seit wochen fühlte
sie sich müde. auch wenn sie geschlafen hatte, am morgen war da diese
müdigkeit, die sie wie eine schwere decke mit sich über den tag schleppte. sie
versuchte es mit kaffee, mit spaziergängen an der frischen luft. es half nichts.
sie war müde, todmüde.
das wort gefiel ihr nicht, aber es drückte aus, was sich in ihr ausbreitete. ein ich will nicht mehr weiter machen wollen, das sich schwerfällig gegen ein weitermachen sollen drückte. weitermachen, womit eigentlich, fragte sie sich. mit dem leben, gab sie sich selbst die antwort.
das leben ist kostbar. das wusste sie. eine kostbarkeit, denn man hat nur eins. anna glaubte nicht an eine wiedergeburt, schloss sie aber nicht aus, aber auch wenn sie wiedergeboren werden würde, sie würde es nicht wissen, nichts wissen von ihrem alten leben, das sie aufgebraucht hatte und nichts von dem, was sie mit hinüber nehmen würde in ein fremdes neues leben.
sie hatte nur ein leben. anna sah aus dem fenster des zuges. hinter der verschmierten scheibe raste das außen vorbei, schob sie vehement in ihr innerstes. sie wollte, dass der zug anhielt, wollte aussteigen, ankommen in einem irgendwo wo es anders war als es war.
ein leben, dachte anna, und dass sie in dieses eine leben viele gepackt hatte. so war es gewesen und so würde es sein, bis es zu ende war. es war ein automatismus geworden. eins nach dem anderen und jedes anders. in jedem teile dessen, die sie ausmachten, entfaltet und erlebt. sie war mehr als eine, das machte es ihr schwer sich für eine zu entscheiden. sie hatte sich immer wieder neu erfunden, nach zusammenbrüchen neue konstruktionen ihrer person geschaffen, sie gelebt eine weile, um wieder eine andere zu sein, die dem neuen standhielt und dann wieder verworfen, was ausgelebt war. es war anstrengend so zu leben.
in jeder neuen konstruktion hatte sie neues gelernt, mit jedem verlust einen gewinn gemacht. jetzt, im rückblick, verstand sie. du bist stark, sagten die, die sie kannten, zu kennen glaubten. keiner kennt den anderen, dachte anna, und dass sie sich selbst nicht kannte. sicher, da war dieses etwas, das gleich blieb und sich jedem wandel beharrlich verweigerte. es war der kern. den kern finden, darauf kam es an, dessen war sie sich sicher. es musste ihn geben diesen kern, der unbeeindruckt von konstruktionen überlebt, der die radikalsten wechsel übersteht, die idee des eigenen wesens die alles überlebt, die feste größe, die form, die halt gibt. manchmal glaubte sie zu erkennen. dann war es wieder weg dieses vermeintliche verständnis ihrer selbst, überbordet von dem, was das leben forderte.
sie war müde vom suchen und finden, vom neuerfinden und vom verlieren. müde von dem, was erwartet wurde, von sich selbst und von anderen. es fiel ihr schwer sich abzugrenzen, zu oft ließ sie sich in die gefühle und gedanken anderer hineinziehen. vielleicht war es das, was sie von sich selbst ablenkte - das andere im anderen und das etwas in ihr, das nicht fähig war bei sich selbst zu bleiben.
seltsam dachte anna, und dass es immer nur die annäherung an die dinge war, welche das denken über sie prägen. das identische, ein rätsel? in bezug auf sich selbst fehlten antworten. das material ändert sich. aber blieb die form bestehen und konnte sie es überhaupt? war es möglich in eine eindeutige form gegossen zu sein? ihre gedanken überschlugen sich, schlugen gegeneinander.
die müdigkeit überflutete sie. anna hatte mühe die augen aufzuhalten. nur nicht einschlafen, sonst würde sie den ausstieg verpassen. draußen zogen regennasse bäume vorbei. sich auflösen, in wasser zerfließen. die bäume taten es nicht, sie konnte es nicht.es roch nach herbst. sie hatte den duft eingeatmet am morgen, als sie das haus verlassen hatte. ein neuer herbst, der sich zu ihrem herbst legte. wie viele wechsel würde sie noch erleben? gut, dass sie es nicht wusste.
sie sah es, spürte es, die materie, der stoff aus dem sie war, wurde ein anderer, streifte zellen ab, verlor hormone, ließ andere überschiessen, veränderte seine flüssigkeiten, jeder quadratzentimeter haut, anders, als er gewesen war. sie mochte das neue material nicht, mochte es nicht, sich dem eigenen verfall gewahr zu sein und wusste, dass ihr das nichts nützte. aus ihrem herbst würde nur ein winter werden. der frühling, für immer verloren. das veränderte material musste in die form integriert werden, heimisch werden in ihrem körper, ihrem geist und ihrer seele. anna musste den kern finden dieses mal, nicht sich neu erfinden, wieder einmal. aber sie war so unendlich müde.
