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Samstag, 28. September 2024
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Donnerstag, 26. September 2024
Aus der Praxis: Sichere Bindung
Wir Menschen brauchen sichere Bindung. Sichere Bindung ist existenziell für eine gesunde psychische und soziale Entwicklung. Wir brauchen sie um zu überleben.
Aber was bedeutet sichere Bindung?
Um es kurz zusammenzufassen: Eine sichere Bindung entsteht dann, wenn wir als Kind von unseren Bezugspersonen Liebe, Nähe, Fürsorge, Annahme, Vertrauen und Sicherheit erhalten, wenn wir erfahren und lernen, dass die eigenen Bedürfnisse gesehen und konstant wichtig genommen werden. Dann erfahren, erleben und verinnerlichen wir Bindung als konsistente und verlässliche Quelle von Sicherheit, Verlässlichkeit, Geborgenheit und Schutz. Wir lernen zu vertrauen: In andere Menschen, in Welt und in uns selbst.
Leider
ist bei vielen von uns eine gesunde Bindungserfahrung in der Kindheit nicht
gelungen, was schlicht und einfach daran liegt, dass auch unsere Bindungspersonen sichere
Bindung nicht erfahren haben und somit nicht an uns weitergeben konnten.
Sie haben das an uns weitergegeben, was sie selbst als Bindungserfahrung erlebt
und verinnerlicht haben, es sei denn, sie haben an sich gearbeitet und ihre inneren
Baustellen aufgeräumt.
Je ungesunder, instabiler und destruktiver unsere frühen Bindungserfahrungen waren, desto bindungsgestörter sind wir im späteren Leben. Darum ist es wichtig, besonders, wenn wir immer wieder in unheilsame Beziehungen geraten (dazu gehören co-abhängige oder emotional abhängige Beziehungen) uns unsere frühen Kindheitserfahrungen in Bezug auf Bindung sehr genau anzuschauen.
Eine einfache Frage ist: Wie sicher bist du heute als Erwachsener gebunden?
Das kann jeder, der mag, für sich selbst beantworten.
Die ehrliche Antwort wird bei vielen lauten: „Geht so“ oder „wenig sicher“ oder „gar nicht“. Und je mehr "geht so" und je mehr "wenig sicher", desto sicherer ist es, dass uns gesunde Beziehungen nicht gelingen und unser Beziehungsleben misslingt. Klingt logisch. Aber manchmal ist es genau das, was wir brauchen, um etwas zu begreifen und um aufzuwachen: Logik. Nicht umsonst hat uns der Herr Herz und Hirn gegeben. Hilfreich ist es in den meisten Fällen beides zu benutzen.
Solange wir uns unsere Bindungserfahrungen und die Muster, die wie daraus entwickeln und automatisch abspulen, nicht erforschen, wird sich nichts ändern. Wir werden weiter versuchen in unseren Beziehungen den anderen zu ändern, dem anderen den schwarzen Peter zuschieben, dem anderen die Verantwortung oder die Schuld geben, warum es nicht klappt, den anderen retten oder gar heilen wollen und vor lauter Bezogenheit auf den anderen, nicht bei uns selbst ankommen und die Beziehung, die wir zu uns selbst haben, nicht klar erkennen. Selbstkenntnis ist Arbeit. Das ist verdammt anstrengende Arbeit und sie kann dauern. Genau darum wird sie von vielen Menschen vermieden, auch wenn sie durchaus auf die Idee kommen, wenn ich immer wieder im Beziehungssumpf lande, könnte das irgendwie auch an mir liegen.
Jedes extreme Bezogenheit auf den anderen, vor allem auf einen anderen, der uns nicht gut tut, hat den sekundären Benefit, dass wir uns nicht auf uns selbst beziehen müssen. Jedes emotionale- oder co-abhängige Verhalten trägt dieses - hin zum anderen, um weg von mir selbst zu sein – in sich. Das geschieht meist unbewusst.
Achtung! Es geht nicht darum uns die Schuld zu geben, dass es mit der Beziehung nicht klappt, sondern es geht darum, die Verantwortung zu übernehmen und zu erkennen, dass es an uns selbst liegt, waru wir uns von bestimmten Menschen angezogen fühlen, wie wir Bindung inszenieren und warum wir das genau so tun, wie wir es tun, wieder und wieder - und, wie wir das ändern können.
Es gibt einen Weg: Wir dürfen lernen eine gesunde Beziehung mit uns selbst herzustellen. Damit sind wir wieder am Anfang: Die frühe misslungene Bindungserfahrung muss verstanden, bedauert, betrauert und integriert werden.
Letzteres bedeutet: Es war wie es war. Was war ist ein Teil meines Ganzen. Ich akzeptiere es. Ich werde das, was nicht war, von niemanden jemals bekommen, denn die, die es mir hätten geben können, konnten es nicht und es macht keinen Sinn mir ein Leben lang Stellvertreter für sie zu suchen, die das wieder gut machen sollen. Jeder Stellvertreter – und genau das macht ihn oder sie aus - wird genau das in sich tragen, was meine Bindungspersonen in sich trugen – all die Eigenschaften und Charakterzüge, die mir schon damals nicht gut taten oder Schaden zufügten, die mich magisch anziehen, weil sie sich so nach Heimat anfühlen, auch wenn diese Heimat eine unselige war – hier kenne ich mich aus, das ist mir vertraut, mir, der kein Urvertrauen in Bindung erfahren durfte.
Worum geht es jetzt?
Es geht jetzt darum zu mir selbst eine hinreichend gesunde Bindung aufzubauen, Vertrauen in mir selbst zu finden, es in mir, mit mir selbst besser zu machen, mich selbst zu ermächtigen und mir das zu geben, was ich mir so sehnsüchtig wünsche: Liebe, Nähe, Fürsorge, Annahme, Vertrauen und Sicherheit – in mir selbst, durch mich selbst.
Und es geht darum mir Unterstützung zu holen, um es zu verwirklichen, denn alleine schaffen das nur sehr wenige.Wir brauchen auf diesem Weg einen Menschen, der ihn mit uns geht. Am besten einen, der diesen Weg selbst gegangen ist. Wenn du in den Sumpf geraten bist und nicht mehr rausfindest, brauchst du einen, der dich da rausholt und das kann nur einer sein, der den Sumpf kennt und herausgefunden hat.
„Aber es ist Schweres, was uns aufgetragen wurde, fast alles Ernste ist schwer, und alles ist ernst“, schreibt Reiner Maria Rilke in seinen Briefen an einen jungen Dichter. Ja, es ist schwer und es ist ernst, aber es ist möglich das Schwere zu wandeln mit allem Ernst, der ihm gebührt.
Angelika Wende
Dienstag, 24. September 2024
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Freitag, 20. September 2024
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Donnerstag, 19. September 2024
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Lebenswege
Ich weiß, dass es nicht einfach ist, seinen Träumen näher zu kommen, noch schwieriger ist es sie zu verwirklichen. Und manchmal lösen sich Träume in Wohlgefallen auf. Sie zerbrechen an der Realität, an äußeren und inneren Hindernissen, oder am Vergehen der Zeit. Es heißt, dass man die Zukunft verstehen kann, wenn man die Vergangenheit betrachtet. In der Tat ist es so, es besteht eine Verbindung zwischen Leben im Jetzt und den Erfahrungen, die wir auf dem Weg gemacht haben. Es besteht eine Verbindung zwischen den Entscheidungen, die wir einst getroffen haben und der Gegenwart in der wir zuhause sind.
Manchmal stellen wir Entscheidungen in Frage, die wir in der Vergangenheit getroffen haben. Was auch immer wir in der Vergangenheit entschieden haben – wir haben so entschieden, weil wir in diesen Momenten in der Zeit mit dem Wissen und den Informationen, die wir hatten, nicht anders entscheiden konnten. Wir haben Schritte gemacht, die wir nur so machen konnten. Wir sind Wege gegangen, die wir gehen mussten, weil wir keine anderen gehen konnten. Wir wussten es einfach nicht besser. Gut, das akzeptieren zu können und gut, das Hadern mit dem, was war, sein zu lassen. Was wir getan haben, was wir erlebt haben, hat uns zu dem gemacht, der wir sind. Und auch wenn wir, was wir sind, gerade nicht so mögen, es sollte uns nicht entmutigen.
Die Vergangenheit können wir nicht ändern. Ich behaupte sogar, wir können sie nicht loslassen, wir können sie auch nicht gehen lassen.
Wohin soll sie denn gehen?
Unsere Vergangenheit ist ein immanenter Teil des ganzen Menschen, der wir sind. Wir gehen mit dem, was wir erfahren haben, weiter. Im besten Falle sind wir weiser geworden.
„Die Vergangenheit ist ein Leuchtturm, kein Hafen“, sagt ein Sprichwort.
Jeder von uns hat eine Bestimmung in diesem Leben, daran glaube ich. Diese Bestimmung zu finden ist eine Aufgabe und eine Herausforderung. Das mag man wollen oder nicht wollen. Das ist eine persönliche Entscheidung.
