Loslassen und „es sein lassen“ - das ist doch das Gleiche. Oder?
Ich sehe das anders. Es ist nicht das Gleiche.
Warum?
Ich kann etwas sein lassen.
Zum Beispiel kann der Alkoholiker das Trinken sein lassen. Das bedeutet noch lange nicht, dass seine Gedanken, der Suchtdruck und das Suchtgedächtnis den Alkohol los gelassen haben. Ich kann mich von einem Menschen trennen und die Beziehung und ihn sein lassen. Das bedeutet noch nicht, dass ich ihn nicht vermisse, nicht an ihn denke und nicht um die Beziehung trauere. Ich kann einen Traum sein lassen, das bedeutet nicht, dass ich, obwohl ich ihn aufgegeben habe, nicht um den Verlust trauere und ihm weiter nachhänge.
Im „es sein lassen“ befinde ich mich emotional weiter in der Verstrickung.
Etwas sein lassen bedeutet lediglich: Ich lasse davon ab. Ich mache das nicht mehr(mit).
Meist ist dies eine rationale Entscheidung, deren Konsequenzen mir bewusst sind. Ich bin bereit sie in Kauf zu nehmen und damit zu leben. Wie auch immer das aussieht.
Etwas loslassen bedeutet: Ich gebe keine Gedanken, keine Gefühle und keine Energie mehr in etwas oder in Jemanden hinein. Es löst sich aus meinem Energiefeld. Es löst sich auf allen Ebenen – Körper, Geist und Seele.
Im Loslassen habe mich aus der Verstrickung gelöst.
Ich bin sie los. Sie hat sich aufgelöst. Ich bin frei davon.
Genau deshalb ist das Loslassen so schwer. Einfach loslassen funktioniert nicht, wenn die Seele nicht bereit ist.
Loslassen geschieht, ohne dirigistische Eingriffe.
Da helfen keine Tipps, keine Ratschläge, keine Pro und Contra Listen und schon gar keine Forderungen an uns selbst.
Loslassen ist ein komplexer, innerer, emotionaler Prozess, den ich mit dem Verstand nicht vorantreiben kann. Loslassen ist ein intensiver Prozess, der mit dem „es sein lassen“ beginnt.
Sehr schön auf den Punkt gebracht, genauso erlebe ich es auch immer wieder. Danke für Ihren Blog, immer wieder wertvoll und anregend, nachdenkenswert....
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