das wort gefiel ihr nicht, aber es drückte aus, was sich in ihr ausbreitete. ein ich will nicht mehr weiter machen wollen, das sich schwerfällig gegen ein weitermachen sollen drückte. weitermachen, womit eigentlich, fragte sie sich. mit dem leben, gab sie sich selbst die antwort.
das leben ist kostbar. das wusste sie. eine kostbarkeit, denn man hat nur eins. anna glaubte nicht an eine wiedergeburt, schloss sie aber nicht aus, aber auch wenn sie wiedergeboren werden würde, sie würde es nicht wissen, nichts wissen von ihrem alten leben, das sie aufgebraucht hatte und nichts von dem, was sie mit hinüber nehmen würde in ein fremdes neues leben.
sie hatte nur ein leben. anna sah aus dem fenster des zuges. hinter der verschmierten scheibe raste das außen vorbei, schob sie vehement in ihr innerstes. sie wollte, dass der zug anhielt, wollte aussteigen, ankommen in einem irgendwo wo es anders war als es war.
ein leben, dachte anna, und dass sie in dieses eine leben viele gepackt hatte. so war es gewesen und so würde es sein, bis es zu ende war. es war ein automatismus geworden. eins nach dem anderen und jedes anders. in jedem teile dessen, die sie ausmachten, entfaltet und erlebt. sie war mehr als eine, das machte es ihr schwer sich für eine zu entscheiden. sie hatte sich immer wieder neu erfunden, nach zusammenbrüchen neue konstruktionen ihrer person geschaffen, sie gelebt eine weile, um wieder eine andere zu sein, die dem neuen standhielt und dann wieder verworfen, was ausgelebt war. es war anstrengend so zu leben.
in jeder neuen konstruktion hatte sie neues gelernt, mit jedem verlust einen gewinn gemacht. jetzt, im rückblick, verstand sie. du bist stark, sagten die, die sie kannten, zu kennen glaubten. keiner kennt den anderen, dachte anna, und dass sie sich selbst nicht kannte. sicher, da war dieses etwas, das gleich blieb und sich jedem wandel beharrlich verweigerte. es war der kern. den kern finden, darauf kam es an, dessen war sie sich sicher. es musste ihn geben diesen kern, der unbeeindruckt von konstruktionen überlebt, der die radikalsten wechsel übersteht, die idee des eigenen wesens die alles überlebt, die feste größe, die form, die halt gibt. manchmal glaubte sie zu erkennen. dann war es wieder weg dieses vermeintliche verständnis ihrer selbst, überbordet von dem, was das leben forderte.
sie war müde vom suchen und finden, vom neuerfinden und vom verlieren. müde von dem, was erwartet wurde, von sich selbst und von anderen. es fiel ihr schwer sich abzugrenzen, zu oft ließ sie sich in die gefühle und gedanken anderer hineinziehen. vielleicht war es das, was sie von sich selbst ablenkte - das andere im anderen und das etwas in ihr, das nicht fähig war bei sich selbst zu bleiben.
seltsam dachte anna, und dass es immer nur die annäherung an die dinge war, welche das denken über sie prägen. das identische, ein rätsel? in bezug auf sich selbst fehlten antworten. das material ändert sich. aber blieb die form bestehen und konnte sie es überhaupt? war es möglich in eine eindeutige form gegossen zu sein? ihre gedanken überschlugen sich, schlugen gegeneinander.
die müdigkeit überflutete sie. anna hatte mühe die augen aufzuhalten. nur nicht einschlafen, sonst würde sie den ausstieg verpassen. draußen zogen regennasse bäume vorbei. sich auflösen, in wasser zerfließen. die bäume taten es nicht, sie konnte es nicht.es roch nach herbst. sie hatte den duft eingeatmet am morgen, als sie das haus verlassen hatte. ein neuer herbst, der sich zu ihrem herbst legte. wie viele wechsel würde sie noch erleben? gut, dass sie es nicht wusste.
sie sah es, spürte es, die materie, der stoff aus dem sie war, wurde ein anderer, streifte zellen ab, verlor hormone, ließ andere überschiessen, veränderte seine flüssigkeiten, jeder quadratzentimeter haut, anders, als er gewesen war. sie mochte das neue material nicht, mochte es nicht, sich dem eigenen verfall gewahr zu sein und wusste, dass ihr das nichts nützte. aus ihrem herbst würde nur ein winter werden. der frühling, für immer verloren. das veränderte material musste in die form integriert werden, heimisch werden in ihrem körper, ihrem geist und ihrer seele. anna musste den kern finden dieses mal, nicht sich neu erfinden, wieder einmal. aber sie war so unendlich müde.
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