Co-abhängige sind Gefangene ihres Verhaltens. Ihre Kräfte sind gefangen, sind absorbiert vom Süchtigen, den sie unablässig retten wollen, auch noch dann, wenn sie längst begriffen haben, dass er sich nicht retten lässt. Co-abhängige leben in einem permanenten psychischen Ausnahmezustand. Sie sind im emotionalen Dauerstress. Sie kommen nicht zur Ruhe. Sie sind ständig damit beschäftigt sich um den Süchtigen zu sorgen, sich um ihn zu kümmern, an ihn zu denken, über ihn nachzudenken und seine Bedürfnisse zu erfüllen. Es ist wie ein Zwang. Dieser Zwang macht den anderen immer größer und sie selbst werden immer kleiner.
Wer in diesem Maße auf einen kranken Menschen ausgerichtet ist, kennt sich irgendwann selbst nicht mehr. Daher kann er sich auch nicht auf sich selbst verlassen und keine Sicherheit in sich selbst finden. Er wird sich selbst fremd. Wer sich selbst nicht kennt, kann sich auch keinen Wert geben. Um sich wertvoller zu fühlen tut der Co-abhängige aus dem Zwang des Sich-Sorgens heraus alles für und wegen dem Süchtigen. Dabei fühlt er sich wie eine Marionette, was Gefühle von Ohnmacht, Hilflosigkeit, Wut, Verzweiflung und Demütigung auslöst.
Co-abhängige wissen wie sie sich verhalten, aber sie können nicht anders. Ein Teil von ihnen weiß, dass das, was sie tun, unheilsam für sie selbst ist, aber der zwanghafte Teil ist stärker. Hier gleichen sie dem Süchtigen.
Sich so zu verhalten wie sie „müssen“ und nicht wie sie wollen, gibt ihnen das Gefühl von Schwäche. Ihr emotionales Innenleben ist gekennzeichnet von Mutlosigkeit, Scham, Schuld und Wertlosigkeit. Der letzte Rest von Selbstbewusstsein, löst sich, je länger sie ihrem Zwang folgen, allmählich auf. Das führt dazu, dass sie ihre Grenzen nicht mehr wahrnehmen, ihre Bedürfnisse unterdrücken und, falls sie sie doch einmal spüren, erkennen sie sie nicht an. Sie geben sich für den anderen auf.
Je länger sie diesem Weg folgen desto überforderter sind sie. Es liegt nahe, dass es für den Co-abhängigen paralell zum fortschreitenden Verfall des Süchtigen ebenfalls zum Verfall kommt. Es kann für den Co-abhängigen ohne eine Veränderung seines zwanghaften Musters kein besseres Leben geben.
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