Ich habe mein Leben seit ich denken kann als eine Entwicklung angesehen, die von der Geburt bis zum Tod einen Sinn macht. In meiner Sicht von Welt gibt es keine Zufälle, alles was uns begegnet hat einen Sinn, einen Zweck. Was uns widerfährt sind Aufgaben, die das Ziel haben, uns zu dem zu machen was wir sind, uns zu dem zu machen was unserem Wesenskern entspricht.
Jeder Mensch hat eine Aufgabe, seine ureigene Aufgabe in der Welt und ich glaube, dass jeder Mensch vom Universum geleitet und geführt wird, hin zu seiner Bestimmung. Das Schicksal ist eine Kraft die dann korrigierend eingreift wenn wir den falschen Weg einschlagen und die Zeichen nicht sehen.
Das Schwierige an den Zeichen ist, dass wir sie oft nicht richtig zu deuten wissen. Wir interpretieren, so wie wir sie zu verstehen glauben oder verstehen wollen. Geprägt von den Erfahrungen, die wir machen, unterscheidet sich die Wahrnehmung der Menschen individuell stark voneinander. Die Sicht der Dinge ist immer abhängig vom Auge des Betrachters und was sein Auge sieht und ins Innere aufnimmt wird immer bestimmt von dem wie er Welt begreift. Deshalb ist es so schwer die Zeichen zu deuten und zu verstehen.
Heute Morgen, nach einer schlaflosen Nacht, nahm ich ein Buch von Paolo Coelho aus dem Regal und schlug es an irgendeiner Stelle auf. Genau die Stelle wo es um die Zeichen geht. Ich las: „Zuerst glauben wir an nichts, oder wenig, dann zweifeln wir, denken wir hätten uns geirrt, darauf erscheint uns alles ein Zeichen – und erst viel später, wenn dir ein Zeichen auf deinem Weg mehrfach begegnet, ohne dass du es gesucht hättest, begreifst du, dass du es mit einer Sprache zu tun hast, die jenseits der Realität liegt. Das Zeichen ist eine Sprache. Es ist ein Alphabet, das du perfektionierst, um mit der Weltenseele zu sprechen, mit Gott. Es ist individuell und du lernst es indem du dich irrst.“
Ich habe mich oft geirrt und darum habe ich oft die gleichen Fehler gemacht. Ich habe sie gemacht, weil ich es nicht besser wusste und nicht besser konnte. Den größten Fehler, den ich gemacht habe, habe ich immer weiter gemacht, ich habe mich selbst nicht gut behandelt und dieser Fehler zieht viele andere nach sich.
Ich weiß aber, indem man sich den wesentlichen Fehler anschaut, das was man immer tut und was einem nicht gut tut, begreift man mit der Zeit, dass all die Wiederholungen von Erfahrungen die uns in immer neuer Gestalt begegnen Zeichen sind, die uns auf unseren wesentlichen Fehler aufmerksam machen wollen. Es ist ein langer Prozess, bis man wird sich bewusst wird, wo der Urgrund der Dinge liegt, der wie eine Quelle all das sprudeln lässt, was zu allem was wir erfahren haben geführt hat und immer wieder hin führt zu dem was wir erfahren.
Die Quelle meines Fehlers ist, dass es mir nicht gelingt mich genug zu lieben. Weil mir das nicht gelingt, habe ich mich selbst oft schlecht behandelt und sogar in Momenten des größten Glücks und der intensivsten Freude war und ist da dieser Teil in mir, der mir zuflüstert: das hast du nicht verdient. Das Glück und die Freude verwandelten sich in Angst das Schöne und Gute wieder zu verlieren. Und ich habe es verloren. Es wurde mir nicht genommen, ich habe es mir selbst genommen.
Ich habe mir Dinge gesucht, sie mir sogar erschaffen, ich habe mir Ziele gesetzt und sie sogar verfolgt, und als ich sie vor Augen hatte, sie ganz nah an der Erfüllung waren, habe ich sie zerstört, unbewusst aus einem inneren Drang heraus. Sie hat gesiegt, die Andere in mir, die mich den großen Fehler machen lässt.
Menschen bauen auf und zerstören. Es ist ein Trieb, so sind wir angelegt. Aber manchmal zerstören wir unbewusst das Gute. Aber wir sind auch so angelegt, dass wir uns das Unbewusste bis zu einem gewissen Grad bewusst machen können. Wir haben einen Verstand und wir besitzen die Fähigkeit zu entscheiden. Das bedeutet wir haben die Wahl. Unabhängig vom großen Plan, haben wir in unserem Leben die Möglichkeit zu wählen, auch wenn sich am Plan vielleicht dadurch nichts ändert. Das Entscheidende ist der Versuch, der Wille zu kämpfen und sich nicht wehrlos einem Schicksal unterzuordnen, von dem wir glauben so ist es für uns bestimmt.
Vielleicht ist es ja gerade der Plan, dass wir lernen aus all den vermeintlichen schicksalhaften Geschehnissen, dass wir gerade durch sie aufgefordert sind unser Schicksal zu wandeln. Ein Mensch bei dem alles glatt läuft, dessen Leben kaum Höhen und Tiefen hat, wird sein Schicksal nicht wandeln wollen. Er lebt, wahrscheinlich ohne viel darüber nachzudenken, im Einverständnis mit dem Plan, den das Universum für ihn bestimmt hat. Jeder aber, dem das Universum Schweres auferlegt, jeder, den es immer neu Leid erfahren lässt, hat vielleicht genau die Bestimmung dieses Leid zu wandeln. Wenn er es nicht immer wieder versucht, verliert die Weltenseele das Interesse.
Wir haben die Wahl. Ob wir ein Schicksal annehmen und daran zerbrechen oder ob wir das, was uns gegeben ist, anschauen und überlegen was wir daraus machen können. Wenn wir glauben keine Wahl zu haben fühlen wir uns hilflos und ausgeliefert. Was können wir tun um in den Zustand zu gelangen, die Möglichkeit der Wahl zu haben, frage ich mich. Es hilft sich die Umstände anzuschauen, die zum Scheitern geführt haben. Befasst man sich damit, wird man feststellen, dass ähnliche, sich wiederholende Handlungsweisen und Verhaltensmuster zu diesem Zustand führten. Und es hilft sich zu fragen: Welche Haltung, welche Gedanken, welche Gefühle führten zu Handlungen, die zu unglücklichen, destruktiven, scheinbar aussichtslosen Situationen in unserem Leben geführt haben? Wo liegt ihre Gemeinsamkeit?
Durch meine eigenen Erfahrungen und die Erfahrungen mit anderen Menschen, deren Leben auch nicht fehlerlos verläuft, habe ich begriffen, dass vieles was wir tun aus der Verstrickung von Beziehungen entsteht.
Die Beziehungen zu anderen und vor allem die Beziehung, die wir zu uns selbst haben, sind wesentlich für das, was uns im Leben begegnet. Ich denke, um die Beziehung zu anderen zu verstehen, um gute Beziehungen mit anderen zu leben, ist es wichtig zuerst die Beziehung, die wir zu uns selbst haben zu klären, denn sonst scheitern unsere Beziehungen zu anderen auf immer ähnliche Weise und immer wieder. Die Beziehung zum Selbst klären und sie zum Guten wenden ist vielleicht eine lebenslange Aufgabe, sicher aber ist es ein immer neuer Versuch zu verstehen. Und da stehen wir wieder an diesem Morgen - ich und die Andere in mir - bei einem neuen Versuch.