Dienstag, 10. August 2021

Ruhe im Chaos finden

 

                                                              Foto: A. Wende

 
Ohne ein Werkzeug unseren Geist zu beruhigen, schlägt er mit Gedanken nur so um sich. Als Folge davon machen uns Probleme, Ängste, Unsicherheiten, Befürchtungen, Verwirrungen und Vorstellungen benommen oder sie überwältigen uns. Das ewige Affengeschnatter im Kopf lässt uns nicht zur Ruhe kommen. Aber Ruhe ist entscheidend für einen klaren Geist und ein mitfühlendes Herz. Sie ist entscheidend um im Chaos gelassen zu bleiben. Sind wir ruhelos sind wir nicht bei uns selbst, wir sind anfällig für alles was von Außen auf uns einströmt, wir lassen uns manipulieren und verführen.
 
Ruhelosigkeit sucht nach immer mehr Unruhe. Sie schwingt in der Resonanz unruhiger Energie und bäumt sich immer weiter auf. 
Wir werden nervös und fahrig und uns zu konzentrieren fällt uns schwer.
Sind wir ruhelos, sind wir nicht im Jetzt.
Ruhelosigkeit verschlingt die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.
Ruhelosigkeit steckt fest in der Anspannung und lässt Entspannung nicht zu. Sie führt dazu, dass wir uns in ein geistiges Gefängnis einsperren. 
Die Folge davon: Unsere Wahrnehmungen sind fixiert auf das Gleiche, das wir schon immer wahrnehmen, wir spulen das immer gleiche alte Programm ab, wir leben in Wiederholungen, Gewohnheiten, Projektionen, Kompensationen und Zerstreuungen, die uns abzulenken von uns selbst und dem was wirklich wichtig ist. Wir verpassen dabei eine ganze Menge Leben, das anders sein könnte, als das, was uns unser Gedankengefängnis als eine Realität voller Dramen vorgaukelt. Wir verpassen dabei die kostbaren Augenblicke des Guten, Wahren und Schönen, die da auch sind, würden wir sie nur wahrnehmen können. Wir leben in Achtlosigkeit dem Jetzt gegenüber und sind getrieben von Wollen und Haben all dessen, was jetzt nicht ist. Wir schwanken ohne festen Boden unter den Füßen und fühlen uns unsicher und ängstlich. Wir verlieren die Motivation für Freiheit und unsere Lebendigkeit erstickt. Alles fühlt sich hohl und fad an. Wir schlafen, anstatt wach das Leben in seinem ganzen Reichtum zu erfahren. Und unsere Angst im falschen Leben zu sein wächst.
Das ist wenig behaglich.
 
Da wir in einer Zeit leben, in der Angst so allgegenwärtig ist, ist es gut, ein Werkzeug zu haben, das unsere angespannte Ruhelosigkeit besänftigt und uns hilft aufzuwachen um ruhig, klar, wach und präsent zu sein.
Aufwachen beginnt damit, den ständigen unruhigen Strom unserer Zerstreuung wahrzunehmen.
Wir halten inne, wir setzen uns hin, atmen ruhig ein und aus und fangen dort an wo wir stehen.
Wir nehmen einfach nur wahr und fragen:
Was geht in meinem Körper vor – in diesem Moment?
Was läuft in meinem Kopf gerade ab?
Sind da Gedanken?
Worum drehen sie sich?
Sind da Gefühle und worum drehen sie sich?
Wir nehmen neugierig einfach unsere Verfassung wahr.
Wir erforschen was tatsächlich ist.
Wir erforschen unsere Wahrheit in diesem Moment.
Wir schauen einfach hin, was in diesem Moment vor sich geht, ohne es zu beeinflussen und zu bewerten.
 
Diese Übung von Gewahrsein ist eine Übung der Erfahrung von Präsenz.
Je öfter wir sie machen, desto klarer und ruhiger werden wir.
Desto näher kommen wir uns selbst, desto wacher werden wir.
Desto mehr sind wir bei uns selbst und unserem eigenen Erleben.
Wir beginnen uns mit uns selbst anzufreunden.
 
Warum tun wir das?
 
Das Gewahrsein unserer eigenen Verfassung ist die Grundlage für unser Selbstgewahrsein, unsere Selbstsicherheit, unser Selbstvertrauen und unsere Selbstachtung.
Aber was hilft uns das angesichts der Dramen in der Welt?
Wir kommen raus aus dem Chaos.
Wir befreien uns aus dem Gedankenkäfig.
Wir stehen mit beiden Füßen fest auf dem Boden des Jetzt.
Wir kommen zur inneren Ruhe.
Wir sorgen gut für uns selbst.
Wenn wir das gut können, können wir gut für das Wohl derer sorgen, die unsere Nächsten sind.
Und das verändert unsere kleine Welt entscheidend.

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