Autoportrait: Angelika Wende |
Der Sinn des Lebens ist für mich seelisches Wachstum, Selbsterkenntnis und die Befreiung unseres wahren Selbst, was dazu führt, dass wir unsere Bestimmung finden und sie leben – wir nennen es Selbstverwirklichung. Je mehr wir uns finden, je näher wir uns selbst kommen, desto mehr Freundschaft schließen wir mit uns selbst. Eine Freundschaft, die von tiefer Liebe getragen ist – wir nennen es Selbstliebe.
Wenn wir das Leben als wohlwollenden und geduldigen Lehrmeister verstehen, dann helfen uns all die Dinge, Menschen und Situationen denen wir begegnen das wiederzufinden, was in uns angelegt ist und uns im Laufe unseres Erwachsenwerdens verloren ging.
Viele von uns leben in einem falschen Selbst, das sich herausbilden musste, weil wir uns als Kind nicht so entfalten konnten, wie es uns entspricht. Und viele von uns suchen sich ein Leben lang selbst, weil sie instinktiv fühlen – so wie ich bin, bin ich nicht ganz.
Wir neigen dazu diese Ganzheit im Außen zu suchen. Und das ist okay. Wir brauchen das Außen um uns selbst zu erkennen. Aber was immer wir im Außen suchen, suchen wir in Wahrheit ins uns selbst. Was immer wir bewundern oder ablehnen ist eine abgespaltener oder verdrängter Teil unserer Ganzheit, die noch nicht vollständig ist.
Jede Situation und jede Begegnung die uns emotional stark berührt kann uns helfen abgespaltene oder verdrängte Teile zu erkennen und zu integrieren.
Solange uns das nicht gelingt leben wir in Projektionen. Das bedeutet: Das Abgespaltene und Verdrängte erkennen wir im Außen, an anderen und dann bewundern wir es oder wie lehnen es ab oder wir bekämpfen es sogar. Wie es C.G. Jung formulierte: „Wenn man eigene unbewusste Tendenzen den anderen ansieht, nennt man das eine Projektion.“
So gehen wir durch das Leben auf der Suche nach den verlorenen Teilen unseres Selbst und diese begegnen uns im im Spiegel des anderen, in seinen Worten, seinem Verhalten und seinen Handlungen.
Wenn dir zum Bespiel immer wieder Situationen oder Menschen begegnen, die bestimmte starke Gefühle in dir auslösen, dann könntest du deine Aufmerksamkeit auf die Schattenaspekte deiner Persönlichkeit lenken.
Auslöser starker Gefühle, sogenannte Trigger, sind, wenn du bereit bist das zuzulassen, ein Aufruf dein Bewusstsein auf diese unbewussten Bereiche in dir selbst zu richten. Dabei geht es immer um das Gefühl, das eine Situation in dir auslöst, nicht um eine rationale Analyse dessen was dir begegnet. Rationale Erkenntnis stellt sich von selbst ein. Sie findet als Ergebnis der Beobachtung und Erkundung deiner Gefühle statt.
Wenn du immer wieder Menschen begegnest, die sich aggressiv und verletzend dir gegenüber verhalten, dann bedeutet das nicht unbedingt, dass du selbst aggressiv und verletzend anderen gegenüber handelst und das an dir selbst nicht wahrhaben willst. So einfach ist es nicht mit den Spiegeln.
Die Fragen, die du dir dann stellen könntest sind:
Was fühle ich, wenn jemand so mit mir umgeht?
Was macht das mit mir?
Woher kenne ich das Gefühl?
Was an alten Mustern löst es in mir aus?
Oder: Wo bin ich mir selbst gegenüber (auto)aggressiv und womit verletze ich mich selbst?
Erlaube ich mir meine Aggressionen nicht und unterdrücke sie ständig?
Je nachdem was wir fühlen, kann uns ein und dieselbe Situation ganz verschiedene Dinge spiegeln und damit viel über uns selbst erzählen.
Über das was wir nicht leben oder noch nicht leben, über das was wir andere für uns ausleben lassen, über das was wir an alten Wunden und Verletzungen noch nicht gelöst haben, über das was in uns angelegt ist und endlich lebendig werden will, über das, was uns blockiert und im Wege steht und verhindert, dass wir unserer Bestimmung näher kommen.
Wenn wir uns dessen bewusst sind nehmen wir die Projektion zurück und kommen bei uns selbst an. Wieder ein Stück mehr. Und je mehr dieser Projektionen wir als Spiegel unseres Selbst erkennen, desto bewusster werden wir uns unserer selbst. Wir erkennen unsere Schatten und unser Licht, wir akzeptieren unsere Ganzheit und kommen mehr und mehr zu unserer Essenz.
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