Donnerstag, 23. Februar 2012

vom selbstbestimmten leben ...

viele menschen leben in einer weise veräußerlicht, dass sie in einer passiven hingabe aufgehen, an das, was sie umgibt. nun könnte man sagen - das ist doch keine passive hingabe, wenn wir die dinge tun, das tun allein ist doch bereits ein agieren und somit aktives tun.

ist es nicht, denn es kommt darauf an, mit welchem bewusstsein wir tun, was wir tun. tun wir es, weil wir es tun müssen, ist das in gewisser weise passiv, weil es ohne die bewusst getroffene entscheidung es auch tun zu wollen, getan wird. aktives tun aber erfordert eine entscheidung, den willen dieser entscheidung zu folgen und sie in selbstbestimmtes handeln umzusetzen, zu dem ich ja sagen kann.

am deutlichsten wird dieses passive sich hingeben am beispiel des umgangs mit den medien, besonders des fernsehens. wir verlieren uns an das bild, anstatt eigene bilder im eigenen kopf zu schaffen und diese in unsere welt zu tragen, damit sie lebendig werden können.

die fernsehbilder simulieren uns welt. sie sagen uns: schau, das ist die welt, sie ist so und so, diese welt steht dir zur verfügung, dieses bild von welt ist die wirklichkeit

die fernsehbilder besetzen unsere eigene urteilsbildung, sie manipulieren uns und untergraben das eigene im fremden. der moderne mensch ist so sehr mit den bildern der wirklichkeit des da draussen beschäftigt, ja geradezu überflutet, dass er das eigene leben nicht nur als teil dieser wirklichkeit wahrnimmt, sondern es längst in sie integriert hat.

das eigene ist geblendet, es ist überblendet, es ist blind für sich selbst, es schwimmt im strom dessen, was man ihm als wirklichkeit vorgaukelt und versinkt im meer der gleichmacherei.

das gefühl der zunehmenden inneren leere im individuum und im kollektiv entsteht durch die überbordende fülle von informationen die von außen wirken.

die folge: das innen und das außen verschmelzen, das innen wird weniger und weniger wahrgenommen, das ich wird zersplittert. es wird zu einer unbekannten größe im großen ganzen. auf diese weise wirkt die manipulation der medien auf den geist des menschen, der das wohl weiß, aber sein bewusstsein dafür verschlossen hat.

wir sind keine bürger mehr, wir sind konsumenten.

das ist tragisch, denn es geht nicht nur auf kosten des einzelnen, es geht auf kosten des ganzen. immer tiefer dringt die materialisierung der welt in immer tiefere schichten des menschlichen ein. wir halten uns zwar für selbstbestimmte individuen, sind es aber nicht. wir sind überindividualisert - ein zweischneidiger begriff. der moderne mensch ist egozentrischer als jemals zuvor, einerseits strebt er nach selbstverwirklichung, andererseits ist er jedoch gleicher, wie er gleicher nicht sein könnte. das führt zu einem spannungskonflikt. dieser spannungskonflikt entzieht sich der bewussten wahrnehmung. das individuum beharrt zwar auf seiner geglaubten autonomie, funktioniert aber dennoch als konsument und wird zum teil eines systems, dass sich selbst auffrisst.

der überindividualiserte mensch ist einsam. eine folge der überindividualisierung. reale beziehungen zu anderen bröckeln und werden durch das soziale netzwerk ersetzt, paarbeziehungen haben keine dauertüchtigkeit mehr, familien werden gegründet, um sich letzlich selbst zu zerstören. der überindividualisierte mensch ist verstört.

der familiäre rückhalt ist im gleichen maße dünn wie der emotionale zusammenhalt, das eis auf dem unsere kinder haltlos gehen, bricht. manche von ihnen versinken in depression, andere verweigern sich dem system, wieder andere werden drogenabhängig oder aus tief empfundener ohnmacht heraus zu aggressoren, die auf alles schlagen um zu zerschlagen, was sie emotional geschlagen hat, die jugendgefängnisse sind überfüllt. die anderen rappen und klagen an, was sie kaputt macht, aber keiner hört sie, dabei sagen sie laut woran es mangelt, in diesem system.

diese gesellschaft ist krank. und alle wissen es und alle beklagen das problem und zu wenige handeln.

handeln ist schwer und wie handeln sollen und können ist die frage.

