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Gestern sagt eine Klientin zu mir, wenn sie sich in der Welt umsieht, hat sie große Angst. Am Liebsten, meinte sie, würde sie gar nicht mehr raus gehen, weil ihr so Vieles im Außen bedrohlich erscheint. Sie habe Angst davor wie es weitergeht in der Welt und mit ihrem eigenen Leben, denn das alles sähe nicht gut aus.
Ich kann sie gut verstehen. Auch ich sehe, dass vieles in der Jetztzeit nicht gut aussieht und auch ich kenne Zukunftsängste.
Es ist okay Angst zu haben, sagte ich zu ihr, und es ist okay sie ernst zu nehmen und dann aber nach Lösungen zu suchen, um mit der Angst angemessen umzugehen.
Angst vor der Zukunft kann uns belasten.
Manchmal so sehr, dass wir die Gegenwart nicht mehr wahrnehmen oder sie verzerren. Wir sehen nur noch das, was uns Angst macht. Je mehr wir uns darauf fokussieren, desto größer wird unsere Angst. Zukunftsangst macht es uns schwer das Jetzt zu erleben und zu genießen.
»Wenn einer keine Angst hat, hat er keine Phantasie." schrieb Erich Kästner.
Es ist absolut normal, dass wir uns Gedanken über die Zukunft machen, denn sonst würden wir absichtslos in den Tag hineinleben und nach Lust und Laune machen, was uns gerade in den Sinn kommt. Es würde uns nicht interessieren, was Morgen ist. Carpe Diem ist eine feine Sache und den Moment leben, ist auch eine feine Sache. So gut es geht, sollten wir das auch tun, präsent im Hier und Jetzt sein. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Zukunft vollkommen ausblenden und nicht darüber nachdenken, wie wir sie sinnvoll gestalten wollen und im Heute für das Morgen vorsorgen.
„Das, was du heute denkst, wirst du morgen sein“, sagte Buddha.
Er hat Recht. Wir säen mit unseren Gedanken und dem daraus folgenden Handeln die Samen für unsere Zukunft. Für mich gehört es zu einem bewussten, achtsamen Leben, vorrauschauend zu sein, Dinge zu planen und uns eine Vorstellung von der Zukunft zu machen und sie einzuschätzen. Dazu gehört auch, dass wir uns fragen, ob dieses oder jenes, was wir planen und säen, sinnvoll ist und ob es Früchte trägt. Im besten Falle haben eine Vision, denn diese gibt uns Kraft und Mut zum Handeln. Eine klare Vision schenkt uns Vertrauen, Zuversicht und motiviert uns im besten Wissen und Gewissen alles zu tun, was uns in unserem Einflussbereich möglich ist.
Zukunftsängste sind Blockaden.
Diese Ängste blockieren uns, sie lähmen uns und machen eng. Sie können uns sogar ohnmächtig und wütend machen. Im schlimmsten Falle resignieren wir, gleiten in eine Depression oder entwickeln eine Angststörung.
Was sind Zukunftsängste?
Zukunftsängste produzieren schwer zu kontrollierende, kreisende Gedanken. Die Gegenwart ist von unheilsamem Grübeln belastet. Ständig ist da die Frage nach dem „Was wäre wenn und was passiert, wenn?“ Es kommt zu einer negativen Haltung gegenüber allem, was kommt. Wir neigen zum katastrophisieren und machen ständig neue Worst-Case-Szenarien auf, nach dem Motto „schlimmer geht immer“.
Was können wir tun?
1. Erkennen
2. Akzeptieren
3. Erforschen (Körper, Gefühle, Geist)
4. Nicht Identifizieren
1. Erkennen
wovor genau wir Angst haben und uns das einmal aufschreiben, damit sie weniger diffus sind und damit wir eine klare Vorstellung davon bekommen, womit wir es eigentlich zu tun haben. Dann können wir schauen, was unsere größte Angst ist. Welche Angst also unter all den Ängsten liegt und diese dann füttern. Hilfreich ist es auch unsere Ängste zu strukturieren in beeinflussbare Ängste und in Szenarien, die wir nicht beeinflussen können.
2. Akzeptieren
Unsere Ängste annehmen und sie ernst nehmen. Denn, je mehr wir versuchen, etwas zu verdrängen, desto größer baut es sich auf. Je größer der innere Widerstand, desto größer der innere Druck. Darum ist es hilfreich unsere Zukunftsängste anzunehmen. Nur was wir annehmen, können wir auch verwandeln.
Wenn wir bemerken, dass Angstgedanken kommen, sollten wir nicht versuchen sie zu unterdrücken, sondern sie beobachten und dann zu uns selbst sagen: Es ist okay Angst zu haben. Das ist ein Teil in mir. Aber jetzt ist er nicht hilfreich.
Und uns dann fragen: Was ist jetzt hilfreich?
Wir können Atmenübungen machen und uns bewusst machen: Ich hin im Hier und Jetzt und in diesem Moment bin ich sicher. Je öfter wir das praktizieren, desto besser gelingt es uns, uns selbst zu beruhigen. Wir machen die Erfahrung von Selbstberuhigungskompetenz, die uns zu mehr Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit verhilft.
3. Erforschen
Wo im Körper spüre ich meine Angst?
Welche Gefühle und Impulse ruft sie hervor?
Was denke ich, bevor und wenn ich Angst empfinde?
Was ist jetzt?
Wo befinde ich mich jetzt?
Wie fühle ich mich jetzt?
Wie geht es meinem Körper jetzt?
Es geht beim „Hier und Jetzt“ nicht darum, keinen Gedanken mehr an etwas zu verschwenden, das in der Zukunft liegt, es geht darum, den jetzigen Moment bewusst wahrzunehmen und das zu trainieren. Durch das beobachtende Erforschen werden die körperliche Anspannung und der innere Stress abgebaut. Je öfter uns das gelingt, desto ruhiger werden wir.
4. Nicht identifizieren
Ich „bin“ nicht meine Angst! Ich „habe“ Angst!
Und ich habe die Macht sie zu regulieren. Ich kann damit umgehen. Ich kann sie beobachten und damit kann ich Abstand zu ihr einnehmen.
Ich mache den Realitätscheck.
Dazu ist es hilfreich die kreisenden Angstgedanken auf der Verstandesebene zu betrachten und sich zu fragen: Wie realistisch ist es, dass dieses oder jenes wirklich eintritt? Was spricht dagegen? Wenn es eintritt: Was wäre das Schlimmste was passieren kann? Wäre das dann so schlimm, wie es mir meine Angst einzureden versucht?
Das sind nur einige Möglichkeiten um mit Zukunftsängsten umzugehen. Was auch hilft ist reden. Rede dir deine Ängste und Sorgen von der Seele - und zwar mit einem Gegenüber, was dir achtsam zuhört und dich ernst nimmt.
Übrigens: Zukunftsängste können sich verstärken, wenn ein Mensch aufgrund mangelnden Selbstvertrauens glaubt bestimmte Szenarien nicht meistern zu können. Deshalb ist es hilfreich sich der eigenen Stärken und Ressourcen bewusst zu werden, um zuversichtlich in die Zukunft zu blicken, im Bewusstsein: Egal, was kommt, ich schaffe das.
Wenn Du unter Zukunftsängsten leidest und Unterstützung brauchst, bin ich für Dich da.
Kontakt: aw@wende-praxis.de
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