Dienstag, 13. September 2011

die mondin




der mond und verbringen die nacht miteinander. er voll und hell am schwarzen nachthimmel, ich blass und mit verheultem gesicht am fenster sitzend, weil ich wieder einmal darüber nachdenke, dass ich einen menschen, den ich liebe, einmal sehr verletzt habe, ohne es zu wollen.

ich sitze da, schlaflos, und starre ihn an, diesen vollen runden mond, der so stille steht, dabei steht er gar nicht, aber auch egal, man sagt so. seit ich ein kind bin, sagt man so und es ist mir auch nicht wichtig, was der mond genau macht, ich muss  nicht alles wissen. ich schau ihm gern dabei zu wie er da oben steht am schwarzen nachthimmel und dann bilde ich mir ein, dass er mir dabei zuschaut wie ich da unten sitze und es macht mir auch nichts aus, dass es ihm egal ist, was ich mache.

ein gutes gefühl ist das, einfach sein zu dürfen, denke ich beim da sitzen. nebenbei fällt mir ein, dass die deutschen die einzigen sind, die der mond zur mondin sagen. in italien ist es die mondin und in frankreich ebenso, la luna, la lune und das ist wahrer, denn der mond entspricht dem weiblichen prinizip und das macht ihn mir noch sympatischer.

wie eine große mutter strahlt die volle mondin von da oben auf mich herunter und ich fühle mich nicht klein, weil sie so groß ist in dieser nacht und ich es nicht bin. ihr großsein machte mich nicht kleiner wenn ich mich in ihr spiegele, mich, die ich auch eine mutter bin und mich selbst oft klein mache, weil ich so viel großes tun will und es nicht schaffe. dass ich das nicht schaffe schafft mich manchmal und dann tut es mit leid, dass ich noch immer nicht über mich hinauswachsen kann wie die mondin, bis sie ganz voll und rund und hell ist.

ich bin nicht hell, ich meine ich halte das nicht durch mit dem hell sein, weil ich so viel dunkles in mir spüre und weil ich dazu neige, das dunkle oft mehr zu gewichten als das helle, obwohl mir das helle lieber ist das das dunkle, aber irgendwie zieht mich das dunkle magisch an.ich suche nach und in den schatten um mich dann mit ihnen zu befassen, weil  es mich fasziniertund weil ich weiß, wo viel schatten ist, ist auch viel licht. das ist das helle im dunklen und das erkenne ich und dann fühle mich wie eine schatzsucherin, die eine kiste mit glänzendem gold gefunden hat. aber manchmal leuchte ich, das spüre ich, das ist wie ein warmes glühen von innen nach aussen. das spüre ich, wenn ich tue was ich liebe. ja, dann leuchte ich und für einen moment in der zeit bin ich dann voll, so voll und hell wie die mondin.