nach innen zu gehen, das Leben zu überprüfen und nach Lösungen zu suchen, um es zum Besseren zu wenden. 

Die Abwehr, also die Depression mittels Psychopharmaka zu dämpfen und damit zu ignorieren, führt nicht zum Prozess des „sich selbst Zuwendens“, der ansteht, sondern verfestigt die Ursachen. Nach dem Absetzen ist die nächste depressive Episode ist vorprogrammiert, der chronische Konflikt manifestiert sich und macht noch dazu körperlich krank. 

Wer sich dem Aufruf der Seele verweigert, verweigert sich dem eigenen Leben und nimmt ihm damit die Möglichkeit überdacht, verändert und sinnvoll gelebt zu werden. Gerade hinter schweren Depressionen findet sich oft eine grundsätzliche Verweigerung das eigene Leben zu leben, sich der Herausforderung zu stellen, das zu tun, was man eigentlich will, nämlich den Weg zur Selbstverwirklichung und Selbstliebe zu gehen.

Die Depression ist eine Zivilisationskrankheit. Der Turbokapitalismus schleudert den Menschen weg von sich selbst. Aber im Grunde ist die Depression eine völlig gesunde Reaktion auf die ungesunde Welt, in der wir leben. 

Der Psychoanalytiker C.G.Jung nannte die Depression eine schwarze Dame, die uns etwas zu sagen hat. Es macht Sinn sie zu Tisch zu bitten, ihr zuzuhören und ihr zu antworten.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen