Freitag, 21. Juni 2019

Entwicklung ist Leben, intensives, volles Leben.




Ihr Lieben,
"Es klingt so einfach und ist so unendlich schwer", diesen Kommentar lese ich oft unter meinen Zeilen. Ja, und das ist wahr. Es ist absolut wahr, es ist schwer.
Aber wer sagt, dass es einfach ist?
Keiner behauptet das. Ich schon gar nicht. Ich kenne all die Hürden, all die inneren und äußeren Kämpfe, all die Höhen und Tiefen, die wir auf dem Weg zu uns selbst und unserer uneingeschränkten Lebendigkeit zu bewältigen haben. Ich kenne den Schmerz, die Verluste, das Scheitern, das Wiederaufstehen, die Hoffnungslosigkeit, die Mutlosigkeit, die Angst, die Trauer, die Wut und die Verzweiflung und ich kenne die Ohnmacht. Das alles auszuhalten ist schwer. Und wenn man dann lange lange braucht um an den Punkt zu kommen wo klar wird, dass das alles nie aufhört, dann kommt auch der Gedanke: Wofür mühe ich mich so ab? Es wird nicht besser. Auch das kenne ich.
Aber genau das ist nicht wahr!

Es wird besser. Vielleicht nicht gut, aber besser. Solange wir die Bereitschaft haben weiterzumachen.
Es wird dann besser, wenn wir akzeptieren, dass all das Schöne und all das Unschöne zum Leben und zum Menschsein gehört. Es ist immer beides. All die Kämpfe, all die unliebsamen Gefühle, die da sind, und immer wieder da sind, sind normal. Wenn wir bereit sind sie als das „auch Normale“ anzunehmen ohne daran zu verzweifeln, ohne uns komplett aus der Bahn werfen zu lassen und einen angemessenen Umgang damit finden, haben wir schon viel geschafft. 

Ich gebe nicht vor etwas zu wissen, was ich nicht selbst erfahren habe. Andererseits versuche ich auch nicht Unwissen vorzutäuschen, wenn ich tatsächlich etwas weiß.
Ich weiß, dass Veränderung möglich ist. Nicht bei allen Menschen, auch das weiß ich.
Bei den Menschen, die zu mir kommen erlebe ich ausnahmslos eine Veränderung zum Guten hin. Manchmal dauert es Wochen, manchmal Jahre. Ich habe Klienten, die seit drei, vier Jahren immer wieder zu mir kommen. 

Jeder hat seine eigene Gangart, jeder braucht genau die Zeit, die er braucht. Jeder hat andere Themen. Manche sind schwerer, manche weniger schwer. Wir haben Zeit. Wir nehmen uns Zeit. Wir lassen uns nicht drängen, nicht hetzen. Weil Wachstum ein Weg ist und weil dieser Weg das Ziel ist, egal wir lange er dauern mag.

Entwicklung, Wachstum laufen nicht geradewegs in die Zielgerade und stetig voran. Entwicklung ist eine Spirale. Mal sind wir weiter oben, mal weiter unten. Aber mit jeder Etappe, auch wenn wir wieder mal weiter nach unten gerutscht sind wir schon ein großes Stück weiter gekommen. Wir sehen Dinge, die ihrem Wesen nach gleichen völlig anders, weil wir etwas Wesentliches gelernt haben und wir gehen dann anders damit um. Bewusster, achtsamer, reifer, gelassener, verstehender, mitfühlender mit uns selbst und vor allen: weniger dramatisierend. Manchmal lachen wir und sagen: Ups, das kenn ich schon. Okay, nächste Runde, aber diesmal weiß ich wie ich damit umgehen kann, ohne zu sehr zu leiden.

Entwicklung ist Leben, intensives, volles Leben.
Wann immer es schwierig wird, erinnere ich mich selbst und meine Klienten an das, was wir eigentlich schon wissen, nämlich, dass wir es schaffen können. Dass der Mut zum Weitergehen und Weitermachen daraus erwächst, den Wunsch und die Sehnsucht nach Lebendigkeit größer als die Angst werden zu lassen und mit der Angst weiter zu gehen, ohne zu versuchen sie zu verbergen oder sie zu verdrängen. 

Wenn wir uns auf den Weg zu uns selbst machen ist echte Veränderung möglich, sie ist aber gleichzeitig völlig unvorhersehbar. Es kann alles geschehen, auch Dinge, die wir uns am Anfang des Weges überhaupt nicht vorstellen können.

Wir können sogar unser Leben radikal verändern, wir können alles hinter uns lassen und plötzlich Dinge loslassen, die uns als Halt erschienen.
Es kann auch scheinbar nichts passieren. Es kann auch unendlich lange dauern bis etwas passiert. Es kann auch sein, dass wir uns von Menschen verabschieden, die wir lieben, weil wir spüren, dass sie unseren Weg nicht verstehen und ihn nicht mitgehen können. Es kann auch sein, dass unser Umfeld uns für völlig verrückt hält, weil wir nicht mehr in seinem Sinne funktionieren und es kann sein, dass sich Menschen von uns abwenden. 


Aber ... Kein Teil des Weges ist umsonst.  
Wenn wir erst einmal den Hunger nach etwas anderem als dem Weitermachen wie bisher spüren, auf den Geschmack kommen uns selbst zu entfalten und die wahre Aufgabe unseres Lebens erkennen, finden wir uns im Alten nicht mehr zurecht. Wir spüren, egal was passiert, wir müssen raus aus der Tretmühle unseres gewohnten Lebens.
Wenn wir uns auf den Weg machen, gibt es keinen Weg zurück.
Das kann verdammt viel Angst machen, aber es kann auch eine verdammt große Befreiung sein. Die Klarheit und die Weisheit, die wir auf dem Weg erlangen, erfüllt die Seele mit dem Wissen darum, wer und was wir sind und sein wollen. 


Namaste 






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