Samstag, 25. April 2020
Verwirrung
Ab Montag werden wir Masken tragen.
Sie sollen uns schützen gegen das Virus.
Die Virologen sagen - sie schützen nicht vor Ansteckung, aber vor der Verbreitung der Viren durch präsymptomatische Menschen, also von Menschen, die bereits infektiös sind, aber selbst noch nichts spüren. Also schützen sie doch, weil Infizierte Gesunde so nicht mehr anstecken, oder wie jetzt?
Wir wissen es nicht. Wieder wissen wir es nicht. Die Virologen wissen auch nichts Genaues. Niemand weiß Genaues. Das Virus ist neu.
Die Zahlen sollen genau sein. Wer erstellt die Zahlen? Wie werden sie erstellt? Wer überprüft die Zahlen?
Wir wissen es nicht.
Es herrscht Verwirrung. Chaos.
Verwirrung ist ein gedanklicher und emotionaler Zustand, in dem man nichts weiß, nicht mehr weiter weiß. Verwirrung wird auch als Konfusion bezeichnet.
Verwirrung schafft Chaos. Verwirrung entsteht, wenn man nicht mehr weiß, was zu tun ist. Wenn man nicht weiß, welche Ziele man hat und wie man diese Ziele erreichen kann, dann ist man verwirrt. Es gibt Verwirrung als psychischen Zustand eines einzelnen. Auch eine ganze Gruppe kann verwirrt sein, ein Unternehmen, ein Land.
In der Neurologie und in der Psychologie bezeichnet man Verwirrtheit als eine formale Denkstörung mit Verlust der Orientierung und einem Durcheinander der Denkvorstellungen. Verwirrtheit ist verbunden mit inkohärentem Denken. Inkohärentes (zusammenhangloses) Denken bedeutet: Gedanken reihen sich ohne erkennbaren Sinnzusammenhang aneinander, im schlimmsten Fall entsteht beim Sprechen ein unverständlicher "Wortsalat" Als krankhaft gelten Denkstörungen dann, wenn die Betroffenen darunter leiden und eine normale Lebensführung beeinträchtigt wird.Verwirrung führt zu Kontrollverlust über das klare Denken.
Jetzt haben wir den Salat.
Wir erleben verwirrte uneinige Politiker, die was das Virus angeht, noch unwisssenden uneinigen Virologen unser Jetzt und die Zukunft unserer Gesellschaft formen lassen. Wir machen mit, verwirrt. Immer verwirrter. Wir wissen nicht mehr was Sinn macht und was nicht. Wissen nicht mehr, was verhältnismäßig ist und was nicht. Wissen nicht mehr, was erlaubt ist und was nicht. Gebote und Verbote ändern sich nahezu täglich. Woran sich halten?
Es herrscht Chaos. Das äußere Chaos setzt sich Innen fort.
Innen in den Wohnungen, die wir nicht verlassen sollen, wenn es nicht unbedingt nötig ist. Stay home. Shoppen ist wieder erlaubt. Spaziergänge sind erlaubt. Zu zweit oder zu mehreren, wenn sie zum eigenen Haushalt gehören. Arbeiten gehen ist erlaubt. In die Schule gehen ist erlaubt. Was denn jetzt?
Stay home ist could save lives? Wie denn jetzt?
Wir sind verunsichert. Also machen wir, was man uns sagt. Seit Wochen machen wir, was man uns sagt. Die Meisten jedenfalls machen das. Machen wir es nicht gibt es Strafen. Geldstrafen.
Was schützt uns? Können wir uns überhaupt schützen?
Ja, Abstand halten, Hände waschen, in der Ellenbeuge niesen oder husten. Das macht Sinn.
Hinter geschlossenen Wohnungstüren spielt sich Leben ab.
Kein gutes Leben. Hinter geschlossenen Türen sitzen Menschen allein, mit mehreren, hocken eng aufeinander. Lagerkoller, Einsamkeit, häusliche Gewalt, Angst, Trauer, Depression, Sucht, Lähmung, Orientierunsglosigkeit, Ohnmacht, Aggression, Wut machen sich breit.
Vielen meiner Klienten geht es nicht gut. Symptome verstärken sich, die äußere Krise verstärkt innere Krisen. Auch für seelisch stabile Menschen ist es schwer die innere Balance zu halten, wenn ihre Existenz bedroht ist. Das was ist, ist unheilsam und es sich auf irgendeine Weise schön zu reden eine Form der Abwehr. Ängste, Unsicherheit und Zweifel in dieser Krisenzeit sind normal und dürfen auch sein. Es ist was es ist: Eine weltweite Krise mit ungewissem Verlauf und ungewissem Ausgang.
Behalten wir Zuversicht.
Ab Montag tragen wir alle Masken. Eyes without a Face.
Wie wird sich das anfühlen in vermummte Gesichter zu schauen? Was wird das mit uns machen?
Der Andere, der Fremde, noch fremder. Gefährlich fremd. Potenzieller Überträger.
Die Distanz zum Anderen wächst – Getrenntsein. Kein Lächeln mehr sichtbar.
Augen, die sprechen. Was werden sie erzählen? Was werden wir fühlen?
Unseren schweren Atem. Man bekommt nicht gut Luft unter der Maske. Die Schleimhäute trocknen aus. Trockene Schleimhäute sind ein Nährboden für Infekte. Spätestens wenn sich Feuchtigkeit und Schweiß unter der Maske ansammeln wird es unerträglich. Das Virus nimmt uns den Atem, auch jetzt schon, wenn wir es nicht haben. Das Virus erstickt Leben, Freiheit, Mitmenschlichkeit, Mitgefühl, Nähe, Vertrauen, Liebe. Das Virus tötet Existenzen. Das Virus oder das was sie daraus machen – die verwirrten Politiker, die uneinigen Virologen?
Ich weiß es nicht. Wir wissen es nicht. Wir sind verwirrt.
Das Ende des Unwissens ist Klarheit.
P.S. Das ist keine Empfehlung zu Maskentragen oder nicht, das steht mir nicht zu. Das ist mein persönliches Empfinden, was das, was ist, mit Menschen machen kann. Es ist eine Reflexion zum Thema Verwirrung.
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