Willst du den Charakter eines Menschen erkennen, so gib ihm Macht“, sagte einst Abraham Lincoln. Gott hab ihn selig, den klugen Mann. Lincoln musste es wissen, hatte er als Politiker doch ständig mit Machtmenschen zu tun.
Machtmenschen und Menschinnen sind immer und überall. Besonders häufig findet man sie an exponierten Stellen, wo sie was zu sagen haben und sie tun meistens auch so, als hätten sie mehr zu sagen als sie in der Tat zu sagen haben.
Machtspieler - ich spar mir jetzt mal den Gender Kram mit INNEN hinten, versteht sich von selbst, dass ich auch weibliche meine - sind in den meisten Fällen ihrer Struktur nach Menschen, die sich in ihrem eigenen Selbstkonzept als klein, unbefriedigt, benachteiligt oder ohnmächtig in gewissen Lebensbereichen erfahren. Und das kann dieser Typus gar nicht haben.
Er kompensiert also den Mangel an allen Stellen wo das Leben ihm dazu nur die geringste Chance bietet. Üble Zeitgenossen in der Tat und Gott behüte, dass ich jemals wieder Opfer eines solchen Menschen werde. Aus Erfahrungen wird der Kluge eben klüger.
Ich habe es erlebt das Spielchen des Machtspielens und ich habe daraus gelernt. Zunächst dergestalt, das ich diese Protagonisten eines miesen Stückes, in dem sie sich als Hauptdarsteller inszenieren rieche, bzw. sehe und noch besser: spüre.
Ich sehe es an der Mimik des Gesichts, denn die zeigt mit zunehmendem Alter, genau den, der wir sind. Nebenbei, wir haben genau das Gesicht, das wir uns verdient haben.
Machtmenschen haben dieses typische "verkniffene, klein- und eng zusammenstehende Augen" Gesicht samt der dazu passenden verkniffenen Lippen mit einem verräterischen Zug nach unten Richtung Kinn. Es gibt noch andere physiognomische Erkennungsmerkmale, aber die Mühe will ich mich hier jetzt nicht machen.
Man achte zudem auf die Körpersprache, die oft extrem extrovertiert daher kommt. Des Weiteren achte man auch auf die Stimme, denn sie ist, wie Rufus Beck einmal so treffend sagte, das zweite Gesicht eines Menschen.
Die Stimme des Machtspielers klingt meist, trotz möglicher Tiefe (Brustton der trainierten Eigenüberzeugung) schrill, ist mehrere Oktaven zu laut und galoppiert Wort spuckend, als gäbe es Silberlinge dafür, im schnellen Duktus über alles hinweg, was sich nicht rechtzeitig in Deckung bringt. Zweck der Übung: Der andere soll nicht zu Wort kommen. Unterbewusstes Motiv: aus dem Gefühl heraus geboren, ich muss in der Kommunikation (die nur ganz selten ein echter Diaolog ist), die Fäden in der Hand behalten.
Meist sind Machtspieler auch Viel- und Gernsprecher. Sie reißen sich um jede Möglichkeit anderenetwas vorzutragen, was sie meistens nicht mal selbst erdacht haben, es sich aber als Selbsterdachtes an die Brust heften und als solches kommunizieren. Wie schamlos ist das denn?
Nun gut. Weiter: Bei der Machtdemonstration spielt ein Mensch einem anderen gegenüber seine Macht aus. Das geht am Besten wenn man in irgendeiner Weise vom Machtspieler abhängig ist. Der Machtspieler genießt und benutzt jede Form von Abhängigkeit. Er lässt uns spüren, dass wir von ihm abhängig sind und wir uns also seinem Willen zu unterwerfen haben. Er genießt seine Machtdemonstration wann immer er kann. Ich denke, das genügt als kurze Profilbeschreibung dieser Spezies , ist eh schon zu fast viel Beschäftigung meiner kostbaren Gedanken mit solch armen Seelen.
Die Frage ist: Wie reagiere ich stilvoll, wenn jemand seine Macht ausspielt?
Die Antwort lautet: Erst mal keine Angst zeigen, auch wenn man sie hat!
Denn: „Das Geheimnis jeder Macht besteht darin, zu wissen, dass andere noch feiger ist als wir.“ Dies erkannte einst ein deutscher Schriftsteller, dessen Name ich leider vergessen habe.
Das bedeutet im Umkehrschluss: Haben wir den Mut, das unangenehme Verhalten des Machtspielers einfach anzusprechen und ihm zu sagen, was uns stört und wir sein Spiel nicht mehr mitmachen werden!
Zweifelsohne erfordert das mehr als etwas Mut( aber der Mut steht ja bekanntlich immer hinter der Angst) jemandem, der Macht hat, derart entgegenzutreten. Aber, und das weiß ich auch aus eigener Erfahrung - es lohnt sich ganz gewiss. Denn der Machtspieler wird uns, wenn wir ihm seine Grenzen gezeigt haben, in Zukunft respektvoller behandeln.
Aufhören wird ein Machtspieler bedauerlicherweise dennoch nie, der sucht sich andere Opfer, aber er wird uns nicht mehr belästigen, denn nur, wenn einer ängstlich und demütig den Rücken beugt kann man ihm rein treten - nichts anderes ist das kleingeistige Motiv des Machtspielers. Irgendwie zu erbärmlich um so einen überhaupt ernst zu nehmen, finde ich.
(c) angelikawende
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