Wenn wir unsere Bestimmung gefunden haben, fühlen wir es. Wir wissen, wer wir sind und wir sind mit dem, was ist und wie es ist, einverstanden. Es fühlt sich ruhig an Innen. Angekommen. Was nicht heißt, wir leben problemlos und in Glückseligkeit. Es gibt immer wieder Herausforderungen und Probleme, auch wenn wir unsere Bestimmung gefunden haben. Es kann dauern bis wir ankommen. Bis dahin gehen wir den Weg, unseren ureigenen Weg. Und der geht nicht immer sanft geradeaus, er hat Höhen und Tiefen, es gibt Gutes und Ungutes. Er ist verschlungen und anstrengend, er ist mal leicht und er ist mal schön. Manchmal wissen wir auch nicht weiter, weil sich uns ein Hindernis in den Weg stellt. Manchmal fallen wir auf diesem Weg sogar gefühlt ins Bodenlose, weil wir Wertvolles verlieren. All das ist der Weg. Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Alles ist eins – ein ganzes Leben.
Jede Entscheidung hat Einfluss auf den Weg, weil wir immer die Wahl haben, selbst auf den dunkelsten Etappen. An jeder Weggabelung fragen wir uns: Was ist jetzt die richtige Entscheidung? Wir haben doch vermeintlich oder wirklich, einmal falsch entschieden. Oder mehrmals. Dann kommen Zweifel. Manchmal haben wir tiefe Zweifel, wenn wir an die Vergangenheit und an die Zukunft denken. Manchmal glauben wir, dass sich die Dinge in unserem Leben nicht weiterentwickeln. Es fühlt sich an, als ob alles stagniert. Wir stehen still. Oder wir machen wieder die gleichen Fehler, tanzen immer wieder den gleichen Tanz – um uns selbst herum. Nur um nicht in uns hinein tanzen zu müssen.
Wir leugnen, dass wir ein Problem haben. Wir leugnen die Wahrheit. Und mit jedem Leugnen, mit jedem Beschönigen, ergeben sich negative Konsequenzen auf unserem weiteren Weg. Weil wir uns selbst etwas vormachen, sind wir (wieder mal) gefühlt auf dem Holzweg gelandet.
Oft geschieht das, weil wir den Irrtümern über uns selbst glauben. Wie soll da ein Ankommen gelingen an dem Ort, wo es ruhig ist, in uns?
Innere Unruhe ist ein Wegweiser: Wir nicht bereit uns einzugestehen, dass wir ein Problem haben. Es dauert mitunter lange bis wir erkennen: Ich muss mir mal genau anschauen, wo ich Irrtümern über mich selbst unterliege. Und dann ist die Herausforderung sie aufzudecken und meine eigene Wahrheit herauszufinden. Sie ist für mich der beste Wegweiser für einen gelingenden Lebensweg.
Angelika Wende
www.wende-praxis.de
Donnerstag, 12. September 2024
Routine
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Meinungen
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Sonntag, 8. September 2024
Seelenplan
Foto: A.Wende
Montag, 2. September 2024
Die Ambivalenz der Hoffnung
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Sonntag, 1. September 2024
Standpunkte
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Was wenn es uns nicht gelingt zu einer Sache, einer Situation, einem Menschen einen eindeutigen Standpunkt einzunehmen?
Dann ist das nichts Ungewöhnliches.
Die Dinge sind manchmal so komplex und kompliziert, dass eine eindeutige Haltung nicht immer gleich gelingt. Dann gibt es mehr als einen oder zwei Standpunkte. Mehr als eine Sichtweise, mehr als ein Gefühl und mehr als den einen oder den anderen Gedanken dafür oder dagegen. Es gibt einen ganzen Cocktail von all dem.
Dann haben wir gerade keinen Standpunkt, den wir klar und eindeutig einzunehmen fähig sind. Heißt: wir kommen zu keiner Hatung und keiner Entscheidung. Wir haben das Gefühl wir stecken fest.
Manchmal ist es so.
Es ist okay.
Auch Feststecken ist okay.
Wir müssen nicht immer gleich einen Standpunkt finden und einnehmen.
Sich mit diesem Gedanken anzufreunden nimmt den Druck raus. Wir müssen uns nicht beeilen, uns selbst drängen, uns selbst Druck machen.
Manches braucht Zeit und keinen Standpunkt.
Wir können es so machen: Wenn wir noch keinen eindeutigen Standpunkt haben, wenn wir uns gerade noch nicht entscheiden können, dürfen wir uns für folgende Lektion öffen: Umarme den Ort an dem du gerade bist, anstatt vor ihm zu fliehen.