Aber was ist der Tod? Tod ist: Nichts ist mehr. Ich glaube nicht an Himmel und Hölle, auch nicht an Wiedergeburt. Das sind Konzepte um die Angst vor der Endlichkeit kleiner zu machen. Ich glaube an das Leben und den Versuch es so zu leben, dass ich am Ende sterben kann, ohne sagen zu müssen: „Ich hatte ein ungelebtes Leben.“ Ich glaube nicht an einen Nachschlag post mortum, ich glaube ich an Kreativität. Dadurch, dass sie Gegenpol zum Tode ist bedingen Kreativität und Tod, besser das Gewahrsein des Todes, als letzte Instanz des Lebens, einander.
Im Ausleben seines kreativen Potenzials ist der Mensch selbst Schöpfer. Damit ist er Gott am nächsten. Kreieren, etwas erschaffen, aus uns selbst heraus, entspricht dem schöpferischen Prinzip. Auf diese Weise versöhnen wir uns mit der Endlichkeit in jenen Zeitspannen, wenn wir im Flow sind. Erschaffen ist ein sich wiederholender Prozess, ein immer neuer Versuch des kreativen Menschen der Versöhnung mit dem Hineingeworfensein in das Sein und das Nicht mehr sein.
"Muss ich denn sterben um zu leben?", singt Falco, kurz vor seinem Tod, als habe er ihn geahnt. Der Tod, die Katharsis des Künstlers?
Etwas erschaffen entspringt dem Motiv etwas von sich selbst zu hinterlassen - nach dem Tod, ein mich Überlebendes. Ein Versuch des Geistes und der Seele dem Vergessen werden zu entrinnen, der Flüchtigkeit der Existenz ein Schnippchen zu schlagen. ES überlebt mich. ES dauert an, wenn ich nicht mehr bin. Ist Kreativität nicht der lebenslang währende Versuch dem Tod die Stirn zu bieten? Ein Machtspiel mit etwas, das Größer ist als wir, ein Kampf mit einem unbezwingbaren Gegner. Der Tod ist absolut. Ob er somit vollkommen ist, wer weiß das schon? Er ist das große numinose Etwas, das wie nichts anderes verbunden ist mit der Angst. Angst lähmt, Angst ist Starre. Tod ist Starre. Die Angst vor dem Tod ist der Boden aller Angst. Das Ungewisse macht uns Angst. Der Tod ist das absolute Ungewisse und zugleich die absolut einzige Gewissheit, die es gibt. Mit Gewissheit erreicht uns das Ungewisse des Todes. Er ist gewiss wie der Wandel und die Veränderung. Sterben und Tod, der letzte Wandel, die letzte Veränderung. Es gibt kein Entfliehen.
Ich spekuliere erfolglos. Was weiß ich vom Tod und was maße ich mir an zu glauben. Alles Glauben und Denken in seine Richtung sind Krücken um ihm das Antlitz milder zu malen. Kopfgeburten, nichts weiter. Ich weiß nichts. Also... Kreativität als Versöhnung mit der eigenen Endlichkeit? Ein Agreement im besten Falle. Ein sagen können: Ich habe gelebt, ich habe mein Leben gestaltet, ich war Schöpfer in meinem Lebens. Und am Ende? Trete ich meinem Schöpfer gegenüber? Lächelnd vielleicht. Einverstanden vielleicht mit meiner Endlichkeit und dem was darüber hinaus von mir bleibt. Versöhnt das?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen