Freitag, 24. August 2018

Was habe ich in die Welt zu geben, was über mich selbst hinausgeht?



An den Scheidewegen des Lebens stellt sich die Frage: Wie soll es weitergehen?
Und meist wissen wir das nicht so genau.
Jede Veränderung, egal welcher Art, fordert von uns eine Entscheidung. Um diese zu treffen ist es hilfreich zu wissen, was und wohin wir wollen. Wie wollen wir weitermachen nachdem Altes vergangen ist und Neues noch nicht sichtbar?

Solche Scheidewege in denen wir das Alte verabschieden und ziemlich ahnungslos und bisweilen auch leicht oder schwer angeschlagen in eine unbekannten Zukunft blicken sind für manche ein Problem, für manche eine Krise und für andere eine Herausforderung.
Wobei mir letztere Haltung am Besten gefällt. Ich bin ziemlich krisengeschüttelt und habe gelernt durch sie hindurch zu gehen und zwar indem ich an irgendeinem Punkt das Jammern und Klagen sein lasse, weil ich mir damit selbst auf die Nerven gehe, und mich frage: Was will das Leben jetzt in diesem Moment in der Zeit von mir? Das ist gar nicht so leicht zu beantworten, denn die Erfahrung zeigt, dass all die Teile in uns da meist keinen Konsenz finden, sich einander vielleicht sogar bekämpfen, weil der Eine das meint und der Andere dies und das Innere Kind völlig verwirrt in der hintersten Ecke unseres Seelenhauses sitzt und seine kindlichen Bedürfnisse weder mal glatt ignoriert werden. Sein zartes Stimmchen könnte dann zum Beispeil sagen: "Mir doch egal was das Leben von mir will, ich will spielen oder ich will lieb gehabt werden oder ich hab grad null Bock auf nix."

Lange Pause ...
Ach dieses Kind, wie es uns plagen und leiden machen kann, ich könnte noch hundert Jahre darüber bloggen und es würde nie Ruhe geben. Das sollte es aber an solchen Scheidewegen. Wir sollten es beruhigen und ihm die Angst nehmen vor dem, was ihm Angst macht, und dann die Entscheidungen für unseren weiteren Weg als Erwachsener treffen, klar und umsichtig und zum Besten für all unsere inneren Anteile.

Ein neuer Lebensabschnitt könnte, unabhängig vom Alter, mit Visionen beginnen. Aber nicht alle von uns haben sie. Viele Menschen waren und sind so sehr im Hamsterrad des Alltags gefangen, dass sie überhaupt keine Zeit und keine Muße hatten oder haben um über ihre Vision nachzudenken und manche haben schlichtweg keine. Das ist okay. 

Aber auch ohne eine Vision zu haben macht es Sinn sich folgende Fragen zu stellen.
Was will ich weiterhin machen? Welche Fähigkeiten habe ich, die ich ausbauen könnte? Wohin will mein Herz? Was begeistert mich? Was habe ich bisher immer richtig gemacht? Was hat mich getragen, was nur mit mir selbst zu tun hat, völlig unabhängig von anderen Menschen? Was liebe ich und was macht mir Freude? Welches Verhalten lässt mich immer wieder scheitern? Wovon bin ich auf ungesunde Weise abhängig? Welche Beziehungen sind verlässlich und welche sind giftig für mich? Wer unterstützt mich auf meinem Weg? Welche inneren und äußeren Ressourcen habe ich und welche habe ich noch nicht ausgeschöpft. Was brauche ich wirklich und was meine ich nur zu brauchen? Was will ich Neues lernen und was will ich in meinem Leben noch gestalten? Was gibt meinem Leben Tiefe und Wert?

All das sind Fragen, die wenn wir sie uns ernsthaft stellen, äußerst interessante Antworten zu Tage bringen. Sie führen uns zur zentralen Frage, die lautet: Was verleiht meinem Leben Sinn?

Nun könnte man sagen, wozu Sinn? Brauche ich den überhaupt? Das Leben ist ja schon der Sinn an sich. Es muss nicht unbedingt alles tiefen Sinn machen, auch das ist ein Ansatz um zu leben. Auch das ist okay. Aber der Mensch ist nun mal ein Sinnsucher, wie es Albert Camus so schön formulierte. Und wenn ich nur dieses eine Leben habe, macht es für mich durchaus Sinn den meinen zu suchen und in ihm zu leben. Ich habe meinen Sinn gefunden und dafür bin ich dankbar. Ich liebe es Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und sie zu unterstützen. Ich liebe es diesen Blog zu schreiben und allein diese beiden Dinge geben mir das sinnvolle Gefühl etwas zu tun, was über mich selbst hinausgeht. Das ist die letzte Frage, die wir uns stellen können, nachdem alle Fragen beantwortet sind: Was habe ich in die Welt zu geben, was über mich selbst hinausgeht?

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