Dienstag, 5. November 2019

Der Weg zur Genesung


Foto: pixabay


Du willst genesen?
Was immer das auch für dich bedeutet, der Weg ist das Ziel.

Der Weg ...

1.    Such dir Hilfe 
Hilfe suchen bedeutet, sich von der Vorstellung zu verabschieden mit der Situation alleine klarzukommen. Das heißt: Zu erkennen, dass sich deine Lage trotz aller Anstrengungen nicht verbessert.
Gestehe dir ein, wie schlimm es wirklich ist.
Hilfe kann Geld kosten oder bezahlt werden, z.B. von der Krankenkasse.
Entscheidend für deine Genesung ist, dass du dort wo du Hilfe suchst ein gutes Gefühl hast – d.h. dass die Chemie zwischen dir und dem Helfenden stimmt. Das ist Vorrausetzung für eine heilsam wirkende Beziehung.

2.    Sich helfen lassen braucht Zeit 
Ungeduld ist kontraproduktiv. 
Probleme die schon lange bestehen lösen sich nicht "as soon as possible".
Das funktioniert nicht. 
Es funktioniert auch nicht, dass es einer für dich macht. 
Der Einzige, der es für dich gut machen kann, bist du, indem du die Bereitschaft hast genesen zu wollen, indem du verinnerlichst und umsetzt, was der Helfende dir an Impulsen anbietet und was davon dir als hilfreich erscheint.
Es liegt an dir selbst wie lange der Prozess dauert.
Hab Geduld mit dir selbst, alles braucht seine Zeit.

3.    Erste Hilfe: Akzeptanz
Du musst nicht gleich deine Beziehung verlassen, deinen Job kündigen, radikal dein Leben ändern um deine Lage zu verbessern.
Deine Probleme lösen sich dann, wenn du innerlich bereit bist und nicht wann du es willst.
Die erste Hilfe heißt: Akzeptanz.

Akzeptanz ist nicht Resignation, ist nicht aufgeben, ist nicht "alles schlucken", sich alles gefallen lassen. Ist nicht Schwäche und Passivität.
Im Gegenteil. Akzeptanz ist die Bereitschaft zu fühlen was es im Leben zu fühlen gibt und zwar alle Gefühle, ob angenehm oder unangenehm, ohne zu verzagen.
Akzeptanz lässt sich als Loslassen verstehen. Wer sagt uns denn, dass wir gegen alles was uns nicht passt, was wir nicht haben wollen, was wir nicht fühlen wollen, was wir nicht bewältigen oder besiegen können, kämpfen müssen?
Das zermürbt auf Dauer. 
Durch die Fähigkeit Situationen, Gefühle oder Dinge erst einmal so wie sie jetzt gerade sind "sein" zu lassen (Akzeptanz), ohne sich darüber aufzuregen, ohne sofort reagieren zu müssen, ohne sie sofort ändern zu wollen.
So wird Kraft frei, die du nutzen kannst, um Dinge in Angriff zu nehmen, die zunächst unerreichbar scheinen. Akzeptanz bedeutet den Raum zwischen Reiz und Reaktion zu nutzen, nicht nach dem ersten Impuls zu handeln, der uns in den Sinn kommt. Akzeptanz bedeutet: Ruhe zu bewahren um aus dieser gewonnenen Ruhe heraus Lösungen zu finden und Entscheidungen zu treffen. 


4.     Deine eigene Genesung hat absolute Priorität.
Sie erfordert dein ganzes Engagement.
Jetzt geht es darum, dich selbst absolut ernst zu nehmen.
Die Sitzungen bei deinem Coach oder deinem Therapeuten kommen an erster Stelle, sie sind wichtig. Nimm sie ernst. Damit nimmst du dich selbst ernst. 
Jetzt geht es um deine Selbstfürsorge und dass du es dir wert bist. So wert wie dein liebster Mensch es dir wäre.
Jetzt geht es darum alles was hilfreich ist umzusetzen, auch wenn es Mühe macht und du dich manchmal überwinden musst.
Um deinen Genesungsprozess zu unterstützen darfst du zum Exprten deiners Themas werden. Lies Bücher darüber. Such dir eine Selbsthilfegruppe. 
Akzeptiere, dass dieses neue Wissen auch schmerzhaft sein kann. Aber: Es ist schmerzhafter alles beim Alten zu lassen.
Nicht wegsehen, hinsehen macht die Seele frei.

5.    Wie steht es um deine Bereitschaft?
Die Frage nach deiner „Bereitschaft zur Veränderung“ wird dir auf dem Weg immer wieder begegnen. Wenn du einknickst, überlege dir: 
Wie hoch ist meine Offenheit diesen Weg zu gehen?
Bis zu welchem Grad bin ich bereit den Weg zu gehen mit all seinen unberechenbaren Folgen und Konsequenzen?
Bin ich bereit alles zu fühlen, was an Gefühlen da ist?
Bin ich bereit alles zu lassen, was dazu dient diese Gefühle zu verdrängen? 
Dazu gehören Alkohol, Drogen, Esssucht, Kaufsucht. Also alles was dazu dient die Angst vor den eigenen Gefühlen zu verdrängen. 
Solange du „betäubt“ bist, bist du nicht aufnahmefähig und nicht bei klarem Verstand. Solange wird sich nichts ändern.

6.    Eigenverantwortung
Hör auf andere für deine Lage verantwortlich zu machen.
Ja, andere haben dich verletzt und verletzen dich und werden dich verletzen.
Aber es ist nicht hilfreich und auch ein Ding der Unmöglichkeit zu versuchen das Verhalten anderer zu kontrollieren oder zu verändern. 
Du hast keine Macht über andere Menschen. 
Wir alle haben nur die Macht uns selbst zu verändern. 
Und auch das ist kein leichtes Unterfangen.
Ein Großteil des Leids entsteht dadurch, dass wir versuchen zu kontrollieren, zu bestimmen, zu erwarten was andere tun sollen, damit wir uns besser fühlen. 
Keiner dieser Versuche war je erfolgreich. Oder?

7.    Akzeptiere das Chaos als Teil deiner Genesung
Sobald wir beginnen uns selbst und damit unser Leben zu ändern wird zunächst Einiges durcheinander geraten.
Alte Muster werden bewusst gemacht und hinterfragt. 
Neue Muster dürfen erfasst, gelernt und integriert werden. 
Destruktive Glaubenssätze werden erschüttert und zu neuen, hilfreichen gewandelt.
Das dauert. Dein Gehirn muss umlernen.
Das Chaos ist normal.
Die Angst ist normal.
Rückschritte sind normal.
Hinfallen ist normal.
Wieder aufstehen und weitermachen. 
Du wirst auch für die anderen nicht mehr berechenbar sein.
Du veränderst dich nämlich.
Das kann dazu führen, dass du dir Kritik und Angriffe von deinen Mitmenschen anhören musst. Bemühe dich nicht dich zu erklären, versuche nicht dich zu rechtfertigen oder zu verteidigen. Lass die alten Spielchen sein.
Lass sie reden und wende dich ab.
Wenn du dich nicht abwenden kannst, nimm es mit Gelassenheit.
Du gehst deinen Weg.
Du brauchst keine Zustimmung anderer und auch nicht ihre Anerkennung.
Wer dich liebt und wertschätzt, wer dir Gutes wünscht, wird dich auf deinem Weg wohlwollend begleiten und unterstützen.

8.     Erinnere dich an das, was du gerne tust und fördere es
Dich selbst fördern ist wie ein Kind fördern. Schau was du liebst, was du gerne tust und tu es. Tu es und mache mehr davon. Tu es und lerne mehr darüber.
Oder probiere etwas Neues aus. Geh raus in die Welt mit offenen Augen und offenem Herzen. 
Lerne mehr für dein eigenes Wohl zu tun, als für andere.
Mach dir klar was dir gut tut.
Und tu jeden Tag etwas davon.
Indem du dich selbst förderst bekommst du mehr und mehr ein Gefühl dafür wer du bist, was du kannst und was du wirklich willst.
Wer seine Fähigkeiten kennt und sie fördert und ausschöpft, beginnt sich selbst zu verwirklichen. Er wird er-wachsen.
Erwachsen bist du, wenn du die Verantwortung für deine Möglichkeiten, deine Entscheidungen, deine Gefühle, deine Gedanken, deine Handlungen und dein Leben übernimmst. 

9.    Du darfst auf gesunde Weise egoistischer sein
Egoistisch werden ist eine notwendige Übung um dich aus der Opferrolle zu befreien. Das bedeutet nicht selbstsüchtig sein, gleichgültig oder gemein sein. Es bedeutet: Du setzt dich an erste Stelle anstatt an die letzte.
Manche werden dir Egoismus vorwerfen, weil du dann dann nicht mehr tust, was sie von dir wollen. Dann erinnere dich daran, dass du ab jetzt zuerst tust, was für dich gesund ist. Und es ist nicht gesund zu tun was andere von dir wollen, denn auf diese Weise hast du dich selbst verloren.
Jetzt geht es um dich.
Du bist der wichtigste Mensch in deinem Leben. 
Nur wenn du gut für dich selbst sorgst und gut zu dir bist, kannst du gut für andere sorgen und gut für andere sein.
Selbstmitgefühl ist der Schlüssel zum Mitgefühl und nicht andersrum. 

Deine Wünsche und Bedürfnisse sind wichtig. Nimm sie wahr. Nimm sie ernst.
Auf dem Weg der Genesung wirst du so lernen deiner inneren Stimme zu vertrauen. Du wirst mehr und mehr deine Werte erkennen und dein Handeln danach ausrichten.
Deine innere Stimme wird dir sagen, was du brauchst und was dir gut tut.
Sie wird dir sagen, was dir nicht mehr gut tut.
Du wirst lernen auf dich zu reagieren bevor du auf andere und deren Erwartungen reagierst. Du wirst lernen dich selbst zu schützen.
Du wirst keine Lebensenergie in schädliche Beziehungen und Situation hineingeben.
Du wirst Achtung vor dir selbst gewinnen und dich wertschätzen lernen. So wirst du unabhängiger von der Wertschätzung anderer.
Du wirst dir deiner selbst bewusst.
Du wirst erfahren, dass du so wie du bist, liebenswert bist.
Für dich selbst und damit auch für andere.
Das ist der Schlüssel zu einem gesünderen Leben.


Genesung ist ein Prozess, der durch nichts zu bescheunigen ist.
Genesung ist ein sich selbst entfaltender Prozess.
Genesung ist ein sich selbst verstärkender Prozess.  
Gensung ist ein Abenteuer mit Risiken und Nebenwirkungen.
Die Heldin, der Held bist du. 

Namaste








3 Kommentare:

  1. Ein wundervolles Manifest für die Heilung. Danke dafür!

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  2. und wenn man glaubt man sei zu alt und wegen psychischer Probleme keine Ausbildung abschließen konnte?

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