kein wunder! die übermacht der probleme überflutet parallel mit den bildern der medien das eigene denken und in folge das eigene wollen. die übermacht der probleme, die permament aufmerksamkeit fordern, vermüllt sogar die gehirne kluger menschen. was wirkt ist ein kollektives ohnmachtsgefühl, das schlußendlich zur lähmung führt. der zufriedene konsument ist zwar längst nicht mehr zufrieden, aber er ist unfähig geworden, angesichts der masse von problemen nach lösungen zu suchen. wie auch? wer ständig auf dem problem herumdenkt findet keine lösung! im gegenteil - das problem manifestiert sich durch das maß an aufmerksamkeit, das wir ihm schenken.

das ist was ist.
und alle wissen es und nichts wird anders.
warum?

die innere freiheit ist uns abhanden gekommen, wir funktionieren angeschlagen, aber immer noch gut im sinne des systems. das ist der zweck der übung.

der freie wille ist das zauberwort, dem die modernen hirnforscher die existenz absprechen. und doch, es gibt ihn. es gibt ihn, den willen nach innerer freiheit, der uns dazu befähigt entscheidungen zu treffen und eigene setzungen zu machen. der wille, der uns erlaubt eigene wahrheiten zu erschaffen, eigene wege zu gehen, eigene wirklichkeiten zu kreieren.

der mensch ist schöpfer, aber er hat es vergessen und die wenigen, die es uns vormachen werden bewundert, für das von uns vergessene, anstatt, dass sie uns daran erinnern, es ihnen nach zu tun.
jammern und beklagen ist eben einfacher.

es gibt diese menschen, die sich ihrer inneren freiheit bewusst sind und den willen haben sie zu verwirklichen und es auch tun. und das sind nicht die, die mit dem honiglöffel auf die welt kamen, es sind menschen, die sich einer sache verschreiben, die sich einsetzen und nicht auf die probleme stieren wie das geblendete kaninchen ins scheinwerferlicht, sondern kämpfen, für das, woran sie glauben, auch wenn der preis hoch ist. es gibt sie, die rückgrat haben und ja sagen, zu sich selbst und den möglichkeiten, die in ihren potentialen liegen und sie nutzen.

von ihnen allerdings nehmen wir in den medien zu wenige wahr, dafür umso mehr von den anderen. dafür sorgen allseits beliebte formate wie das paradebeispiel "natürlich blond". hier wird der einfältigkeit ein hohes lied gesungen. ich bin fassungslos und wende mich schnell wieder anderem zu.


dem philosophen etienne de la boitié zum beispiel, der in seinem werk mit dem titel: "von der freiwilligen knechtschaft des menschen" folgendes bemerkte: "wir werden nicht nur mit der freiheit, sondern mit dem trieb sie zu verteidigen geboren."

ja, ist der mensch entartet? möchte man sich da fragen und: was für ein unglück hat den menschen so unnatürlich machen können, dass er, der zur freiheit geboren ist, die erinnerung an sein ureigenes wesen vergessen hat?

es ist das banale, das geschmacklose, das geistlose, das ungute, die gier, was uns von den medien infiltriert wird. es ist die gewohnheit, die faulheit, die ergebenheit in das scheinbar unveränderbare, die mutlosigkeit in der wir wabern und es ist die angst, die geschürt wird und feigheit gebiert. der wille wird lahm gelegt und mit dem erlahmten willen gehen der mut und die tapferkeit verloren.

wissen wir doch schon lang! ja, wissen wir!

und da steckt der teufel drin, denn was lange bewusst ist, wird schal und unlebendig, wie der alte graue könig am anfang des märchens, dem das wasser des lebens fehlt, wie c.g. jung einmal schrieb.


der impuls, der neues leben bringt, befindet sich im universum nebenan, in der unbekannten welt. deswegen müssen helden im märchen ins unbekannte, ins neuland gehen, mit aller angst, die das mit sich bringt. das setzt eine entscheidung vorraus, den willen zum aufbruch, das sich trennen wollen vom alten überholten und die neugierde auf das (geistige) neuland.
das setzt die fähigkeit vorraus eigenständig und zielgerichtet zu denken und zu handeln, wahrzunehmen was ist und abstraktionen zu bilden. schöpferisches denken setzt es vorraus und den willen zu erschaffen. das sind kräfte, die für durchsetzung stehen, für initiative, für neubeginn und veränderung, das ist auch die kraft, der jungen. aber die jungen schweigen und konsumieren wie die alten und die jungen, die schreien, hören wir nicht.

wir hören, was uns zu wissen gegeben wird, wir sehen, was uns zu sehen gegeben wird und alles, was uns das hören und sehen vergehen lassen könnte, weil es uns neu berühren könnte, würgen wir ab.


na dann, leben wir weiter in im trüben sumpf des multimedialen alltags und verpuppen uns vollends in einen kokon. nur, auf diese weise kommt da niemals ein schmetterling heraus. der will nämlich frei sein und fliegen.






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