Samstag, 5. März 2022

Verstrickung

 

                                                          Malerei: Angelika Wende

 
Wenn wir glauben, wir könnten auch nur einen Menschen verändern, wenn wir glauben, das wir irgendwie derjenige sind, der einen anderen retten kann, sind wir auf dem Holzweg. Wenn wir glauben, wir sind zum „Retter “ auserkoren, geraten wir in Schwierigkeiten. Das ist ein Trugschluss. Es klappt nicht. Weder im Großen noch im Kleinen klappt es. Es macht uns nur ver rückt. Wir sehen die Dinge nicht mit klarem Verstand.
Wir geraten in Verstrickung und Co-abhängigkeit. Wir nehmen die Retterrolle und gleichzeitig die Opferrolle ein. Wir strengen uns an, wir opfern uns auf für den, den wir retten wollen, wir verlieren uns selbst, anstatt Eigenverantwortung zu übernehmen und dem anderen Eigenverantwortung zu lassen. 
 
Jeder Mensch hat Eigenverantwortung. Er übernimmt sie oder nicht. Wir können niemanden dazu bringen, sie zu übernehmen. Wir haben keine Macht über andere Menschen, auch wenn wir es nicht wahr haben wollen. Es ist wahr. 
 
Wir müssen niemanden beweisen, das wir Retter sind. Wir müssen nicht beweisen, dass man uns braucht. Wir müssen nicht die Welt retten, weil wir es nicht können. Was wir können, ist uns ändern, wenn wir spüren, dass wir immer wieder in den Retter Modus verfallen. Dann dürfen wir lernen uns selbst zu retten.
Es ist immer der erste Schritt, sich nicht instrumentalisieren zu lassen, weder von anderen, noch von unserer Vergangenheit, noch von unserer eigenen Bedürftigkeit.
Die Unterstützung, die Hilfe und die Begleitung, die wir anderen geben können, entsteht nicht durch Wollen, nicht durch Anstrengung, nicht durch Druck und Kampf, nicht durch das ständige Bemühen, dem anderen zu zeigen, wie er besser leben oder besser sein könnte und dass wir genau derjenige sind, der ihm das beibringt. Hilfe entsteht auf ganz natürliche Weise, wenn andere dazu bereit sind. Wir müssen es nur zulassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen